D: Schlechtes Zeugnis für Umgang mit Missbrauch in EKD
Auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat von der evangelischen Kirche eine systematische institutionelle Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs gefordert. Die Ergebnisse der bundesweiten Missbrauchsstudie seien erschreckend, erklärte Paus. Ihr Mitgefühl gelte allen Betroffenen. Das Vertrauen der Betroffenen in die Institution der evangelischen Kirche sei durch einzelne Täter in abscheulicher Weise ausgenutzt worden. Paus verwies zugleich auf das geplante Gesetz zur Stärkung des Amtes der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus.
Laut der Studie gibt es viel mehr Missbrauchsopfer als erwartet: Danach wurden seit 1946 nach "spekulativen" Hochrechnungen mindestens 9.355 Kinder und Jugendliche in evangelischer Kirche und Diakonie sexuell missbraucht. Zudem gibt es 3.497 Beschuldigte, davon gut ein Drittel Pfarrer oder Vikare. Diese Zahlen errechnen sich nach Angaben der Forscher aus den offiziell zurückgemeldeten Ergebnissen der Landeskirchen aus deren Disziplinarakten und aus den Ergebnissen einer Landeskirche, die sowohl Personal- als auch Disziplinarakten ausgewertet hatte. Außerdem wurden Vergleichsstudien herangezogen.
Der Leiter der Forum-Studie, Martin Wazlawik Wazlawik, empfahl der evangelischen Kirche und der Diakonie einheitliche Standards im Umgang mit Missbrauchsfällen und Betroffenen. Weiter müsse es unabhängige Ansprechpartner geben; auch solle eine unabhängige Ombudsstelle errichtet werden. Für Betroffene müsse es „ein Recht auf Aufarbeitung“ geben. Die Anerkennungsleistungen für Betroffene müssten zudem deutlich erhöht werden.
(kna-skr)
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