Ordensschwestern heilen die tiefen Wunden des Krieges in Südsudan
Von Sr. Paola Moggi SMC
Der Südsudan ist ein sehr junges Land: Er entstand am 9. Juli 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg. Als im Januar 2005 ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde, hatte der Krieg fast 5 Millionen Vertriebene und 2,5 Millionen Tote verursacht, mit einem Erbe tief verwurzelten Misstrauens zwischen rivalisierenden ethnischen Gruppen.
Im Januar 2011 fand die historische Volksabstimmung für die Unabhängigkeit des Südens trotz zunehmender Herausforderungen statt. Als aber am 9. Juli die Republik Südsudan unter Freudenrufen aus der Taufe gehoben wurde, waren die Wunden des Misstrauens und der Angst von einer vollständigen Heilung weit entfernt.
Ordensfrauen, die in der neugeborenen Nation ihren Dienst leisteten, waren sich dieser schwierigen Umstände bewusst und haben eine wesentliche Rolle in der Förderung von Initiativen zugunsten des Friedens gespielt.
Zeichen der Hoffnung trotz tiefen Wunden
Seit 2010 fördert das „Catholic Health Training Institute" (CHTI) in Wau den interkulturellen Dialog und hilft männlichen und weiblichen Studierenden, tief verwurzelte Vorurteile zu überwinden. Es wurde gegründet von „Solidarity with South Sudan", einem Gemeinschaftsprojekt von Ordensfrauen und -männern, und es hat Fortbildungen für Lehrkräfte und Krankenpfleger entwickelt. Besondere Aufmerksamkeit wird der Nahrungsmittelsicherheit, der Seelsorgeausbildung und der Traumaheilung gewidmet. Die erste Abschlussfeier des Instituts fand 2013 statt, und im Jahr 2022 hatten 181 Krankenpfleger und 87 Hebammen eine Ausbildung am CHTI absolviert.
Sr. Brygida Maniurka, eine franziskanische Missionarin Mariens aus Polen, arbeitet seit Februar 2022 am CHTI. „Unsere Studierenden kommen von unterschiedlichen Stämmen, Staaten, Religionen und sprechen verschiedene Sprachen. Das CHTI betont ständig den Respekt gegenüber allen Kulturen und die Toleranz gegenüber Unterschieden. Durch vielfältige Aktivitäten und Übungen schaffen wir Bande der Freundschaft und fördern Frieden und Einheit. Abgesehen von Krankenpflege und Geburtshilfe lernen unsere Studierenden auch die Kunst des Aufbaus von Beziehungen und der Zusammenarbeit", sagt Sr. Brygida.
Wenn der Schmerz zum Heilmittel wird
Sie ergänzt, dass die Begleitung der Studierenden in ihrem Wachstumsprozess zwar viele Stunden des Dialogs erfordert, „aber wie schön ist es doch, wenn man nach drei Jahren feststellt, wie sie sich verändert haben! Und unsere Freude ist noch größer, wenn wir Worte des Lobes über sie hören von ihren Heimatgemeinschaften oder von den Einrichtungen, wo sie arbeiten", fügt Sr. Brygida hinzu. In Yambio gibt es eine weitere Initiative, die traumatisierten Frauen besondere Aufmerksamkeit widmet.
Sr. Filomena Francis, die hier als Sr. Bakhita bekannt ist, stammt aus Nzara, einer Kleinstadt in West-Äquatoria. Sie lebte zunächst in Khartum, wo fast 5 Millionen Südsudanesen Zuflucht suchten, bevor sie Ägypten erreichte und in die Franziskanermissionarinnen der Unbefleckten Empfängnis (MFIC) eintrat.
Im Jahr 1995, vor ihrer Abreise nach Papua-Neuguinea, gelang es ihr, ihre Familie im heutigen Südsudan zu besuchen. Damals war das Gebiet von der Sudanischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) erobert, und ihrer Familie und ihren Schwestern ging es gut. Aber schon 1999 war ihr Leben aufgrund von sexueller Gewalt und Missbrauch durch Soldaten jämmerlich geworden.
Das von der Familie von Sr. Filomena erlebte Drama regte sie dazu an, ein Beratungs- und Traumaheilungs-Programm zu starten. Dies konkretisierte sich 2006 in der „Adeesa (Frauen) Support Group Organization" (ASGO), die von Sr. Filomena und zwei weiteren Frauen gegründet wurde.
Im Jahr 2013 wurde eine Gemeinschaft der Franziskanermissionarinnen der Unbefleckten Empfängnis in der katholischen Diözese Tambura Yambio gegründet, und Sr. Filomena begann mit der Ausbildung von Frauen und Männern der Gegend, damit diese sich aktiv in das Heilungsprogramm einbringen konnten. Sie sagt, sie sei von der Geschichte Südsudans dazu angeregt worden. 1964 wurden alle Missionare zu Augenzeugen der Gewalt der Regierung von Khartum gegen die Zivilbevölkerung und kurzfristig ausgewiesen. Trotz dieser Situation machte die katholische Kirche vor Ort weiter – dank sudanesischer Bischöfe, ein paar einheimischer Priester und vieler Laienkatechisten.
Ein neuerlicher Gewaltausbruch fegte 2016 über Yambio und seine Nachbargegenden hinweg und verursachte weiteres Leid für die Bevölkerung und sogar für die Familie von Sr. Filomena.
„Das Trauma, das ich persönlich als Kind erlitt, veranlasste mich, dieses Programm ins Leben zu rufen. Der Schmerz und Verlust, den meine Familie und ich immer noch durchleben, ermutigt mich, in diesem Programm zu arbeiten", sagt Sr. Filomena. „Meines Erachtens wird ein ganzheitlicher Ansatz zur Traumaheilung im Südsudan zu einem nachhaltigen Frieden führen und die Leben vieler Frauen, Mädchen und auch junger Männer retten, die vergewaltigt wurden, um ihre Ethnie zu bestrafen", folgert die Schwester.
(vatican news)
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