Österreich: Lackner ruft zur Hilfe für Karabach-Armenier auf
Über die Vertreibung der Menschen hinaus stehe nun aber auch das christliche Erbe jener Region vor der Auslöschung. „Kirchen und Friedhöfe sind nun gleichsam die letzten Zeugen armenisch-christlicher Präsenz, ihr Fortbestand ist nun ungewiss“, schreibt Lackner in seinem Grußwort.
Und der Erzbischof hält weiter fest: „Armenien braucht nun mannigfache Hilfe und Unterstützung.“ Nicht nur müsse den 110.000 Vertriebenen eine neue Existenz geboten werden, es bestehe auch die große Sorge, Aserbaidschan könne in einem erneuten kriegerischen Akt einen Korridor zur Exklave Nachitschewan schließen.
Zudem müsse es das Anliegen aller Christinnen und Christen sein, das ihr Erbe und seiner in früheste Zeiten der Glaubensverbreitung zurückweisenden Geschichte nicht zur bloßen Erinnerung werden zu lassen, „sondern entschieden mit allen verfügbaren Mitteln für seinen Erhalt einzutreten“. Ebenso brauche es aber auch einen „gerechten und dauerhaften Frieden zwischen Armenien und Aserbaidschan“.
Heftige Kritik an Russland
Die aktuelle Situation in Armenien bzw. in Berg-Karabach ist das Schwerpunktthema in der Januar-Ausgabe des ICO-Magazins. Der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan übt darin u.a. auch heftige Kritik an der internationalen Staatengemeinschaft und Russland.
Am 19. September 2023 hatte Aserbaidschan die armenische Enklave Berg-Karabach mit überlegenen militärischen Mitteln angegriffen. Schon nach einem Tag war der Krieg entschieden. Gut 300 armenische Soldaten waren dabei ums Leben gekommen, auch zivile Opfer waren zu beklagen. Dem Angriff vorausgegangen war eine rund neun Monate dauernde Totalblockade Berg-Karabachs durch Aserbaidschan. Mehr als 110.000 Armenier mussten schließlich im September 2023 über Nacht ihre Heimat verlassen, rund 5.000 kirchliche Güter und Kunstschätze blieben schutzlos zurück. Petrosyan zeigt sich gegenüber dem ICO-Magazin überzeugt: „Das war eine von langer Hand vorbereitete gemeinsame Aktion Aserbaidschans, der Türkei und Russlands.“ Die Waffen armenischer Soldaten von Berg-Karabach würden jetzt von Russland gegen die Ukraine eingesetzt.
Rückkehr der Flüchtlinge unrealistisch
Drastisch schildert der Bischof das triste Los der Karabach-Armenier. Diese hätten nach dem Angriff Aserbaidschans zwei Möglichkeiten gehabt: „Sterben oder flüchten.“ Dass die Geflüchteten in ihre Heimat zurückkehren, hält der Bischof für unrealistisch. Er verweist u.a. auf die Bedingung Aserbaidschans, dass die Menschen zuvor die aserbaidschanische Staatsbürgerschaft annehmen müssten. Zu erwarten, dass Karabach-Armenier eine aserbaidschanische Staatsbürgerschaft annehmen und im Ernstfall gegen Armenier kämpfen, sei eine verrückte Idee.
(kap – mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.