Salzburg: Würdigung der Erentrudis
Die Erzdiözese und das Land Salzburg haben am Sonntag die mittelatlerliche Äbtissin und Landespatronin Erentrudis als „Powerfrau“ gewürdigt. Genau 400 Jahre ist es her, dass die Ordensfrau und Heilige zur „Landesmutter" erklärt wurde. Erzbischof Franz Lackner bezeichnete sie beim Festgottesdienst als „Lichtgestalt unseres Glaubens“.
Der Festgottesdienst am Sonntag war Schluss- und Höhepunkt der Erentrudis-Festwoche, die am 1. September begonnen hatte. Von der politischen Seite feierten u.a. Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der Salzburger Landtag und der Vizebürgermeister mit. Anwesend waren zudem Ökumene-Vertreter jeweils für die griechisch-orthodoxe und neuapostolische Kirche, sowie die Nonnberger Äbtissin Veronika Kronlacher, Erzabt Korbinian Birnbacher, Abtpräses Johannes Perkmann. Bei den Feierlichkeiten am Sonntag fand nach dem Festgottesdienst im Dom ein Umzug mit Schützen, Musikkapellen und Heimatvereinen von der Altstadt bis ins Nonntal statt, wo es ein „Erentrudisfest" gab. Ein Höhepunkt war zudem die Prozession der Reliquien vom Stift Nonnberg zum Dom sowie zur St. Erhard-Kirche im Nonntal und wieder zurück.
Wer war Erentrudis?
Der Name Erentrudis kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Adler-Starke", „adlergleiche Seherin". Die Heilige stammt aus fürstlichem Hause; zeitgenössischen Berichte gibt es keine von ihr. Faktum ist laut Mittelalter-Experte Wolfgang Neuper aber, dass sie vor 1300 Jahren die erste Äbtissin im Kloster Nonnberg war, das 714 gegründet wurde. Dieses war von besonderer Bedeutung für die frühe christliche Gemeinde Salzburgs und ebenso ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb. In einer Lebensbeschreibung aus dem frühen 14. Jh. wird ihr hohe Gelehrsamkeit, Gastfreundschaft und Nächstenliebe zugeschrieben. Als Todestag wird meist der 30. Juni 718 angegeben. Nach ihrem Tod wurde ihr Grab zur Pilgerstätte.
Ernennung zur Diözesanpatronin
Am 4. September 1624 ernennt Erzbischof Lodron Erentrudis zur Stadt- und Landesmutter von Salzburg; dieser habe laut Erzbischof Lackner damit die Relevanz Erentrudis neu erkannt und für alle Zeit festgesetzt. 1986 wird sie zudem zur Diözesanpatronin ernannt. Ihre Gebeine werden im Stift aufbewahrt. Die sterblichen Überreste der Heiligen standen bereits vor 400 Jahren im Fokus der Aufmerksamkeit. Laut Neuper spielten wahrscheinlich strategische Überlegungen im Zusammenhang mit der Gegenreformation - und ein beabsichtigtes „Beeindrucken der Menschen" eine Rolle.
Umgang mit dem Erentrudis-Erbe
Bereits vor dem Festakt am Wochenende erklärte Landeshauptmann Wilfried Haslauer ihre außergewöhnliche Bedeutung für Salzburgs Geschichte. Auch in Zukunft würden sich Landespolitik, Kirche, Wissenschaft und Volkskultur gemeinsam darum bemühen, Erentrudis in der Tradition wach zu halten. Sie sei „tief mit der Kultur im Land verwurzelt" und „für viele Menschen in Salzburg ein wichtiger Anker im Leben“.
Erentrudis stehe für „zeitlose Werte, die nichts an Wichtigkeit verloren haben“ wie Glaube, Nächstenliebe und das Einstehen füreinander, sagte die Tiroler Landtagsabgeordnete Katrin Brugger. Es gelte, diese Werte „weiterzuleben". Für die kirchlichen „Gründergestalten" und ihr Glaubensleben gelte es dankbar zu sein und ihr kostbares Erbe weiterzugeben, betonte der Salzburger Erzbischof Lackner. Sie seien wie „Zuflüsse von guter Qualität", welche der „große Fluss der Kirche" benötige, um die nötige Verbindung mit Jesus Christus als Quelle aufrechtzuerhalten. Lackner: „Die Kirche ist ein organisches Ganzes, das wächst und fließt. In diesem Strom des Lebens sich einzufügen und einzubringen, das bedeutet christlich leben und glauben."
(kap - mo)
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