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Schönborn: Religiöses Miteinander in Österreich ist unvermeidlich

Kardinal Christoph Schönborn hat in einem Interview die Bedeutung des interreligiösen Dialogs betont und warnte vor Einschränkungen der Religionsfreiheit. Der Wiener Erzbischof sprach auch über Migration, Frauen in der Kirche und die Faszination von Weihnachten. Sein Plädoyer: ein respektvolles und offenes Miteinander als Grundlage einer demokratischen Gesellschaft.

„Das religiöse Miteinander in Österreich ist unvermeidlich“, erklärte Kardinal Christoph Schönborn im ORF-Mittagsjournal. Angesichts einer religiös vielfältigen Gesellschaft, in der Muslime 7 Prozent, Katholiken knapp 50 Prozent und östliche Christen eine halbe Million ausmachen, sei der interreligiöse Dialog nicht nur wichtig, sondern notwendig. Schönborn lobte das „vorbildliche“ Klima in Österreich, betonte jedoch die Notwendigkeit, auch berechtigte Sorgen, etwa zur Trennung von Religion und Politik im Islam, respektvoll anzusprechen.

Religionsfreiheit als Grundrecht

Besorgt zeigte sich der Kardinal angesichts Diskussionen über Einschränkungen religiöser Symbole, wie das Kopftuch im Landesdienst der Steiermark. „Es wird immer in der Öffentlichkeit religiöse Zeichen geben“, so Schönborn. Religiöse Freiheit sei ein Grundrecht, das wie Kunst-, Rede- und Versammlungsfreiheit in einer Demokratie nicht ohne Not beschnitten werden dürfe. Er warnte: „Ich werde mich wehren, wenn ich nicht mehr mit meinem Brustkreuz öffentlich auf der Straße sein kann.“

Kardinal Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn

Migration und Flucht: Unterschiedliche Herausforderungen

Der Wiener Erzbischof mahnte einen klaren und ehrlichen Umgang mit den Themen Migration und Flucht an. Migration sei ein „andauerndes Phänomen der Menschheitsgeschichte“, während Flucht eine Reaktion auf unmittelbare Bedrohungen sei. Persönlich erinnerte er an die eigene Flucht aus Tschechien 1945: „Keiner verlässt freiwillig seine Heimat.“ Gleichzeitig betonte Schönborn die Notwendigkeit von Migration für Österreich und forderte, Flüchtlinge gemäß internationalen humanitären Standards zu behandeln. Zur Rückkehr syrischer Flüchtlinge sagte er: „Viele würden gerne zurückkehren, doch die Bedingungen vor Ort sind katastrophal. Ganze Städte wie Aleppo und Homs liegen in Ruinen.“

Frauen in der Kirche

Zur Rolle der Frauen in der Kirche stellte Schönborn klar: „Ich halte es für entscheidend, dass Frauen eine wesentliche Rolle spielen.“ Er betonte, dass Frauen weltweit katholische Gemeinden ohne Priesterweihe leiten können. Auch in Wien gebe es solche Gemeinden. Die Leitung einer Gemeinde durch Frauen stehe „außer Frage“, wobei der Pfarrer als zentraler Bestandteil der kirchlichen Tradition bleibe.

„Ich halte es für entscheidend, dass Frauen eine wesentliche Rolle spielen.“

Prävention und Missbrauch

Im Hinblick auf die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hob der Kardinal die Fortschritte der katholischen Kirche hervor. Die Arbeit der Klasnic-Kommission habe Maßstäbe gesetzt, an denen sich andere Institutionen wie Sportvereine oder Bundesländer orientierten. Die Kirche habe in den vergangenen 15 Jahren viel geleistet, um sowohl Aufklärung als auch Prävention zu fördern.

Die Weihnachtsbotschaft

Schönborn schloss mit einer Reflexion über die Bedeutung von Weihnachten: „Die Krippe ist eines der stärksten Bilder, um das Geheimnis von Weihnachten zu begreifen.“ Sie zeige, dass Gott sich „so klein macht“, um als Kind zu den Menschen zu kommen. Diese Nähe und Einfachheit seien der „Zauber von Weihnachten“, der die Menschen jedes Jahr aufs Neue berühre.

(kap - mg)

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21. Dezember 2024, 12:49