Buchtipp: Das neue Buch von Matthias Kopp Buchtipp: Das neue Buch von Matthias Kopp 

Buchrezension: „Iraks christliches Erbe“ von Matthias Kopp

Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz und erfahrener Nahost-Kenner, legt mit „Iraks christliches Erbe“ eine beachtliche Monographie vor, die erstmalig die Geschichte des Irak aus der Sicht des Christentums und seiner Anhänger umfassend dokumentiert. Dieses Werk, das bei Herder veröffentlicht wurde, ist das Ergebnis seiner jüngsten Doktorarbeit und basiert auf einer intensiven Auseinandersetzung mit den politischen, religiösen und gesellschaftlichen Entwicklungen Iraks.

Das Buch spannt einen Bogen über alle historischen Epochen bis zur Gegenwart und setzt dabei einen klaren Fokus auf das 20. und 21. Jahrhundert. Kopp beleuchtet nicht nur die christliche Präsenz und deren Wandel im Irak, sondern untersucht auch das Umfeld anderer religiöser und ethnischer Minderheiten, insbesondere die Situation der Jesiden, sowie die verschiedenen islamischen Strömungen, die das religiöse Leben im Irak maßgeblich prägen.

Ein zentraler Teil des Werkes widmet sich den politischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte, insbesondere dem Sturz Saddam Husseins, den darauf folgenden Verfassungsentwürfen und der Entstehung des Terrorregimes des „Islamischen Staates“. Kopp zeichnet mit fundierten Argumenten nach, wie diese Ereignisse die religiösen Gemeinschaften im Irak tiefgreifend verändert und das Land nachhaltig destabilisiert haben. Dabei bleibt er stets nah an den Quellen, stützt sich auf ein umfangreiches Literaturverzeichnis und verarbeitet unbekanntes Archivmaterial, was die wissenschaftliche Tiefe des Buches unterstreicht.

Diplomatie und die Rolle des Heiligen Stuhls

Ein weiteres zentrales Thema des Buches ist das Engagement des Heiligen Stuhls im Irak. Kopp beschreibt die Bemühungen der vatikanischen Diplomatie, die über Jahrzehnte hinweg immer wieder versuchte, den Dialog zu fördern und den Schutz der christlichen Minderheit zu sichern. Er hebt dabei hervor, wie der Vatikan als moralische und diplomatische Instanz im „Zweistromland“ agiert und sich für die Rechte und das Überleben der Christen im Irak einsetzt.

Besonders eindrucksvoll ist die Analyse der Reise von Papst Franziskus in den Irak im Jahr 2021, die von Kopp kenntnisreich und mit viel Empathie für die dortige christliche Gemeinschaft beschrieben wird. Diese Reise, so der Autor, war nicht nur ein starkes Symbol der Solidarität, sondern auch ein Appell an die Weltöffentlichkeit, die Christen im Irak nicht zu vergessen. Die Forderung der Christen nach einer aktiven Teilnahme am Aufbau der Zivilgesellschaft und der Wunsch nach friedlicher Koexistenz spiegeln den tief verwurzelten Glauben wider, dass ein Zusammenleben verschiedener religiöser Gruppen, wie es Jahrhunderte lang praktiziert wurde, auch in der heutigen Zeit möglich sein könnte.

Die bittere Realität des Christentums im Irak

Trotz aller Hoffnungen und Zeichen der Versöhnung beschreibt Kopp die Zukunft der Christen im Irak mit großer Sorge. Er stellt fest, dass das Christentum im Irak vor dem Ende stehen könnte, wenn es nicht zu einer politischen und gesellschaftlichen Wende kommt. Die fortschreitende Radikalisierung und die extremen Weltbilder, die viele Regionen des Nahen Ostens prägen, stellen eine akute Bedrohung dar, nicht nur für die christliche Minderheit, sondern auch für die Stabilität des gesamten Landes.

Kopp betont die tragische Realität: die irakischen Christen kämpfen nach wie vor um ihr Überleben und ihr kulturelles Erbe. Ihr „blutiger und steiniger Weg“, wie der Autor es nennt, ist durch den Exodus und die Ermordung unzähliger Christen und Jesiden gekennzeichnet. Für Kopp ist das christliche Erbe im Irak ein „reiches Vermächtnis in der Wiege der Menschheit“, dessen Erhalt nicht nur für die christliche Gemeinschaft, sondern für die gesamte Menschheit von Bedeutung ist.

Fazit

„Iraks christliches Erbe“ ist ein tiefgehendes, beeindruckendes Werk, das sowohl historisch als auch religionswissenschaftlich wertvolle Einsichten bietet. Matthias Kopp gelingt es, die komplexe und oft tragische Geschichte der Christen im Irak in den globalen Kontext einzubetten und die Verbindungen zwischen Religion, Politik und Gesellschaft im Nahen Osten verständlich zu machen.

Für alle, die sich für den Nahen Osten, die Geschichte des Christentums und die Rolle religiöser Minderheiten interessieren, ist dieses Buch eine wichtige und zugleich aufrüttelnde Lektüre. Kopps Analyse ist mehr als eine nüchterne Dokumentation; es ist eine Hommage an die Christen, die trotz aller Widrigkeiten in ihrer Heimat bleiben und eine Vision für eine friedliche Zukunft bewahren.

Zum Mitschreiben

Matthias Kopp: Iraks christliches Erbe. Vom Überleben im Zweistromland, gebundene Ausgabe, erscheint am 27. Januar 2025 im Herder-Verlag, kann jetzt vorbestellt werden.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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18. November 2024, 08:05