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Künstler wie Caravaggio oder da Vinci galten laut Werlen als nicht sehr fromm. Hier im Bild. Caravaggios Gemälde Ecce Homo Künstler wie Caravaggio oder da Vinci galten laut Werlen als nicht sehr fromm. Hier im Bild. Caravaggios Gemälde Ecce Homo  (ANSA)

Werlen sieht Glaubenskritik im Olympia-Abendmahl

In einem Aufsatz verteidigt der Benediktiner Martin Werlen die kontroverse Abendmahlszene der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris. Er sieht darin eine prophetische Kritik an erstarrten religiösen Traditionen und einen wichtigen Anstoß zur Reflexion.

Der Benediktiner und frühere Abt des Klosters Einsiedeln, Martin Werlen, äußerte sich positiv-nachdenklich zur umstrittenen Darstellung des Abendmahls bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris. In einem Aufsatz schreibt Werlen, der aktuell Propst in St. Gerold in Voralberg ist: „Ich empfinde das nicht als Angriff auf Jesus Christus oder das Abendmahl, wohl aber eine starke Kritik an der Art und Weise, wie wir dieses Geheimnis unseres Glaubens feiern.“

Werlen wies darauf hin, dass große Künstler der Vergangenheit wie Caravaggio und Leonardo da Vinci zu ihrer Zeit ebenfalls als skandalös galten und die Kirche herausforderten. „Kunst war traditionell nicht fromm“, so Werlen. „Die moderne Kunst dient weiterhin als Spiegel für die Gesellschaft.“

Kirche und Kunst im Wandel

Werlen betonte, dass die Kirche im 19. Jahrhundert den Kontakt zur aufrüttelnden Kunst verloren habe und stattdessen einen eigenen, weniger provokanten Kunststil gepflegt habe. „Die Kirche hat sich damals von der aufrüttelnden Kunst entfernt“, sagte Werlen. Er lobte die aktuelle künstlerische Darstellung dafür, dass sie uns zwinge, über festgefahrene Gewohnheiten nachzudenken und eine größere Kreativität in der Ausübung des Glaubens zu entwickeln.

Gesellschaftliche Ausgrenzung und kirchliche Verantwortung

Werlen erklärte, dass viele Menschen, die scharf auf die olympische Darbietung reagierten, die Auffassung haben, dass Kunst früher fromm war. „Wer damit große Mühe hat, ist wohl weniger in seinen religiösen Gefühlen verletzt, als vielmehr in seinem Mangel an Glauben an den, der Mensch geworden ist.“ Er hob hervor, dass die Kunst uns daran erinnere, dass wir als Nachfolger Jesu gemeinsam auf dem Weg seien, unabhängig von unserer sozialen oder sexuellen Identität.

Diese mutige Interpretation der olympischen Szene als prophetische Kunst betone die Notwendigkeit einer offenen und respektvollen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebenswelten und trage zur Erneuerung des Glaubens bei. „Die Show war bunt wie das Leben, aber respektvoll und nicht geprägt vom Prunk vergangener Jahrhunderte“, fügte Werlen hinzu.

(kath.ch - rp)

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06. August 2024, 10:14