D: „Die politische Mitte stärken“
Oster weist auf „eine ständig sich steigernde Radikalisierung“ in der AfD hin. „Nicht wenige Mitglieder, die die Partei früher anders geprägt haben, haben sie verlassen. Nach meiner Beobachtung wird die Kultur des politischen Diskurses auch durch die Afd und ihre Entwicklung fortwährend schlechter, die Polarisierungen nehmen massiv zu.“
Ein wirkliches Interesse an demokratischer Willens- und Meinungsbildung im Diskurs könne er „dort kaum erkennen“; stattdessen werde „fundamentale Systemkritik gegen alles, was nach ‚die da oben‘ aussieht, immer stärker“. Aus diesen Gründen trage er die Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz gegen „völkischen Nationalismus“ mit.
Auch Linksextremisten tragen zur Polarisierung bei
Zur Polarisierung trage allerdings „auch der Einfluss linker, vor allem linksextremer politischer Strömungen“ bei, so der Passauer Bischof weiter. „Bisweilen ähneln sich der rechte und der linke Rand vor allem im Blick auf Identitätsfragen: Hier das völkisch-identitäre Denken, dort ein wokes Identitätsdenken.“ Es sei „paradox, dass sich dabei unter dem Stichwort ‚Vielfalt‘ eine ‚cancel culture‘ breitmacht, die ihrerseits hoch autoritär nur die eigene Auswahl dessen zulässt, was zu ‚Vielfalt‘ gehören darf und was nicht“. Da wie dort gehe es nach seinem Eindruck „um den Umbau der Gesellschaft von ihren Wurzeln her“, warnt Oster.
Er betont die christliche Überzeugung „von der Würde ausnahmslos jedes einzelnen Menschen“. Neben den politischen Extrempositionen „völkisch“ und „woke“ sehe er in der deutschen Gesellschaft noch weitere Anzeichen für eine „Zeitenwende weg vom christlichen Menschenbild“, vor allem in der Aufweichung des Lebensschutzes. Bischof Oster ruft nach einer Stärkung der „Mitte“ der Gesellschaft. „Wir wollen all jene politischen Kräften stärken und unterstützen, die ausdrücklich eine Stärkung und Erneuerung dessen anzielen, was unser Land die letzten Jahrzehnte so ausgezeichnet hat: eine demokratische, freiheitliche Kultur, die ohne unser christliches Menschenbild nicht denkbar war und ist.“
Teilnahme am „Marsch für das Leben“ noch unsicher
In dem Text zeigt sich der Passauer Bischof unentschlossen, ob er am nächsten „Marsch für das Leben“ teilnehmen werde oder nicht. Er sei sich „nicht mehr sicher, ob es tatsächlich genau diese Form der Präsenz ist, die den Anliegen in unserem deutschen Kontext am besten dient“. Oster wörtlich: „Womöglich lässt sich der Marsch zu leicht beschädigen, zu leicht inhaltlich kapern und dann das Interesse auf Nebenthemen lenken, die nicht die unseren sind.“
(vatican news – sk)
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