Bischof Wilmer ruft in Jerusalem zu Menschlichkeit auf
Mit seiner Reise wolle Bischof Wilmer ein Zeichen setzen: „Mir geht es um Solidarität mit allen Menschen im Heiligen Land, mit Israelis und Palästinensern, mit Juden, Muslimen und Christen. Gedenken und Solidarität der Kirche in Deutschland gelten vor allem den Opfern. Den Opfern des menschenverachtenden Terroranschlags der Hamas. Den Geiseln, die verschleppt wurden, und den Angehörigen, die um sie bangen. Und ebenso der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, die unter der militärischen Auseinandersetzung furchtbar leidet und den Verlust vieler Menschenleben zu beklagen hat“, heißt es in einer Pressemitteilung von „Justitia et Pax" (Mittwochabend). Ähnlich äußerte sich Wilmer am Donnerstag auch vor Ort, wie die Katholische Nachrichtenagentur KNA berichtet:
Wilmer am Grab des Judenretters Oskar Schindler
„Menschen leiden auf beiden Seiten der Grenze. Möge es Menschen geben, die dabei helfen, ihre Wunden zu heilen und ihre Leben zu retten", sagte der Bischof demnach am Grab des Judenretters Oskar Schindler auf dem katholischen Friedhof auf dem Zionsberg. Begleitet wurde Wilmer unter anderem von Rabbiner Gadi Gvarjahu, dem Begründer des israelischen Bündnisses „Tag Meir" (Schild des Lichts) gegen Rassismus und Gewalt in Israel.
Schindler (1908-1974), dessen Leben von vielen Widersprüchen, Verfehlungen und Schuld ebenso wie von Liebe und Menschenfreundlichkeit geprägt gewesen sei, habe durch die Rettung von Juden einen wichtigen Akt nicht nur für die Geretteten gesetzt. „Dieses Zeichen ungebrochener Menschlichkeit ist eine sehr klare Anzeige, dass Gewalt und Antisemitismus nicht das letzte Wort haben werden", so Wilmer.
Zusammen mit dem Rabbiner und den Mönchen der deutschsprachigen Benediktinerabtei Dormitio legte der Bischof Blumen auf dem Grab nieder. Mit seiner Tat habe Schindler dazu beigetragen, „nicht den Glauben in die Menschlichkeit zu verlieren und Brücken zu bauen zwischen den Nachfahren der Verfolgten und den Nachfahren der Verfolger", sagte Wilmer. Um nicht zu „religiösem Trost" zu degenerieren, müsse dieser Gedanke begleitet werden von einer „selbstkritischen Reflexion darüber, was wir den Opfern und leidenden Menschen in diesen Tagen schulden". Anschließend pflanzte Wilmer auf dem Abteifriedhof zusammen mit Abt Nikodemus Schnabel einen Ableger des tausendjährigen Rosenstocks vom Friedhof des Hildesheimer Mariendoms, Wahrzeichen des Bistums.
Mehr zur Reise
Wilmers bis Sonntag dauernder Besuch steht nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz im Gedenken an die Novemberpogrome 1938, das am 9. November begangen wird. Bei einem Besuch in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gedachte Wilmer am Donnerstagmorgen der Opfer der Schoah und betete für die Opfer von Verfolgung und Antisemitismus. Am Rande des Besuchs mahnte er laut Bischofskonferenz dazu, Antisemitismus in „den vielfältigen Gesichtern" dieser Tage entgegenzutreten und die „jüdischen Geschwister" nicht allein zu lassen. Es schmerze besonders, dass sich auch in Deutschland Juden wieder Bedrohung und Diskriminierung ausgesetzt sähen und „zur Projektionsfläche für tiefliegende Probleme" würden.
Wilmer war am Mittwochabend im Heiligen Land eingetroffen. Ein Gesprächspartner soll auch der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa sein. Außer Jerusalem stehen Besuche in Tel Aviv sowie dem Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth auf dem Programm.
(kna/pm - sst)
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