Deutscher Bischof: Nationalistische Tendenzen in Politik beunruhigend
In der Stellungnahme bezeichnet die Deutsche Bischofskonferenz völkischen Nationalismus als unvereinbar mit dem Christentum und die AfD als nicht wählbar für Christinnen und Christen. Voderholzer sagte, er habe ein Votum in den Text der Bischöfe mit eingebracht, nämlich den Schutz des menschlichen Lebens von seinem Beginn bis zu seinem natürlichen Ende als einen Aspekt der Menschenwürde. „Ich will auf keinen Fall, dass wir dieses Thema nicht mehr besetzen und irgendwelchen Rändern überlassen.“ Gewünscht hätte er sich außerdem, dass die Bischöfe Katholikinnen und Katholiken dazu aufrufen, „sich noch stärker in den demokratischen Parteien der Mitte zu engagieren, um den Geist des Evangeliums in Gestalt der katholischen Soziallehre in die Politik zu tragen“.
Der Bischof äußerte sich anlässlich des Todestags des von ihm sehr geschätzten NS-Gegners und Publizisten Fritz Gerlich (1883-1934) am 1. Juli vor 90 Jahren. Adolf Hitler sei an die Macht gekommen, weil die politische Mitte „damals einfach zu schwach" und „mancher Zwist in diesem Lager unnötig gewesen" sei. Leider habe Gerlichs 1930 aufgenommener publizistischer Kampf gegen den Nationalsozialismus nicht zum Erfolg geführt. „Im Nachhinein hat Gerlich in vielem Recht behalten." Auch heute würde Gerlich die Ideologien hinter rechtsextremen Umtrieben benennen und die „wirklich demokratischen Kräfte" unterstützen.
Bischof Voderholzer nahm in dem Interview auch Bezug darauf, dass Gerlich zunächst „nationalkonservative Ansichten vertreten hat und auch Adolf Hitler anfänglich durchaus mit einer gewissen Sympathie begegnet ist". Das habe sich aber mit Hitlers Putschversuch am 9. November 1923 geändert. „Da ist ihm die Grenze einer extrem nationalistischen Position deutlich geworden."
Der Bischof verwies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung von Patriotismus. „Den muss man von Nationalismus deutlich unterscheiden, das sind zwei Paar Stiefel.“ Jeder Mensch habe und brauche eine Heimat. „Zu der darf er auch stehen, ohne sich damit gegen andere zu richten.“
(kna - cs)
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