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Unser Sonntag: Kirche ist Leib Christi

Eine Kirche ist kein x-beliebiges Gebäude, so Pfarrer Christian Böck in dieser ersten Betrachtung. Wir müssen uns wieder daran erinnern: Sie ist kein bloßer Versammlungsraum, keine Festhalle, auch kein Museum und kein Konzertsaal. Sie ist Gottes Haus in unserem Ort, Zeichen der Gegenwart Gottes.

Pfarrer Christian Böck 

Direktor des Pilgerzentrums in Rom 

Joh 2, 13-25 

Schwestern und Brüder!
In alten Kirchen wurde gerne das Motiv des heutigen Evangeliums dargestellt, meist im Eingangsbereich, damit die Eintretenden daran denken, was sich in einer Kirche gehört und was nicht. Im Evangelium hieß es: „Jesus trieb alle zum Tempel hinaus: "Schafft das hier weg, macht aus dem Haus meines Vaters keine Markthalle“.

Hier zum Nachhören

Wenn es um Gott geht und das, was Gott gehört, kennt Jesus keinen Kompromiss, schon gar keinen faulen Kompromiss. Gott ist heilig, und auch der Tempel ist heilig, weil er Gottes Haus ist. Und das dürfen wir nun auch beziehen auf unseren Tempel, unsere Kirche.

Die Betrachtung zum Sonntagsevangelium im Video

Kirche ist Haus Gottes, Leib Christi

Eine Kirche ist kein x-beliebiges Gebäude, kein bloßer Versammlungsraum, keine Festhalle, auch kein Museum und kein Konzertsaal. Sie ist Gottes Haus in unserem Ort, Zeichen der Gegenwart Gottes mitten unter uns, Tempel des Leibes Christi, denn der Leib Christi vorne im Tabernakel ist das Zentrum und das „lebendige Herz“ jeder Kirche, wie Papst Paul VI. einmal sagte. Wir sind ja nie allein in der Kirche, auch wenn kein anderer Mensch da ist. Der Herr wartet hier immer schon auf uns. Und wenn wir Gottesdienst feiern, dann soll uns bewusst sein, dass wir nicht irgendwas oder gar uns selbst feiern, sondern dass hier der lebendige Gott, unser höchstes Gut, verehrt wird. Liturgie ist „vor allem Anbetung der göttlichen Majestät“, sagt das II. Vatikanische Konzil in der Konstitution über den Gottesdienst (SC 33).

Gott zuerst!

Gott zuerst! – Das könnte auch die Überschrift zum Dekalog sein, zu den Zehn Geboten aus dem Buch Exodus, die Moses auf dem Berg Sinai von Gott empfing. Diese Gebote sind nicht nur das Grundgesetz des Gottesvolkes, sie sind die Grundregeln der Humanität, des menschlichen Zusammenlebens. Und sie gelten auch heute noch, denn es ist nicht bekannt, dass Gott sie letztens zurückgenommen hätte ….

Verbote, Verbote, Verbote...

Vielleicht stört es uns, dass da so oft steht: „du sollst nicht …“ – es tut sich da vor unserem inneren Auge ein Schilderwald von Verboten auf, den uns der Himmel aufpflanzt. Das ist aber im Grunde nicht so. Es geht nicht um ein „Bündel von Verboten“, sondern im Gegenteil um eine große positive Lebensvision, um das „JA zu einer Kultur des Lebens“.

Dekalog

Und dazu gehört auch und zuerst das Ja zu Gott, der dem Leben Sinn gibt („Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Du sollst den Tag des Herrn heiligen“: Erstes, Zweites und Drittes Gebot);

Das Ja zur Familie („Du sollst Vater und Mutter ehren“: Viertes Gebot)

Das Ja zum Leben („Du sollst nicht morden“: Fünftes Gebot)
Das Ja zu verantwortungsbewusster Liebe („Du sollst nicht die Ehe brechen“:
Sechstes Gebot)
Das Ja zu Solidarität, sozialer Verantwortung und Gerechtigkeit („Du sollst
nicht stehlen“: Siebtes Gebot)
Das Ja zur Wahrheit („Du sollst nicht falsch aussagen“: Achtes Gebot)
Das Ja zur Achtung anderer Menschen und dessen was ihnen gehört („Du sollst
nicht begehren“: Neuntes und Zehntes Gebot).

Vertikale und Horizontale

Die ersten drei Gebote richten uns auf Gott aus, die weiteren sieben verbinden uns mit den Mitmenschen. – Vertikale und Horizontale, Gottes-Achse und Menschenachse gehören zusammen und bilden ein Kreuz. Wobei die tragende Achse die Gottesachse ist, ohne die sich die Horizontale nicht halten kann. Darum gibt es ohne Gott auf Dauer keine Menschlichkeit und ohne Glaube keine Liebe. Wenn wir uns selbstkritisch im Spiegel der Zehn Gebote anschauen, dann wird keiner sagen können: Das hab ich alles immer so gemacht. Ich kann mit mir zufrieden sein. Und du, Gott, kannst das auch!“ Und sollte jemand insgeheim so denken, dann wäre er am übelsten drann, weil er von Selbstgerechtigkeit und Selbstzufriedenheit infiziert ist, was den Menschen am meisten von Gott entfernt.

Die Widersacher Jesu waren fromm...

Es muss uns zu denken geben, ja auch betroffen machen, dass die ärgsten und unerbittlichsten Widersacher Jesu nicht etwas Ungläubige waren, sondern die Frommen und Gerechten Israels, die Schriftgelehrten und Pharisäer. Sie ertrugen den Gedanken nicht, dass sie einen Erlöser brauchen, wo sie doch so rechte und anständige Menschen waren, besonders im Vergleich mit den Zöllnern und Sündern, die sich um Jesus scharten.
Jesus hat uns gezeigt, dass Gott uns nicht nur Gebote und Verbote gegeben hat, sondern unseren Weg begleitet und mitgeht, denn durch eigene Verdienste können wir niemals den Himmel erreichen und auch kein geglücktes Erdenleben.

„Die Fastenzeit will uns einladen, dass wir die Versöhnung mit Gott suchen, uns neu auf ihn ausrichten und auch mit unseren Mitmenschen ein versöhntes, liebevolles Miteinander suchen“

Die Fastenzeit will uns einladen, dass wir die Versöhnung mit Gott suchen, uns neu auf ihn ausrichten und auch mit unseren Mitmenschen ein versöhntes, liebevolles Miteinander suchen mit denen, die Gott uns gegeben hat als unsere Nächsten. Und auch die schwierige Aufgabe der Versöhnung mit uns selbst, mit dem, was wir vielleicht an uns so schwierig finden, kann im Bund mit Gott gemeistert werden.

Christus ist der Weg

Die Zehn Gebote sind Wegweiser zum rechten Leben. Der Weg selber aber ist Christus. Er ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Er bahnt uns den Weg, er geht mit uns und führt uns; vertrauen wir uns IHM an, dass unser Leben gelingt in Zeit und Ewigkeit. Amen. 

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski) 

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02. März 2024, 10:27