Teilnehmer während der Vorbereitung auf die Bischofssynode, 29.09.2024 Teilnehmer während der Vorbereitung auf die Bischofssynode, 29.09.2024  (ANSA)

Schweizer Bischof: Christus in die Mitte des Handelns stellen

Jean-Marie Lovey deutet Konflikte innerhalb der Kirche als Aufruf zu einer ständigen Bekehrung. Der Walliser bekennt, er selbst sei ratlos gewesen, als ihn der Papst vor zehn Jahren für das Amt des Bischofs von Sitten auswählte.

Jean-Marie Lovey ruft die Gläubigen auf, Christus in den Mittelpunkt zu stellen. Dies sei eine der wichtigsten Veränderungen. „An jedem Ort, an dem Entscheidungen getroffen werden, muss sich die Zentralität Christi zwingend stellen. Christsein bedeutet, in einer lebendigen Verbindung mit Christus zu stehen und nicht, eine eingerichtete Struktur zu betreiben.“

Er sei „traurig“ über die Spannungen, die sich zu Spaltungen entwickelten – innerhalb der Kirche und den Gemeinden, sagt der Bischof von Sitten. Er sehe darin einen Aufruf zu einer ständigen Bekehrung, zuerst für sich, aber auch für alle.

Kraft nicht in Konflikten verschwenden

„Andernfalls werden wir weiterhin viel mehr Kraft darauf verwenden, auf Positionen zu verharren und Konflikte beschwichtigen zu müssen, als das Evangelium zu verkünden, indem wir es mehr leben“, befürchtet Lovey. Der Walliser Chorherr vom Grossen Sankt Bernard, der seit 28. September 2014 Bischof ist, äußert sich in einem Interview, das am Samstag im „Walliser Boten“ und auf der Newsseite „pomona.ch“ publiziert wurde. Autor ist Paul Martone, Mediensprecher des deutschsprachigen Teils des Bistums Sitten.

Lovey äussert sich auch zum Thema Missbrauch. Die Missbrauchskrise habe Priestern einen Großteil ihrer Autorität genommen, findet der Bischof. Dies genüge aber nicht. Lovey sieht einen Grund für die Hoffnung, dass die Missbrauchskrise zu einer echten Läuterung für Personen und Strukturen führt. „Dann könnte eine gute Frucht der Bekehrung als positiven Ausweg erkannt werden, als ein Weg, den man gehen kann, um aus dieser Krise herauszukommen." Veränderungen in der Kirche müssten nicht in erster Linie auf struktureller Ebene stattfinden, wie man manchmal höre. „Die Strukturen dienen dem Leben.“

In dem Interview bekennt Lovey, er sei „sehr ratlos“ gewesen, als ihn Papst Franziskus vor zehn Jahren anfragte, ob er bereit sei, Bischof von Sitten zu werden. Die Überraschung sei groß gewesen. „Ich wusste nicht, wie ich das Amt eines Bischofs ausüben sollte! Wie hätte ich wie meine Vorgänger oder wie andere Bischöfe, die ich kannte, sein können?“ Auch die Tatsache, dass er seine Ordensgemeinschaft nach 44 Jahren des gemeinsamen Lebens verlassen sollte, war offenbar belastend. „Zunächst sah ich nur Hindernisse und Unmögliches“, sagt Lovey.

In der SBK für Migration zuständig

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat Lovey auf ihrer Webseite zum zehnjährigen Weihejubiläum gratuliert. Innerhalb der Konferenz ist der Bischof von Sitten für das Resort Migration und die Dienststelle Migratio verantwortlich. Diese widmet sich der Seelsorge an Migrantinnen und Migranten sowie Menschen unterwegs. Lovey leitete von 2009 bis zu seiner Ernennung zum Bischof 2014 als Probst die Kongregation vom Grossen Sankt Bernhard.

(kath.ch - mo)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

30. September 2024, 13:55