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75 Jahre Genfer Konventionen: KI und Völkerrecht im Fokus

An der römischen Universität Gregoriana haben an diesem Donnerstag Experten und kirchliche Würdenträger die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf das humanitäre Völkerrecht besprochen. Die Konferenz zum 75. Jubiläum der Genfer Konventionen thematisierte die Chancen und Risiken neuer Technologien im Kontext bewaffneter Konflikte.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Am 75. Jahrestag der Genfer Konventionen fand an der Päpstlichen Universität Gregoriana eine Konferenz statt, organisiert von der Botschaft der Schweiz beim Heiligen Stuhl und der Botschaft der Schweiz in Italien. Die Konferenz unter dem Titel „#TheSpiritofGeneva: The Impact of AI on International Humanitarian Law“ bot eine Plattform für den Dialog über die Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI) in bewaffneten Konflikten. Zahlreiche hochrangige Experten und Persönlichkeiten kamen zusammen, um zu diskutieren, inwieweit das humanitäre Völkerrecht angesichts der neuen Technologien gestärkt und weiterentwickelt werden sollte.

Zum Nachhören - was bei der Konferenz gesagt wurde

Die Schweizer Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Manuela Leimgruber, eröffnete die Veranstaltung und betonte die historische Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und dem Vatikan in humanitären Angelegenheiten. Sie sagte:

„Mit seinem ethischen und moralischen Engagement ist der Heilige Stuhl zu einem wichtigen Akteur in dieser Angelegenheit geworden und betont, wie wichtig es ist, technologische Innovationen zum Wohle der Menschheit zu gewährleisten.“

Sie erinnerte auch daran, wie die Schweiz und der Heilige Stuhl bereits im Ersten Weltkrieg bei der Vermittlung und im Austausch von verwundeten Soldaten eng kooperiert hatten, ein Vorläufer der späteren Genfer Konventionen.

Botschafterin Manuela Leimgruber
Botschafterin Manuela Leimgruber

Risiken und Chancen von KI

Ein zentrales Thema der Konferenz waren die Risiken und Chancen von KI in Konfliktsituationen. Während KI-basierte Systeme potenziell den Schutz der Zivilbevölkerung verbessern könnten, bringen sie auch erhebliche ethische und rechtliche Herausforderungen mit sich. So stellte Joachim von Braun, Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, in seiner Ansprache die Frage, ob das humanitäre Völkerrecht in seiner jetzigen Form noch ausreiche. Er sagte: „Wir befinden uns in einer schizophrenen Situation. Einerseits haben sich praktisch alle Nationen den Konventionen angeschlossen. Andererseits werden sie ständig mit Füßen getreten, anstatt befolgt zu werden.“

„Mathematiker und Algorithmenentwickler stehen nicht mehr außerhalb des ethischen Bereiches.“

Von Braun ging weiter auf die tiefgreifenden Veränderungen ein, die KI in der Kriegsführung bewirken könnte. „Der Aufstieg der KI und ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Kriege geführt werden, erfordern möglicherweise die Kodifizierung zusätzlicher Verbote zum Schutz der Zivilbevölkerung“, erläuterte er. Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften arbeite daher daran, ethische Standards und Leitlinien für den Einsatz von KI in Konflikten zu entwickeln. Von Braun hob zudem hervor, dass die Verantwortung der Wissenschaft mit der Entwicklung neuer Technologien gewachsen sei. „Mathematiker und Algorithmenentwickler stehen nicht mehr außerhalb des ethischen Bereiches,“ betonte er.

Spezifische Themen

In den folgenden drei Panels diskutierten die Redner spezifische Themen: das erste Panel widmete sich den Herausforderungen der KI im militärischen Bereich, das zweite Panel behandelte die rechtlichen Aspekte und die Frage der Haftung bei Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht durch autonome Systeme, und das dritte Panel beleuchtete die Möglichkeiten, die KI für den humanitären Sektor bieten könnte. Die Veranstaltung endete mit Vorträgen von Wissenschaftlern, die das Thema aus technischer und ethischer Perspektive abschließend beleuchteten.

Die Konferenz machte deutlich, dass angesichts des technischen Fortschritts in der KI eine intensive Auseinandersetzung und ein klarer ethischer Rahmen notwendig sind. „Die Staaten sollten sich auf konkrete Schritte einigen, um das Risiko KI-gestützter und möglicherweise eskalierter Kriege zu verringern,“ forderte von Braun abschließend, „und Mechanismen schaffen, die die Hürden für die Entwicklung oder den Einsatz autonomer Waffen erhöhen.“

(vatican news)

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07. November 2024, 13:27