Ramelow: „Keine Bühne für AfD in Erfurt“
Auch AfD-Wähler hätten die Möglichkeit, sich „an den Ständen auseinanderzusetzen, sich in Gottesdienste mit einzubringen“, so Ramelow in einem Interview mit Radio Vatikan. „Da ist niemand ausgeladen.“ Doch wollten die Verantwortlichen des Katholikentags der rechten Partei keine Bühne geben, damit diese sich dort nicht in einer „Opferrolle“ präsentieren könne. Das finde er richtig.
Der einzige Ministerpräsident, den die Linkspartei stellt, äußerte sich sehr zufrieden damit, dass der Katholikentag in Thüringen stattfindet. Er erwarte sich „einfach fröhliches Glauben, Menschen, die mit Fröhlichkeit unterwegs sind“.
Interview
Was bedeutet Ihnen als Ministerpräsident von Thüringen ein Katholikentag hier?
„Es ist so, dass wir hier in einer Region sind, in der die Menschen, die sich zu ihrem Glauben bekennen, eine absolute Minderheit sind: Wir haben 75 Prozent der Bevölkerung, die mit keiner der Kirchen in irgendeiner Form etwas zu tun haben. Ich will nicht sagen, sie sind Atheisten, aber sie haben keine religiöse Anbindung mehr. Und deswegen war uns das – auch mir als Ministerpräsident – so wichtig, dass wir das Reformationsjahr gemeinsam ökumenisch begangen haben. Das hat viele Impulse der katholischen Kirche mit der evangelischen Kirche gemeinsam gegeben. Und wir als Staat sehen Luther auch unter dem Aspekt der Bibelübersetzung, im Verhältnis zur deutschen Sprache. Das wird immer gerne vergessen, dass es neben der theologischen Seite auch noch was ganz anderes gab: Die deutsche Schriftsprache nämlich ist damit entstanden.
Dann haben beide Kirchen (evangelisch und katholisch) angeregt, dass das Land 900 Jahre jüdisches Leben als ein Landesthema ein Jahr lang begeht. Und daraus entstanden ist dann die Diskussion um den Katholikentag. Insoweit ordnet sich das hier in eine ganze Reihe von Veranstaltungen ein, wo es um Glauben geht, und deswegen ist es so wichtig, dass der Katholikentag in dieser Stadt einfach fröhliches Glauben zeigt, Menschen, die mit Fröhlichkeit unterwegs sind. Darum ist das für mich eine unglaublich schöne Erfahrung, jetzt diese Stadt wieder so lächelnd zu erleben.“
Das fällt in ein ganz entscheidendes Wahljahr – und in ein Jahr der Debatten um die AfD. Da hat sich der Katholikentag klar positioniert. War das ein Fehler, zu sagen: Ihr bleibt draußen?
„Sie haben gesagt: Wir geben euch keine Bühne. Das ist ein Unterschied. Jeder Mensch ist eingeladen, und auch Wählerinnen und Wähler der AfD sind eingeladen, sich an den Ständen auseinanderzusetzen, sich in Gottesdienste mit einzubringen. Da ist niemand ausgeladen, nur haben die Verantwortlichen gesagt: Wir geben euch nicht die Bühne, damit ihr euch nicht hinterher wieder hinstellen und sagen könnt: ‚Alle sind böse, und nur wir sind die einzig Wahren‘. Dieses Opferrollen-Momentum, das ist hier durchbrochen worden. Und das passiert auch in der gemeinsamen Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz, die an Klarheit nichts vermissen lässt.“
Ist das richtig so, oder hätte man da ein bisschen flexibler sein müssen?
„Was heißt denn flexibler, wenn die Menschenwürde auf einmal antastbar ist? Da gibt es keine Flexibilität, wenn unser christliches Weltbild und unsere christlichen Fundamente auf einmal angegriffen werden und von innen erodieren sollen, indem man auf einmal Menschen für weniger wert hält! … So verstehe ich das Wort der Bischöfe, so verstehe ich die Haltung des Katholikentags.“
Vielen Dank, Herr Ministerpräsident.
(vatican news – Stefan v. Kempis)
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