D: Bonifatiuswerk macht weiter mit „Keiner soll alleine glauben“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Eigentlich feiert das Bonifatiuswerk in diesem Jahr drei Geburtstage: 50 Jahre Nordeuropahilfe, 75 Jahre Verkehrshilfe und insgesamt 175 Bonifatiuswerk. Am Wochenende war Monsignore Austen in Rom und hat auch Papst Franziskus getroffen - bei der Audienz für die Vollversammlung der vatikanischen Evangelisierungsbehörde, deren Mitglied Austen ist. Am Rande der Audienz sprachen wir mit dem Generalsekretär des Bonifatiuswerks:
„Heute erleben wir - auch nachdem Nordeuropa 1974 dazugekommen ist oder später auch das Baltikum mit Estland und Lettland - dass wir eine große Ungleichzeitigkeit von Diasporasituationen haben, sei es eine zahlenmäßige Diaspora Situation mit großen Umbrüchen in Ostdeutschland, wo 75 bis 80 Prozent der dortigen Bevölkerung keiner Konfession angehören oder eben in Nordeuropa eine kleine Zahl oder nur noch junge Migranten die Kirche als ihre Beheimatung suchen. Und da ist die Frage: Wie kann es uns gelingen, auf der einen Seite missionarisch zu wirken? Und welche Gestalt von Kirche können und wollen wir heute solidarisch unterstützen?“
Ein Blick in die 175-jährige Geschichte zeigt jedoch auch die Arbeit des Hilfswerkes für den Glauben. Eine bewegte Vergangenheit in Kriegs- und Friedenszeiten, mit deutscher Teilung, Erweiterung der Förderung auf Nordeuropa und das Baltikum, Investition in Räder (Verkehrshilfe), Steine (Bauhilfe) und Menschen (Kinder- und Glaubenshilfe, Personalstellen und Praktikantenprogramm), kreative Spendensammlungen, Initiativen und Aktionen: das bietet viele spannende Geschichten, so die chronologische Aufzählung. Und dann fügt Austen an:
„Und das sind sehr große Ungleichzeitigkeiten, es sind aber auch Chancen und Herausforderungen in allen Um- und Aufbrüchen, die uns als Hilfswerk herausfordern. Wobei das Ziel und die Aufgabe ,keiner soll alleine glauben´ gleich geblieben sind.“
Austrittszahlen und Indifferenz
Eine große Herausforderung der Kirche in Deutschland – und nicht nur in der Bundesrepublik – seien die großen Austrittszahlen, „die ja schon sehr bedenklich sind“, so Austen. Es gehe um Menschen, „die dem Glauben gegenüber indifferent geworden sind oder die unsere kirchliche Gemeinschaft offiziell verlassen haben“. Und er fügt an:
„Aber das heißt nicht für mich, dass all die Menschen von heute auf morgen ungläubig geworden sind, sondern: Wo kann man Berührungspunkte schaffen? Wie kann man klären, welchen Status habt ihr innerhalb unserer Glaubensgemeinschaft? Wo kann ich auch in einen Dialog treten mit Andersdenkenden und Glaubenden? Und vor allen Dingen die Herausforderung: Wie kann ich auskunftsfähig sein über die Inhalte unseres Glaubens und wo kann ich den Menschen zeigen: Ihr seid uns wichtig und wir finden Berührungspunkte, gerade auch bei Taufen, bei Beerdigungen, bei kirchlichen Festen. Wo können wir in einen Dialog treten und bleiben?“
Räume des Glaubens
Das Bonifatiuswerk habe deshalb verschiedene Projekte, zum Beispiel Räume des Glaubens eröffnet. Es gehe darum, innovativ zu wirken und neue Berührungspunkte schaffen:
„Und das ist eben die Herausforderung. Wie können wir das Evangelium nicht nur durch die Welt tragen, sondern wie können wir heute auch mit den Menschen oder was können wir auch voneinander lernen und trotzdem sagen: Welchen Auftrag haben wir als Kirche? Was bedeutet es, den Glauben zu leben? Aber wo müssen wir auch als Kirche die Gesellschaft mitgestalten in allen Herausforderungen dieser Welt?“
Am 4. Oktober vor 175 Jahren ist das Bonifatiuswerk von engagierten Laien und Priestern in Regensburg gegründet worden.
(vatican news)
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