Passaus Bischof Oster zieht 10-Jahres-Bilanz: „Ich brauche Geduld“
Der Passauer Bischof Stefan Oster sieht in den unterschiedlichen synodalen Prozessen in der katholischen Kirche „eine Schnittmenge und größtes Lernfeld zugleich“: die Frage nach der Leitung. In einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Oster: „Leitung gelingt, wenn ich Menschen, die neben und mit mir unterwegs sind, helfen kann, das Beste aus ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten für die Gemeinschaft zu machen.“
Im Bistum Passau sei diesbezüglich „schon einiges umgestellt“ worden. So gehörten dem Hauptleitungsgremium inzwischen nicht nur Domkapitulare, Dekane und leitende Angestellte des Ordinariats an, sondern auch Ehrenamtliche aus den Reihen des Diözesanrats.
Oster wurde am 24. Mai vor zehn Jahren zum Bischof geweiht. Er sagte, zu Beginn seiner Amtszeit in Passau habe er „bestimmte Themen schon ein wenig stürmisch platziert und dafür auch bei manchen fragende Blicke geerntet“. Der frühere Theologieprofessor bezog dies auf die von ihm stark gemachten Themen Glaubensvertiefung und Evangelisierung. „Also ich brauche da auf jeden Fall Geduld.“ Natürlich wolle er auch die Breite erreichen. Aber: „Ich glaube, die Kirche hat immer davon gelebt, dass einige aus der Tiefe des Evangeliums überzeugend gewirkt haben und so andere mitnehmen konnten.“
Lebensschutz großes Anliegen
Der 58-Jährige ist in sozialen Medien aktiv und lädt dort auch zu Diskussionen über seine Positionen ein. Zuletzt äußerte er Bedenken hinsichtlich des „Marsches für das Leben", an dem er früher teilgenommen hatte. „Ich bin da hin- und hergerissen“, sagte er der KNA. „Das Thema Abtreibung und Lebensschutz polarisiert ja stark, auch geht es um die Abgrenzung zu bestimmten Positionen, deshalb ist das Format des Marsches umstritten.“
Oster fügte hinzu: „Aber die Leute, die ich dort erlebt habe, sind in der Regel mit einem echten Herzensanliegen unterwegs. Die sind gläubig und kommen aus der Mitte der Kirchen - die dann als Bischof alleinzulassen, das ist auch so eine Sache. Daher neige ich dazu, auch wieder mitzugehen“, so Oster.
WG erleichtert eheloses Leben
Angesprochen auf seine Wohnsituation in einer „WG“ erzählte der Passauer Bischof, dass es um die haushälterischen Pflichten keinen Streit gebe: „Die Dinge sind bei uns ziemlich klar aufgeteilt“, so Oster. Er sei der „Müllbeauftragte und der Mesner für unsere Hauskapelle." Für seinen persönlichen Haushalt und die Wäsche habe er jemanden, der einmal die Woche von außen komme und das für ihn mache.
Der Salesianerpater ist seit zehn Jahren Bischof von Passau. Seine damalige Ankündigung, nicht allein ins Bischofshaus zu ziehen, hatte zunächst einiges Aufsehen erregt. Bei seinen Mitbewohnern handle es sich um „drei Leute“, denen eine bestimmte Art des Miteinanders wichtig sei, vor allem gemeinsame Mahl- und Gebetszeiten, sagte er damals. Ein Kloster sei die WG nicht, sie erleichtere ihm aber auch das ehelose Leben.
(kna - cs)
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