Österreichs neuer Heiliger: Wer war Engelbert Kolland?
Der Tiroler Priester Johannes Laichner ist Missio-Diözesandirektor der Diözese Innsbruck und hat soeben ein Buch über den Tiroler Märtyrer Engelberg Kolland geschrieben, der 1860 in Damaskus als Märtyrer starb.
Johannes Laichner: Engelbert Kolland war ein apostolischer Missionar, der von 1855 bis 1860 in Damaskus als Franziskanerpater wirkte, dort Seelsorger, Lehrer, Priester und Hirte war – im besten Sinne des Wortes. Er stirbt dann als Märtyrer im Rahmen des Drusenaufstands 1860. Mit Tausenden anderen Christen wird er Opfer religiöser Verfolgung und stirbt somit im Alter von 33 Jahren. Er beendet sein Leben als leidenschaftlicher, aufopfernder Priester und Missionar unter dem Schwert seiner Verfolger. Bis zum Schluss unterlässt er es nicht, seinen Peinigern zu vergeben und zu fragen, warum sie ihm das antun. Sie seien doch Brüder und Freunde. Die Antwort seiner Peiniger war sehr kurz: Er sei Christ. Deshalb stirbt Engelbert Kolland 1860 in dieser Christenverfolgung.
Geboren wurde Kolland 1827 in dem Tiroler Alpendorf Ramsau im Zillertal. Dass er einmal als katholischer Missionar in den Nahen Osten gehen würde, hat sich keineswegs abgezeichnet, auch wegen seiner Herkunft aus einer protestantischen Familie. Wie und mit welchem Auftrag gelangte er nach Damaskus und wie hat er gewirkt?
Johannes Laichner: Man muss vorausschicken, dass Engelbert Kolland in Salzburg dem Franziskanerorden beitritt, Feuer fängt für den Missionsgedanken und sich bei seinen Oberen für die Missionseinsätze im Orient meldet. Er kommt ins Heilige Land und wird nach einigen Monaten zu spanischen Mitbrüdern nach Damaskus in die dortige Franziskanermission gesandt. Er hat einen offiziellen Auftrag als apostolischer Missionar in einer offiziellen Mission, um dort vor allem die Pfarrseelsorge im Christenviertel von Damaskus zu übernehmen und an der eigenen Franziskanerschule zu unterrichten. Sprachbegabt und mit einer ganz leutseligen Art versucht er, den Menschen dort die Schönheit des Glaubens nahezubringen. Es gelingt ihm, sich in die Herzen der Menschen hineinzuleben und sie für sich zu gewinnen. Er wird sogar in der Bevölkerung von Damaskus als „Vater Engel“ bezeichnet – „Abu Malak“. So wird Engelbert Kolland von der einheimischen Bevölkerung tief wertgeschätzt, als Seelsorger und Hirte.
Zusammen mit dem Tiroler Franziskaner Volker Stadler haben Sie gerade ein Buch über Pater Engelbert Kolland vorgelegt. Sie haben sich durch Ordensarchive gewühlt und auch Post an die Familie von Pater Engelbert aus Damaskus gefunden. Wie war dieser Heilige? Was zeichnete ihn zuinnerst aus?
Johannes Laichner: Pater Engelbert Kolland war ein zielstrebiger Mensch mit einer tiefen Frömmigkeit, einer großen Leutseligkeit und vermutlich einer tiefen Menschenfreundlichkeit mit einem gewinnenden Gemüt. Er lernt zuerst die Sprache der Menschen, freundet sich mit ihnen an, um dann von seinem größten Schatz zu erzählen – seinem eigenen Glauben an Jesus Christus. So gewinnt er die Menschen mit einer wunderbaren missionarischen Haltung, die zuerst die Menschen für einen gewinnt, um ihnen dann den großen Schatz zu offenbaren, den man selbst entdeckt hat – die Wahrheit des Glaubens.
Welches Zeugnis gibt Pater Engelbert Kolland heute ab für Gläubige in Westeuropa?
Johannes Laichner: Heilige sind immer Menschen, die das Evangelium in die Tat umsetzen, die Gott lieben wie ihre Nächsten. Somit betrifft Heiligkeit uns alle – eine Berufung für alle Menschen. Am Beispiel des bald heiligen Engelbert Kolland lernen wir, wie einfach es ist, Jesus Christus nachzufolgen, indem man das umsetzt, was Jesus im Evangelium uns aufträgt: nämlich vollkommen zu sein wie der himmlische Vater. Und genau darin besteht die Herausforderung – den Wunsch zu haben, wirklich heilig zu werden, in den einfachen Dingen, wie Kolland, der in Damaskus als einfacher, treuer Priester wirkte und so ein Vorbild und zugleich eine Motivation für alle wird, Jesus Christus nachzufolgen.
Buchtipp: „Den Esel also mache ich! Der heilige Engelbert Kolland, Missionar aus Leidenschaft.“ Von Pater Volker Stadler OFM und Pfarrer Johannes Laichner.
(vatican news – gs)
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