Frühmesse: Über den Egoismus, keine Kinder haben zu wollen
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Ausgangspunkt seiner Überlegungen war das Tagesevangelium, in dem Gott dem kinderlosen Paar Zacharias und Elisabeth noch in späten Jahren unerwarteten Nachwuchs schenkt: Johannes den Täufer. „Mir fallen da einige Länder ein, die den Weg der Sterilität gewählt haben und an dieser hässlichen Krankheit leiden, dem ,demografischen Winter`. Sie haben keine Kinder. ,Naja, der Wohlstand, dies und das…´. Länder, die entleert sind von Kindern. Und das ist kein Segen. Fruchtbarkeit ist immer ein Segen Gottes.“
Materielle und spirituelle Fruchtbarkeit
Wohlgemerkt, setzt der Papst nach: es geht hier um materielle wie spirituelle Fruchtbarkeit, um das Weiterschenken des Lebens. Man brauche nicht notwendigerweise verheiratet zu sein, um Leben zu geben, sagte der Papst unter Verweis auf Ordensleute und Priester. Fruchtbar könne man auch mit guten Werken sein. Und Fruchtbarkeit gehe zurück auf Gott. Leider kommt an diesem Punkt auch sein Widersacher ins Spiel.
„Es stimmt, der Teufel will Sterilität. Er will, dass jeder von uns nicht dafür lebt, den anderen Leben zu geben, sondern sich selber. Egoismus, Hochmut, Eitelkeit: das ist Seelenverfettung, ohne für die anderen zu leben. Der Teufel ist derjenige, der die Zwietracht des Egoismus wachsen lässt und macht, dass wir nichts weitergeben.“
Gnade, Kinder zu haben
Es ist eine Gnade, Kinder zu haben, die uns bei unserem Tod die Augen schließen, sagte Franziskus. Und er nannte das Beispiel eines alten Missionars in Patagonien, der im Alter von 90 Jahren sagte, sein Leben sei vorbeigegangen wie ein Hauch, aber er habe in seiner letzten Stunde so viele geistliche Söhne und Töchter um sich. Franziskus schlug an dieser Stelle einen Bogen auf das nahe Hochfest von der Geburt Jesu.
„Hier ist eine leere Krippe, wir können sie sehen. Sie kann ein Symbol der Hoffnung sein, weil das Kind kommt, und sie kann auch ein Museumsstück sein: leeres Leben. Unser Herz ist eine Krippe. Wie ist mein Herz? Ist es leer, immer leer, aber doch offen, um andauernd Leben zu empfangen und Leben zu schenken? Oder ist es ein Herz, das wie ein Museumsstück konserviert wird und nie offen war dafür, Leben zu empfangen und Leben zu schenken?“
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