D/Rom: „Institutionelle Dimension der Kirche in Deutschland ist eine Stärke"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärte Schenck, sie habe große Hochachtung für „all die Engagierten, die Seelsorgerinnen und Seelsorger in Deutschland, Priester wie Laien, Diakone, Ehrenamtliche, hauptberuflich Tätige, die sich einsetzen für ihre Kirche und für das, wofür wir im Glauben stehen.“ Besonderen Respekt verdienten auch die Caritas, die Arbeit der Kirche in der Flüchtlingsfrage sowie die „Stärke, die ein Stück über die institutionelle Dimension der Kirche kommt, auch in Gesellschaft die Stimme erheben zu können und auch gegenüber der Politik als jemand wahrgenommen zu werden, der für bestimmte Werte steht und diese dann eben auch in die politischen Diskurse einbringt“.
Kirche in Deutschland und Weltkirche: Zusammen gut
Die vergangenen drei Jahre wirkte die Ordensfrau als Amtsleiterin des Augsburger Bischofs Bertram Meier, der ihren Dienst bei ihrem Weggang würdigte und erklärte, sie habe mit ihm zusammen „das Bischofshaus strukturiert und profiliert." Schenck sagte im Gespräch mit uns, sie habe die Kirche in ihrer Augsburger Position „sicherlich noch mal anders erlebt, auch mit der weltkirchlichen Ausrichtung, die Bischof Bertram Meier vertritt und für die er ja auch als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz steht.“ Das Zusammenspiel zwischen Welt- und Ortskirche sieht sie noch nicht ganz ausgeschöpft. „Es ist diese Sicht auf die Kirche in Deutschland, eingebunden in die universale Weltkirche mit ihren verschiedenen Aufgaben und auch Herausforderungen der heutigen Zeit, mit den verschiedenen Kompetenzen, die es braucht, um uns für die für die heutige Zeit aufzustellen.“
Die Aufgabe des Amtsleiters eines Bischofs entspricht dem des früheren bischöflichen Sekretärs, erklärte Schenck. Diese Position sei in der Vergangenheit „natürlich mit Priestern besetzt“ gewesen. „Da hat sich allerdings auch vieles entwickelt in den letzten Jahren, fast schon Jahrzehnten, weil die Komplexität der Aufgaben eines Bischofs - zumindest in Deutschland - zugenommen hat und ein gewisser professioneller Hintergrund erforderlich ist, der möglicherweise über den eines Theologen hinausgeht“, so Schenck. So gebe es „nur noch wenige Bischöfe, die diese Position ausschließlich mit einem Priester besetzt haben.“
Religionswissenschaft, Caritas, McKinsey
Schwester Anna Schenck, geboren 1976 in Augsburg, hat einen vielfältigen Lebenslauf. Sie studierte Religionswissenschaft in Bonn, Tübingen und Lancaster mit Schwerpunkt Islam und Verhältnis zwischen Religion und Politik. Im Zug ihrer Ordensausbildung arbeitete sie im Libanon beim Jesuitenflüchtlingsdienst und bei der Caritas. In jungen Jahren, vor ihrer Ordensberufung, war sie für die multinationale Unternehmensberatung McKinsey tätig. Und sie war eine der Organisatorinnen des Weltjugendtags in Köln 2005 mit Papst Benedikt XVI.
„Tatsächlich bezeichne ich mich selber zunächst als Generalistin, was die inhaltlichen Themenfelder angeht“, so Schenck. „Da hilft mir meine Auffassungsgabe, mich schnell in neue Themenfelder einzuarbeiten und dann eben auch in vernetztes Denken, das heißt, die Erfahrung, die ich mitbringe, dann in dem neuen Themenfeld anzuwenden.“ Auf die Frage nach ihren größten Talenten nennt die Ordensfrau ihre Stärke in der Organisation und im Begleiten und Abschließen von Projekten. Synodalität, also das kirchliche Prinzip des Einbeziehens aller vorhandenen Kräfte, hat sich aus ihrer Sicht bewährt, noch ehe es zum Leitwort der Kirche wurde: „Es ist sicherlich von Vorteil, die verschiedenen Player zu sehen, sie mit einzubeziehen mit ihren Kompetenzen und ihrer Fachlichkeit, die unterschiedlichen Charaktere und Personen zusammenzubringen."
Von Gott geschenkte Talente in den Dienst anderer stellen
Was ihre Talente und Erfahrungen miteinander verbindet, ist, erklärt Anna Schenck, „meine Ordensberufung, meine Bereitschaft, mich in den Dienst nehmen zu lassen vom Herrn. In unserer ignatianischen Spiritualität sprechen wir gerne von der Verfügbarkeit. Und das ist mein Grundverständnis: dass ich mich nicht festgelegt erlebe auf ein bestimmtes Themenfeld, sondern immer mit dem Wunsch unterwegs bin, meine Talente, meine Begabungen, die mir von Gott geschenkt sind, in den Dienst nehmen zu lassen, wo sie gerade mehr gebraucht werden.“
Die 2022 gewählte und ebenfalls aus Deutschland stammende Generaloberin der „Congregatio Jesu“, Schwester Veronica Fuhrmann, hatte ihre Augsburger Mitschwester nach Rom berufen. In ihrer neuen Aufgabe als Generalökonomin sieht sich Anna Schenk als Brückenbauerin und Ermöglicherin, sodass „die Mitschwestern, die unmittelbar bei den Menschen sind in den verschiedensten Aufgaben und Sendungen, die nötigen Mittel zur Verfügung haben.“ Die Congregatio Jesu umfasst heute rund 1.340 Ordensfrauen weltweit.
(vatican news – gs)
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