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Tischgemeinschaft als Weggemeinschaft. Zu Gast bei Emmaus in St. Pölten Tischgemeinschaft als Weggemeinschaft. Zu Gast bei Emmaus in St. Pölten  

Emmaus, oder: „Es geht auch anders“. Radioakademie (1)

„Es gibt keine hoffnungslosen Fälle“: Das sagt der österreichische Sozialarbeiter und Theologe Karl Rottenschlager über seine Gäste - Häftlinge, Suchtkranke, Asylwerber, Obdachlose. Rottenschlager hat vor über 40 Jahren in St. Pölten die Emmaus-Gemeinschaft gegründet, die solche Menschen als Gäste aufnimmt und ihnen zurück in die Mitte der Gesellschaft hilft. Ein Gespräch über Barmherzigkeit, Resilienz und die Kraft, die in der Nachfolge Christi liegt.

Gudrun Sailer - St. Pölten / Vatikanstadt

Karl Rottenschlager, geboren 1946 in Steyr in Oberösterreich, entdeckte im Priesterseminar seine Berufung zum zölibatär lebenden Laien. Er wurde Sozialarbeiter in Österreichs zweitgrößtem Gefängnis und gründete schließlich, unterstützt von einer immer größer werdenden Gebetsgruppe, sein Werk nach fünf erfolglosen Anläufen. Das war 1982. Rottenschlager lebt seither selbst mit den Gästen von Emmaus in einer familienähnlichen Wohnform.

Karl Rottenschlager im Vorzimmer der Wohngemeinschaft von Emmaus
Karl Rottenschlager im Vorzimmer der Wohngemeinschaft von Emmaus

„Vor meiner Zeit in Emmaus habe ich neun Jahre im Gefängnis gearbeitet, beim sozialen Dienst in Stein, mit 900 Gefangenen. Einmal fragte ich einen Gefangenen nach elf Jahren Haft in Stein, was das Gefängnis bei ihm bewirkt habe. Er sagte: „Das ist eine Schule des Hasses. Ich bin vollgepumpt mit Hass.“ Daraufhin fragte ich: Was braucht ein Gefangener? Seine Antwort, wie aus der Pistole geschossen: „Eine Schule der Liebe.“ Genau das möchte Emmaus sein: eine Lebensschule für Gäste und Mitarbeitende.“

Hier zum Hören - ein Ausschnitt aus Teil 1 unserer Radioakademie über die Emmausgemeinschaft in St. Pölten

„Doch das Entscheidende ist, dass jeder und jede die Erfahrung machen kann: Ich werde geliebt“

Rottenschlager spricht nicht von „Klienten“ oder „Haftentlassenen“. Wer in der Emmausgemeinschaft wohnt und arbeitet, ist „Gast“, ein Begriff, der auf die Bibel verweist. Ein Gast nämlich ist „willkommen, in jedem Gast dürfen wir letztlich Gott selbst empfangen. Das hat mich sehr motiviert, darauf zu drängen, die Caritas hat mich damals freigestellt für ein noch zu gründendes Obdachlosenprojekt, das wir „Emmaus“ nannten, weil es für Hoffnung steht. Menschen, die völlig verzweifelt waren, werden bei uns aufgenommen und willkommen geheißen. Es ist wichtig, dass jeder das Gefühl hat, wirklich willkommen zu sein – in einer familienähnlichen Gemeinschaft. Wir bieten zunächst Arbeit, Wohnung und Freizeitangebote an. Doch das Entscheidende ist, dass jeder und jede die Erfahrung machen kann: Ich werde geliebt.“

Gewalt muss nicht das Leben immer weiter bestimmen

Was Menschen in der Schule der Gewalt gelernt haben – hinter Gittern oder im Gefängnis der Sucht – muss nicht zwangsläufig den Rest ihres Lebens bestimmen: Das ist, was Rottenschlager wieder und wieder erlebt hat. Mit einem Mix aus Therapie, geführter Selbstreflexion, beständiger Übung, Geduld, Bereitschaft zur Vergebung und mit Liebe lässt sich Gewalt als ersten Reflex auf Frustration ver-lernen. Die 15.000 Gäste, die bis heute bei Emmaus in St. Pölten gewohnt und gearbeitet haben, haben insgesamt mindestens 10.000 Jahre Haft verbüßt, Rottenschlager hat das einmal hochgerechnet.

„In Kürze, würde ich sagen, beweist Emmaus: Es geht auch anders“

„Trotzdem: Wir brauchen faktisch fast nie die Polizei. Das heißt, die Früchte sind offensichtlich, und das weiß auch die Kripo. Manche, die wir bei Emmaus beschäftigen, tragen Fußfessel. Niemand weiß es. Aber wir arbeiten eng mit der Justiz und mit der Bewährungshilfe zusammen. Und das ist letztlich dann Kriminalprophylaxe. Da kann er oder sie schon im Kleinen, in diesen Betrieben oder Wohnheimen, trainieren: Es geht auch anders. Also in Kürze, würde ich sagen, beweist Emmaus: Es geht auch anders.“

Gudrun Sailer im Gespräch mit Karl Rottenschlager über die Emmausgemeinschaft in St. Pölten - Teil 1. Wenn Sie alle vier Teile unserer Radioakademie gesammelt nachhören möchten, schicken wir Ihnen gerne eine CD zu, Ihre Spende kommt dem kirchlichen Dienst von Radio Vatikan zugute. Bestellen können Sie die CD per Mail an: cd@vaticannews.de – unser Freundeskreis versendet aus Deutschland.

(vatican news – gs)

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02. Februar 2025, 08:08
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