Schweiz: Erstmals mehr Konfessionslose als Katholiken
Während diese Religionsgemeinschaft genau wie die Evangelisch-Reformierten in den vergangenen Jahren stetig kleiner geworden sei, verzeichnete die Gruppe ohne Religionszugehörigkeit eine Zunahme von über 13 Prozentpunkten seit 2010. In den Kantonen Basel-Stadt und Neuenburg bildet sie gar die Mehrheit der Bevölkerung, so das Bundesamt für Statistik in ihrer Mitteilung. Personen ohne Religionszugehörigkeit seien durchschnittlich eher jung, unter den 25- bis 34-Jährigen lag ihr Anteil im Jahr 2022 bei 42 Prozent. Dies würden die neusten Resultate zu den Religionen aus der Strukturerhebung des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigen.
Mit 32 Prozent bilden die Katholiken neu die zweitgrößte Gruppe vor den Angehörigen der evangelisch-reformierten Landeskirche (21 Prozent) und anderen Religionsgemeinschaften (13 Prozent). Dabei handelt es sich hauptsächlich um andere christliche sowie islamische Glaubensgemeinschaften (je 6 Prozent).
Große Unterschiede zwischen den Kantonen
Der Anteil der Personen ohne Religionszugehörigkeit variiert je nach Kanton. In den Innerschweizer Kantonen Nidwalden (24 Prozent), Obwalden (22 Prozent) und Uri (19 Prozent) seien vergleichsweise „nicht einmal halb so viele“ Konfessionslose als in den Kantonen Basel-Stadt und Neuenburg. Am geringsten sei der Anteil der Konfessionslosen im Kanton Appenzell Innerrhoden (15 Prozent). Generell sei die Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit in ländlichen Gebieten der Schweiz weniger stark vertreten als im städtischen Raum (28 Prozent gegenüber 36 Prozent).
Jüngere haben häufiger keine Religionszugehörigkeit
Die Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit sei jünger als die übrige Bevölkerung. Personen ab 75 Jahren gehörten nur zu 16 Prozent keiner Religion an, während ihr Anteil in der jeweils nächstjüngeren Gruppe stetig größer werde (mit Ausnahme der jüngsten Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen). Anteilsmäßig am stärksten vertreten seien Personen ohne Religionszugehörigkeit in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen (42 Prozent). Insgesamt gehören mehr Männer keiner Religion an als Frauen (36 Prozent gegenüber 31 Prozent).
Religion und Spiritualität haben dennoch eine Bedeutung
Viele hätten die Religionszugehörigkeit erst im Laufe ihres Lebens aufgegeben. Ergebnisse aus der vertiefenden Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur im Jahr 2019 zeigten, dass rund zwei Drittel der Personen ohne offizielle Religionszugehörigkeit in der Kindheit einer Religion angehörten. Etwa die Hälfte dieser Personen gehörte davor der römisch-katholischen Kirche und 40 Prozent der evangelisch-reformierten Kirche an. Der Hauptbeweggrund für das Aufgeben der Religionszugehörigkeit sei, dass sie den Glauben verloren oder gar nie einen Glauben gehabt hätten (15 Prozent bzw. 17 Prozent). Ein knappes weiteres Drittel war mit den Stellungnahmen der Religionsgemeinschaft nicht einverstanden.
Knapp ein Drittel der Personen ohne Religionszugehörigkeit würden sich eher oder sicher für spirituell halten, so das Bundesamt für Statistik. So spielten Religion oder Spiritualität in bestimmten Situationen auch für Personen ohne Religionszugehörigkeit eine eher oder sehr wichtige Rolle, z.B. in schwierigen Momenten des Lebens (28 Prozent) oder im Falle einer Krankheit (22 Prozent). Rund 30 Prozent unter ihnen glaube zwar nicht an einen oder mehrere Götter aber an eine höhere Macht.
(pm – mg)
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