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Christian Weisner bei einem Besuch in unserer Redaktion Christian Weisner bei einem Besuch in unserer Redaktion 

D: „Hohe Erwartungen an Weltsynode“

Auch die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ beobachtet die derzeitige Synodalversammlung im Vatikan mit großem Interesse. „Natürlich sind die Erwartungen hoch“, sagt uns Christian Weisner.

Der Mitbegründer von „Wir sind Kirche“ weist darauf hin, dass seine Bewegung seit ihrer Bildung Mitte der neunziger Jahre „schon viele Synoden mitverfolgt“ hat, in die jetzige aber besondere Hoffnungen setzt.

„Mitte Oktober haben wir wieder unsere internationale Tagung in Rom abgehalten, haben mit Synodalen und Synodalinnen gesprochen, mit den Experten, und haben auch gemerkt, dass viele andere Reformnetzwerke in Rom sind. Da ist jetzt wirklich ein ganz anderes Klima entstanden, als das bei früheren Synoden gewesen ist. Natürlich sind die Erwartungen hoch. Diese Synode ist so wichtig, weil sie die unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Kontinente zusammenbringt.“

„Dynamik ist in den Ortskirchen abgeflaut“

Schon bei der ersten Synodalversammlung im Oktober letzten Jahres habe man eine „große Dynamik“ feststellen können, so Weisner, der zum Bundesteam von „Wir sind Kirche“ gehört. Doch leider sei die Dynamik in der Zwischenzeit in den Ortskirchen abgeflaut.

Zur Synode: Radio-Vatikan-Interview mit Christian Weisner („Wir sind Kirche“)

„Und jetzt haben natürlich die zehn Studienkommissionen für Enttäuschung gesorgt, denn das ist kein transparentes Verhalten. Andererseits sind die Fragen – gerade wenn es um die Frauenfrage geht, um die Leitungsfrage, das Bischofsamt, das Priesteramt, die Ökumene – schon schwerwiegende theologische Fragen, die von den Synodalen innerhalb der Synodenaula vielleicht gar nicht so als Experten beantwortet und bearbeitet werden können. Insofern ist es schon hilfreich, dass es diese zusätzlichen Studiengruppen gibt. Aber die müssen sich jetzt auch als sehr transparent erweisen.“

Die Synodalversammlung im Vatikan an diesem Donnerstag
Die Synodalversammlung im Vatikan an diesem Donnerstag

„Ein großes Projekt des Papstes“

Aus Weisners Sicht kommt deswegen dem Treffen von Synodalen mit den Studiengruppen an diesem Freitagnachmittag große Bedeutung zu. „Es muss wirklich klar sein: Wer gehört zu diesen Studiengruppen, was ist deren konkrete Aufgabe, und wann kann man mit verlässlichen und tragfähigen Ergebnissen rechnen?“ Die Synodenregie hat angekündigt, dass jeder Katholik bzw. jede Katholikin den Studienkommissionen bis Juni nächsten Jahres Überlegungen und Vorschläge zukommen lassen kann.

„Diese Weltsynode ist ein großes Projekt von Papst Franziskus, das wirklich weltweit 1,3 Milliarden Menschen miteinander ins Gespräch bringt. Wenn sie nicht scheitern soll, dann müssen aus dieser Weltsynode positive Ergebnisse herauskommen. Es hat sich ja gezeigt, dass sich die Missbrauchsfrage – gerade auch Missbrauch an Ordensfrauen – weltweit stellt, und der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland war vielleicht ein Vorreiter.“

„Wir hoffen sehr, dass sich dieser Aufwand lohnt“

Christian Weisner ist davon überzeugt, dass der Prozess der Weltsynode erwiesen hat, dass sich Fragen der bischöflichen Autorität, des Priesteramtes, der Sexualmoral „und vor allen Dingen auch die Frauenfrage“ auf weltweitem Niveau stellen. Darauf müsse die katholische Kirche Antworten finden.

„Das ist jetzt eine große geschichtliche Stunde. Wir hoffen sehr, gerade auch wir Reformgruppen, dass sich dieser Aufwand lohnt, denn sonst wäre das eine große Enttäuschung. Es sind viele Experten und Expertinnen in der Synodenaula; die sollten auch daran denken, wie sie die Botschaft jetzt von Rom wieder in Ihre Ortskirchen bringen. Das wird sehr wichtig sein: dass in den einzelnen Ortskirchen weitergearbeitet wird an diesen Fragen und dann vor allen Dingen auch Schritt für Schritt ganz konkrete Lösungen umgesetzt werden. Die katholische Kirche, gerade auch hier im europäischen Raum, steht vor großen Umbrüchen. Da muss sich etwas ändern, wenn das Christentum hier weiter beheimatet sein möchte.“

(vatican news – sk)

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18. Oktober 2024, 11:52