Heute: Der Heilige Nikolaus - was wir über ihn wissen
Was wissen wir historisch über den Heiligen Nikolaus, außer dass er Bischof von Myra in Lykien, der heutigen Türkei, war? Nicht viel. Der Heiligenexperte Becker-Huberti erzählt in einem Interview mit dem Domradio, dass trotz der Reliquien, deren Authentizität nicht bestätigt werden kann, und der Legenden, die nicht klar zwischen Nikolaus von Myra und Sion unterscheiden, das Bild des Heiligen verschwommen bleibt.
Ein gehorsamer Mensch
Unserem Wissenstand nach wurde Nikolaus gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Patara geboren, einer antiken Stadt an der Mittelmeerküste Lykiens. Seine wohlhabende christliche Familie legte von Anfang an Wert auf Gehorsam und religiöse Unterweisung. Einem Überlieferung zufolge war ein Onkel von ihm Bischof in Myra, eine Position, die Nikolaus später selbst einnehmen sollte. Frühzeitig verlor er beide Eltern. Inspiriert von der biblischen Erzählung des reichen Jünglings entschied er sich jedoch dazu, sein gesamtes Erbe für die Unterstützung von Bedürftigen, Kranken und Armen einzusetzen.
Später, als Bischof von Myra, wurde er unter Kaiser Diokletian ins Exil gesandt und in Gefangenschaft genommen. Nach seiner Befreiung nahm er im Jahr 325 am Konzil von Nizäa teil und verstarb am 6. Dezember 343 in seiner Bischofsstadt.
Eine heilige Ohrfeige für den Häretiker
Der Legende nach verlor Nikolaus beim Konzil jedoch die Fassung: Als der Priester Arius Jesus als weniger gottgleich darstellte, verließ Nikolaus wütend seinen Platz und ohrfeigte Arius. Diese hitzige Reaktion brachte ihn in Konflikt mit anderen Teilnehmern, führte zum Verlust seines Palliums und zwang ihn zum Verlassen des Saals. Am Ende jedoch bestätigte das Konzil die Göttlichkeit Christi, und die Legende besagt, dass die Mutter Gottes Nikolaus lobte, während die Synodenteilnehmer über die Kontroverse staunten. Das Altarbild in der römischen Kirche Santa Maria Maddalena stellt die Szene dar, in der die Muttergottes dem heiligen Nikolaus das Pallium zurückgibt.
„Nikolaus von Bari“
Nach dem Tod von Nikolaus wurde sein Grab in Myra bald zu einem Anziehungspunkt für Pilger, die den Reliquien des Bischofs Wundertaten zuschrieben. Von Anfang an entsprang ihnen eine geheimnisvolle Flüssigkeit, die „Manna“ genannt wird.
Im 11. Jahrhundert wurde Lykien von den Türken erobert. Kaufleute aus Apulien stahlen daraufhin die Reliquien und brachten sie im Jahr 1087 nach Bari. Dort errichteten sie eine Kirche zu Ehren des Heiligen, unter deren Altar die Reliquien seitdem ruhen.
Gefüllte Stiefel
In den Niederlanden und anderen Regionen des germanischen Sprach- und Kulturraumes wird das Fest des Heiligen (unter dem Namen „Sint Nikolaas“ oder „Sinteklaas“ auf Holländisch) traditionell von Kindern mit der Hoffnung auf vorweihnachtliche Geschenke verbunden. Sie platzieren am Vorabend des Nikolaustages stellen Stiefel vor die Tür, um sie am nächsten Tag mit Süßigkeiten oder kleinen Geschenken gefüllt vorzufinden. In vielen Gemeinden besucht der heilige Nikolaus persönlich die Kinder mit seinem typischen Bischofsstab und seiner Mitra.
Trotz der Unsicherheiten bleibt Nikolaus ein faszinierendes Rätsel. Seine Bedeutung im Volksglauben und die verschiedenen Interpretationen seiner Geschichte machen ihn zu einem der interessantesten und zugleich rätselhaftesten Heiligen der christlichen Tradition.
(cna/domradio/vatican news - sb)
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