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In Essen beginnt weitere Aufklärung um Kardinal Hengsbach (1910-1991), der hier als Skulptur in Essen zu sehen ist In Essen beginnt weitere Aufklärung um Kardinal Hengsbach (1910-1991), der hier als Skulptur in Essen zu sehen ist  (ANSA)

D: Neue Studie zu Missbrauchsvorwürfen gegen Kardinal Hengsbach

Das Bistum Essen und andere kirchliche Institutionen haben eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung zu Franz Hengsbach in Auftrag gegeben. Die Studie soll nicht nur die Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen Bischof des Ruhrbistums aufklären, sondern auch sein gesamtes Leben und Wirken beleuchten. Zwei renommierte Institute übernehmen die dreijährige Forschungsarbeit, die auch die Reaktionen in den Gemeinden untersucht.

In einer beispiellosen Untersuchung sollen zwei wissenschaftliche Institute aus München und Hamburg das Leben von Kardinal Franz Hengsbach (1910–1991) genau unter die Lupe nehmen. Dabei steht nicht nur die Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Bischof des Bistums Essen im Fokus, sondern auch die Aufarbeitung seines gesamten Werdegangs. Die Bistümer Essen und Paderborn hatten vor einem Jahr Missbrauchsvorwürfe gegen den weithin verehrten Kirchenmann bekannt gemacht, die sich auf die 1950er und 1960er Jahre beziehen. Seither sind sieben weitere Hinweise auf mögliche sexualisierte Gewalt eingegangen.

Die Forschungsarbeit, die auf drei Jahre angesetzt ist, wurde vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung in München sowie der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg übernommen. Beide Institutionen haben Erfahrung in kirchlichen Missbrauchsstudien und sollen nun die Biografie Hengsbachs erarbeiten. Die Studie wird mit 785.000 Euro finanziert, hauptsächlich von den Bistümern Essen und Paderborn sowie dem Hilfswerk Adveniat. Laut Vertrag dürfen die Auftraggeber keinen Einfluss auf die wissenschaftliche Arbeit nehmen, um eine unabhängige Untersuchung sicherzustellen.

Auch Hengsbachs Tätigkeiten untersucht

Neben den Vorwürfen wird die Untersuchung sich auch mit Hengsbachs Tätigkeiten als erster Bischof von Essen, Militärbischof, und Vorsitzender des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat befassen. Fragen zu seiner Haltung zu gesellschaftlichen Themen, seinem Priesterbild und seinen Ansichten zur Sexualmoral sollen ebenfalls beleuchtet werden. Ziel sei es, eine umfassende historische Biografie zu schaffen, so Historiker David Rüschenschmidt, der die Skandalisierung des Falls vermeiden möchte.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der sozialwissenschaftlichen Untersuchung der Auswirkungen der Vorwürfe in den Gemeinden des Bistums Essen. Wie Soziologin Helga Dill betont, ist es den Forschern wichtig, nicht nur mit Priestern, sondern vor allem mit Gemeindemitgliedern zu sprechen. Die betroffenen Gemeinden sollen in den kommenden Monaten ausgewählt werden.

Das Bistum Essen hatte bereits symbolische Maßnahmen ergriffen, wie das Entfernen der Hengsbach-Statue und die Umbenennung des Kardinal-Hengsbach-Platzes in Friedensplatz. Die Forscher rufen zudem Betroffene und Zeitzeugen auf, sich zu melden, um die Untersuchung weiter voranzutreiben. Die Ergebnisse der Studie sollen 2027 vorgestellt werden, mit vorläufigen Erkenntnissen bereits in den kommenden Jahren.

Betroffene können sich melden

Betroffene können sich per Mail Aufarbeitung@ipp-muenchen.de, per Telefon uter der Nummer 089 54359770 oder per Post an IPP München, Ringeisstraße 8, 80337 München, melden. 

(pm - mg)

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21. Oktober 2024, 13:59