Die Fußball-EM in Deutschland: Ein Vorbild für Nachhaltigkeit?
Von Beginn an haben die Organisatoren der EM, die UEFA und der Deutsche Fußball-Bund (DFB), hohe Umweltstandards angestrebt. „Das Ziel ist es, die jemals nachhaltigste EM auszurichten“, erklärt Knapp. Zu den Maßnahmen gehört unter anderem der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien in den Stadien, insbesondere von Solarenergie. Auch das Abfallmanagement wurde verbessert: Einwegmüll soll vermieden werden, stattdessen setzen die Veranstaltungsorte auf Pfandsysteme.
Ein besonders großer Hebel liegt im Bereich Transport. Laut einer Untersuchung des Freiburger Ökoinstituts sind 70 Prozent des CO2-Ausstoßes der EM auf den Transport zurückzuführen – von Fans wie auch von Mannschaften. Hier kooperiert die UEFA eng mit der Deutschen Bahn, um spezielle, vergünstigte Spieltagstickets anzubieten. „Auch die Mannschaften haben eine große moralische Verpflichtung, als gutes Beispiel voranzugehen“, betont Knapp.
Ein breites Bündnis für Nachhaltigkeit
Die Bemühungen um Nachhaltigkeit werden von einer Vielzahl von Akteuren getragen. Neben der UEFA und dem DFB sind auch das deutsche Umweltministerium sowie lokale Organisationen in den Gastgeberstädten beteiligt. Jedes dieser Teams arbeitet an der Umsetzung der Maßnahmen vor Ort. Darüber hinaus spielen NGOs wie die Deutsche Umwelthilfe eine wichtige Rolle. Sie begleiten das Turnier kritisch und überprüfen beispielsweise die Anreise der Teams. Ein aktueller Kritikpunkt: Noch immer werden 25 Prozent der Reisen mit dem Flugzeug unternommen, obwohl die Bahn eine umweltfreundlichere Alternative wäre.
Höhepunkte der Umweltbemühungen
Ein herausragendes Projekt ist der 100-Maßnahmen-Katalog, den das Bundesumweltministerium zusammen mit dem DFB und der UEFA erarbeitet hat. Dieser Katalog deckt neben ökologischen Aspekten auch soziale Projekte ab und fördert die Sichtbarkeit von Vielfalt. Ein konkretes Beispiel ist das Pflanzen von 2024 Bäumen in Frankfurt – eine symbolische Geste für das Jahr der EM.
Ein Blick zurück und nach vorn
Die FIFA Weltmeisterschaft 2022 in Katar wurde aufgrund ihrer schlechten Umweltbilanz und des hohen Ressourcenverbrauchs scharf kritisiert. „Ressourcenschonend geht schon, aber ob es ressourcenneutral möglich ist, denke ich nicht. Das ist utopisch bei so einer Sache“, so Knapp. Wichtig sei es, auf bestehende Infrastrukturen zu setzen und Neubauten zu vermeiden – ein Vorteil, den Deutschland als Fußballnation mit vielen bereits bestehenden Stadien hat.
Weiteres Verbesserungspotenzial
Trotz der bereits umgesetzten Maßnahmen gibt es noch Bereiche mit Verbesserungspotenzial. „Gerade, dass es immer noch Stadionneubauten gibt und wie man mit denen umgeht, ist ein Punkt“, meint Knapp. Auch das Müllmanagement könnte weiter optimiert werden. Knapp spricht sich für flächendeckende Verpflichtungen für alle Vereine in Deutschland aus, um nachhaltige Praktiken zu standardisieren.
Vorbilder im Fußballsport
Es gibt bereits einige Vereine, die mit gutem Beispiel vorangehen. In der Bundesliga sind die TSG Hoffenheim und der VfL Wolfsburg führend, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Hoffenheim nutzt beispielsweise Schnittgrün zur Herstellung von Autogrammkarten, während Wolfsburg Solarenergie nutzt und ein umfassendes Recyclingprogramm betreibt.
Ein globales Vorbild ist der englische Verein Forest Green Rovers, der als erster klimaneutraler Fußballklub der Welt gilt. Der Verein setzt auf innovative Maßnahmen wie Trikots aus Bambus und veganes Essen im Stadion. Der Rasen wird sogar mit kompostierten Toilettenabfällen gedüngt.
Nachhaltige Veranstaltungen sind möglich
Die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland zeigt, dass nachhaltige Großveranstaltungen möglich sind. Trotz großer Fortschritte bleibt noch Raum für Verbesserungen, insbesondere im Bereich des Transports und der Müllvermeidung. Vereine und Organisationen weltweit können von den bereits umgesetzten Maßnahmen lernen und diese adaptieren. So könnte der Fußball zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit werden.
(domradio – mg)
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