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Deutschland: Bischöfe betonen Bedeutung der EU

Die Bischöfliche Arbeitsgruppe Europa der Deutschen Bischofskonferenz unter dem Vorsitz von Bischof Franz-Josef Overbeck hat am Mittwoch das Dokument „Leitgedanken für die Politik in der Europäischen Union“ publiziert. Anlässlich der letzten Europawahlen vom vergangenen 9. Juni formulieren die deutschen Bischöfe darin ihre Gedanken zu den aktuellen Herausforderungen der EU.

Die deutschen Bischöfe haben eine neue Stellungnahme veröffentlicht, die ein starkes politisches Bekenntnis zu Europa und zur Demokratie enthält. Diese Erklärung baut auf dem Expertentext „Europa ist es wert“ (2021) auf und formuliert drei zentrale Leitgedanken für die EU: Demokratie, Solidarität und Handlungsfähigkeit. Diese Leitgedanken werden konkret an den Themen Demokratie, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Migration verdeutlicht. Ein zentrales Anliegen der Bischöfe ist, dass die EU Lösungen für existenzielle geopolitische Herausforderungen finden muss.

Klares Bekenntnis zur EU

Bischof Overbeck betonte die Relevanz gemeinsamer Antworten auf die dringenden Herausforderungen der EU. Dabei sollte die Wahrung der Menschenwürde sowie die Prinzipien der freiheitlichen Demokratie den Mittelpunkt für die verantwortlichen Entscheidungsträger darstellen. Die deutschen Bischöfe begleiten die Entwicklung der Europäischen Union (EU) seit deren Anfängen als Montanunion konstruktiv. Für ihre europäische Grundlagenarbeit unterhält die Deutsche Bischofskonferenz die der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen zugeordnete Bischöfliche Arbeitsgruppe Europa. Diese Gruppe wird vom Essener Bischof Overbeck geleitet, der auch als Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz bei der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) fungiert.

„Eine Welt ohne die EU wäre eine schlechtere Welt.“

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

Die am Mittwoch veröffentlichte Stellungnahme enthält unter anderem einen Abschnitt zum Thema Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Speziell der Diskurs rund um die Handhabe und die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf die heutige Gesellschaft hat auch Eingang in die Botschaft von Papst Franziskus gefunden. Am vergangenen G7-Gipfel von Mitte Juni im süditalienischen Borgo Egnazia hatte das Kirchenoberhaupt die ethische Dimension von KI ins Zentrum gerückt und dabei genauso wie die deutschen Bischöfe vor Verletzungen der Menschenwürde gewarnt. Franziskus warnte in seiner Rede am Gipfel vor den Gefahren, die durch Programme der KI entstehen können, die das menschliche Handeln und den Menschen selbst in Frage stellen. Er identifizierte die „Schwäche des Ethos“, die sich in der zunehmenden Relativierung der Menschenwürde manifestiert, als das größte Risiko bei der Einführung und Entwicklung solcher Systeme. Papst Franziskus rief dazu auf, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken und die Menschenwürde stets im Blick zu behalten.

In ihrer Stellungnahme betonen die deutschen Bischöfe, dass die EU das Potenzial der Künstlichen Intelligenz zur Neugestaltung des Mensch-Technik-Verhältnisses erkannt hat. Mit Maßnahmen wie dem AI Act hat die EU begonnen, rechtliche Standards zu setzen. Es wird jedoch hervorgehoben, dass autonom agierende Technik nicht nur juristisch, sondern auch nach ethischen Prinzipien gestaltet und genutzt werden muss. Die Anliegen des AI Act sollen daher konsequent weiterverfolgt und bei Bedarf angepasst werden.

Papst Franziskus sprach Mitte Juni am G7-Gipfel über Künstliche Intelligenz
Papst Franziskus sprach Mitte Juni am G7-Gipfel über Künstliche Intelligenz

„Verantwortung kann nicht an Maschinen delegiert werden. Haftbar bleibt nur der Mensch: Wer programmiert die KI mit welchem Ziel und welchen Inhalten? Wer trifft letztlich die Entscheidung?“

Das Papier der deutschen Bischöfe unterstreicht, dass Menschen selbstbestimmt entscheiden und handeln können müssen, wobei Verantwortung nicht an Maschinen delegiert werden darf. Außerdem muss unvermeidbarer Schaden minimiert und Diskriminierung durch KI verhindert werden. Die Anwendung von Algorithmen soll die Partizipation am öffentlichen Leben für alle ermöglichen und Ungleichheiten nicht verstärken.

Zudem fordern die Bischöfe, dass Letztentscheidungen über Leben und Tod weiterhin durch menschliche Urteile getroffen werden und nicht maschinell automatisiert werden dürfen. Sie betonen, dass Digitalisierung und KI die Arbeit erleichtern können, den Menschen aber nicht ersetzen sollten, insbesondere in Bereichen, die menschliche Interaktion erfordern. Die EU sollte ethische Standards der Digitalisierung weiterentwickeln und global eine menschenzentrierte Führungsrolle übernehmen.

(vatican news - rp)

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03. Juli 2024, 16:27