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Weltsynode: Kirche in Deutschland für starke Erneuerung

Die katholische Kirche in Deutschland hat die Vorschläge publik gemacht, die Gläubige bei der Sitzung der Weltsynode kommenden Oktober in Rom berücksichtigt sehen wollen. Es geht um Teilhabe, das Schlüsselthema Frauen, Dezentralisierung und eucharistische Gastfreundschaft. Stark geäußert wurde allgemein der Wunsch nach Reformen und Erneuerung der Kirche.

Das geht aus einem zehnseitigen Papier hervor, das die Deutsche Bischofskonferenz an diesem Mittwoch veröffentlichte. Das Dokument bündelt die Reflexionsberichte aus den deutschen (Erz-)Diözesen und Laienverbänden zur Vorbereitung auf die zweite und letzte Sitzung der Weltsynode im Oktober 2024. Dem Generalsekretariat der Synode in Rom wurde es nach Angaben der Bischofskonferenz bereits vergangene Woche übermittelt.

Insgesamt seien die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland „in großer Einmütigkeit davon überzeugt, dass die Kirche einen Prozess der Reformen und der Erneuerung braucht, um ihrer Sendung gerecht zu werden“, heißt es in dem Synthesebericht mit dem Titel „Wie können wir eine synodale Kirche in der Sendung sein?“.

Thema Frauen

Als wichtigen Punkt nannte das Papier die Teilhabemöglichkeit von Frauen. Dabei gehe es nicht nur um einen höheren Anteil von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen. „Vielfach wird zudem der dringende Wunsch nach einer Öffnung des sakramentalen Diakonats auch für Frauen und nach einer Fortführung der Diskussion über die Möglichkeit der Zulassung von Frauen zur Priesterweihe geäußert“. Gerade junge Katholikinnen fragten in Deutschland „nach der spezifisch weiblichen Perspektive in der Glaubensverkündigung und auch in der Sakramentenpastoral“. Diese Anliegen seien „ausgesprochen eng mit den Zukunftsperspektiven der Kirche verbunden“, hält der Bericht fest.

„Kirche, die nicht ausschließt, sondern sich für die Menschen und ihre Anliegen öffnet“

Unter dem Stichwort Teilhabe wünschen sich die Gläubigen in Deutschland eine „Kirche, die nicht ausschließt, sondern sich für die Menschen und ihre Anliegen öffnet“. Es gehe darum, viele miteinzubeziehen, „die Armen und die am Rand Stehenden einzuladen und das ,Wir´ in der Kirche zu stärken“. Nur so könne die Kirche „eine Anziehungskraft entwickeln“. Verwiesen wird auf den herausfordernden Rahmen: Die Kirche in Deutschland hat auch im Zug der Missbrauchskrise viel Vertrauen verloren, die Glaubenspraxis ist rückläufig, und nur noch ein Drittel der katholischen Kirchenmitglieder teilten laut Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 2023 die zentrale Botschaft des Christentums, wonach es „einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat“.

Thema Dezentralisierung

Viele Gläubige in Deutschland äußerten dem Bericht zufolge bei den Synodenbefragungen den Wunsch nach dezentralen Entscheidungen in der Kirche. Hilfreich wäre „eine größere Entscheidungsbefugnis der jeweiligen Ortskirchen“. Eine Gefahr für die Einheit der Kirche sähen die Gläubigen in Deutschland dadurch nicht. „Ohne die ,rote Linie‘ der weltweiten Gemeinsamkeit in Glaubens- und Sittenlehre zu überschreiten, muss es einen Korridor geben, in dem sich Ortskirchen bewegen und entfalten dürfen“, heißt es mit einem Zitat aus der Diözese Eichstätt.

 

Außerdem beschäftigt die Gläubigen in Deutschland die Beziehung der Kirche mit der Wissenschaft und der modernen Welt. Angeregt worden sei „der lernende Dialog mit den Wissenschaften, etwa den Humanwissenschaften, wenn es darum geht, anthropologische Erkenntnisse und Lehraussagen epistemisch auf der Höhe der Zeit zu halten“. Mit Blick auf die in Deutschland seit jeher stark ausgeprägte Ökumene sei besonders die eucharistische Gastfreundschaft in konfessionsverbindenden Ehen Thema.

In Deutschland seien die Gläubigen bereits erfahren in synodalen Strukturen, hält der Bericht fest. Sie hielten die Gremien des gemeinsamen Beratens und „in bestimmten Fällen auch des Entscheidens“ in der katholischen Kirche für selbstverständlich und positiv und fragten sich zugleich, „wie Synodalität stärker zum Ausdruck kommen“ könne. Synodalität sei „nicht nur Stil der Kommunikation in der Kirche“, sondern auch „Strukturaspekt der Beteiligung“. Deshalb solle die Kirche geeignete Beteiligungsformen weiterentwickeln, die freilich „mit der hierarchischen und sakramentalen Grundstruktur der Kirche vereinbar“ sein müssten. Parallelen mit staatlichen oder demokratischen Beteiligungsformen seien dabei für die Gläubigen in Deutschland „kein Negativkriterium“, streicht das Papier hervor. Gewünscht werde eine „Rückbindung von Entscheidungen der jeweiligen Amtsträger an die Beratungen und Beschlüsse synodaler Gremien, eine Kultur der Rechenschaftspflicht, ein synodales Bemühen um weitgehende Einmütigkeit und auch eine stärker partizipative und synodale Praxis bei der Besetzung von Leitungsämtern”.

Die Deutsche Bischofskonferenz stellte die Zusammenfassung aller Reflexionsberichte aus den deutschen Diözesen und Verbänden auch in einer englischen und italienischen Fassung zur Verfügung. Die entsprechenden Berichte aus Österreich und der Schweiz liegen im Vatikan bereits vor.

(vatican news – gs)

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22. Mai 2024, 12:36