Österreich/Rumänien: Ein Besuch bei Roma
Jedes Jahr macht sich eine Klosterneuburger Delegation auf den Weg zu den Roma, die bei „Elijah" Hilfe erfahren. Örtlich liegt Siebenbürgen und die Not der Roma-Minderheit recht nahe, erklärte Propst Höslinger vor Ort im Gespräch mit kathpress. „Es ist jedes Mal, wenn wir hierher reisen, in einer Weise erschütternd, es zu sehen, wie nahe diese Not ist - eine Flugstunde. Dasselbe gilt für den Krieg in der Ukraine, der genauso von der Entfernung nahe ist wie Vorarlberg. Wir sehen in der Arbeit, die wir hier tun und vor allem die wir hier unterstützen, kann man tatsächlich etwas gegen die Not tun.“
Tatsächlich sehe er bei jedem Besuch auch kleine Fortschritte, „wenn Kinder zur Schule gehen oder sich die Wohnbedingungen der Menschen ein wenig verbessern", so Höslinger. Viele Roma-Kinder würden unter unvorstellbaren Bedingungen aufwachsen, zehnköpfige Familien leben in baufälligen Häusern und Hütten mit nur einem Raum. Ein Mangel an Bildung, Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit kennzeichnen das Leben vieler Roma, viele sind Analphabeten. Auch Teenagerschwangerschaften und Kinderheiraten sind nicht selten. Dem Hilfswerk "Elijah" gehe es in diesem Umfeld vorwiegend darum, die Verwahrlosung der Kinder zu beenden, ihnen einen Schulbesuch zu ermöglichen und Basisfähigkeiten in den Bereichen Hygiene und geregelter Tagesablauf einzuüben, so die Verantwortlichen. Dabei versuche man auch, „unsichtbare Mauern" einzureißen, die die Roma und die rumänische Bevölkerungsmehrheit voneinander trennen.
„Die soziale Struktur scheint hier eine durchaus schwierige zu sein, vor allem seit dem Zusammenbruch des Kommunismus“, so Höslinger. „Die Roma-Familien wohnen in den Dörfern, die früher die deutschsprachige Bevölkerung bewohnt haben. Wir sehen über die Jahrzehnte, dass sich vieles zum Besseren wendet, dass aber auf der anderen Seite auch die strukturellen Probleme, die es hier gibt, sich leider Gottes sehr langsam ändern. Es gibt noch viel zu tun.“
Stift Klosterneuburg spendet 1 Mio. Euro pro Jahr
Das Augustiner-Chorherrenstift Stift Klosterneuburg bei Wien gilt wegen seines ausgedehnten Grundbesitzes und seiner gut geführten Wirtschaft als eines der wohlhabendsten Klöster Österreichs. Seit dem Heiligen Jahr 2000 hat das Stift ein Sozialstatut, wonach jedes Jahr mindestens zehn Prozent des wirtschaftlichen Ertrages für soziale Zwecke aufgewendet werden müssen. Im Schnitt beläuft sich die Spendensumme auf gut eine Million Euro pro Jahr, erklärt Höslinger. Unter anderem unterstützt das Stift Hilfsprojekte der Caritas in Österreich, Wiens mobiles Kinderhospiz und Kinderpalliativteam MOMO, aber auch das „Elijah"-Hilfswerk in Rumänien.
„Dieser Auftrag, den Armen zu helfen, kommt einerseits aus dem christlichen Glauben, andererseits erfüllen wir das Erbe des heiligen Leopold, des Gründers von Klosterneuburg“, erklärt Höslinger. „Er hat in seinem Leben und Wirken im zwölften Jahrhundert begonnen, den Menschen, die in seinem Gebiet gelebt haben und die Hilfe notwendig gehabt haben, diese auch zukommen zu lassen. Und so ist es unser Auftrag, hier helfend einzugreifen. Und das tun wir seit vielen Jahren schon, gerade hier in Rumänien mit den Straßenkindern und mit den Roma Familien.“
Gegründet hat das „Elijah"-Hilfswerk die deutsche Theologin und Sozialarbeiterin Ruth Zenkert. Sie betreibt seit 2012 in den Roma-Dörfern des zentralrumänischen Harbachtals bei Sibiu verschiedenste Projekte für Roma. Zenkert startete mit einem Musikprojekt, um das Vertrauen der Roma zu gewinnen. „Inzwischen unterrichten wir 300 Kinder in zwei Musikschulen in Nou und Hosman", berichtete Zenkert beim Besuch der Delegation aus Klosterneuburg. Aus elf Dörfern werden die Kinder zum Unterricht gebracht.
Zenkert arbeitete schon Jahrzehnte mit P. Georg Sporschill zusammen; zuerst in Österreich und dann in Rumänien und in Moldau im Rahmen des Hilfswerks Concordia. Sporschill folgte ihr schließlich nach Siebenbürgen. So wurden in den vergangenen Jahren u.a. gemeinsam mit und für Roma-Familien ca. 100 winterfeste Häuser errichtet. Die Bedingung für die Roma ist, dass sie ihre Kinder zur Schule gehen lassen und ein Elternteil einer Arbeit nachgeht.
Wie „Elijah" hilft
Rund 1.000 Kinder und Jugendliche profitieren insgesamt von einem der Hilfsprojekte von „Elijah". Vier Sozialzentren öffnen inzwischen ihre Türen für arme Kinder und ihre Mütter, die oft noch Teenager sind. Viele Jugendliche haben mithilfe von Nachmittagsbetreuung die Schule abgeschlossen, einige haben es bis zum Studium in die Hauptstadt der Region, Sibiu, geschafft.
Im Entstehen ist aktuell die „Casa Nora" in Sibiu, ein Zufluchtsort für Frauen mit ihren Kindern, wo es auch Rechtsberatung, medizinische Betreuung sowie Hilfe bei Arbeitssuche und Behörden geben soll. Im Herbst soll die „Casa Nora" laut Zenkert ihren Betrieb aufnehmen.
Auszeichnung für Ruth Zenkert
Musik spielt im Leben der Roma und so auch in den Sozialprojekten von „Elijah" eine wesentliche Rolle. So standen beim Besuch der Klosterneuburger Delegation auch zwei Konzerte der Roma-Musikschüler auf dem Programm; eines in Nou und eines in Sibiu. Bei letzterem wurde Ruth Zenkert für ihren jahrelangen unermüdlichen Einsatz von der „Internationalen Vereinigung der Roma" mit einem Ehrendiplom ausgezeichnet. Viele Menschen würden über die Roma reden, Ruth Zenkert rede mit ihnen, decke die Talente der Kinder auf und schaffe so Zukunftsperspektiven, hieß es bei der Verleihung der Auszeichnung.
(kap – gs)
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