Frühmesse: Ich bin nicht Herr meiner Zeit
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Der Tod ist eine Tatsache“: Das predigte der Papst am Donnerstagmorgen in der Kapelle der Casa Santa Marta im Vatikan. „Wir sind weder ewig noch vorübergehend – wir sind Männer und Frauen unterwegs in der Zeit. Einer Zeit, die einen Anfang hat und ein Ende.“
Es war ein Auszug aus dem Ersten Buch der Könige über den Tod von König David, der den Papst zu seinen Worten inspirierte. Franziskus lud seine Zuhörer ein, „um die Gnade des Gespürs für die Zeit zu beten“, um nicht im gegenwärtigen Moment oder in sich selbst „eingeschlossen“ zu bleiben. „Der Tod ist ein Faktum, das jeden angeht – er kommt mal später, mal früher, aber er kommt.“
„Aber da gibt es die Versuchung des Moments, der sich zum Herrn über das Leben aufschwingt und dich dazu bringt, in diesem egoistischen Labyrinth des Moments ohne Zukunft herumzulaufen, immer hin und zurück, hin und zurück. Der Weg endet mit dem Tod, das wissen wir alle. Und darum hat die Kirche sich immer darum bemüht, dass wir über unser Ende nachdenken – über den Tod.“
„Ich bin nicht Herr über die Zeit“ – es sei hilfreich, sich diesen Satz von Zeit zu Zeit vorzusagen. Sonst lebten wir das Leben „einfach wie eine Kette von Momenten, ohne einen Sinn“. Und noch so einen Satz zum sich-selbst-Vorsagen schlug der Papst vor: „Ich bin auf dem Weg und muss nach vorne schauen.“
„Fragen wir uns: Welches Erbe hinterlasse ich, wenn Gott mich heute abberuft? Welches Erbe hinterlasse ich als Zeugnis des Lebens? Das ist eine schöne Frage an einen selbst. Sich vorbereiten. Keiner von uns wird wie eine Reliquie zurückbleiben – wir alle werden auf diesem Weg gehen.“
Natürlich war das, was der Papst da predigte, keine Leugnung oder Relativierung des ewigen Lebens, an das die Christen glauben. Sondern eine Mahnung, das Leben als einmalige Zeitspanne der Bewährung ernst zu nehmen.
„Wenn ich einmal sterbe (und dabei zurückblicke) – was würde ich mir dann wünschen, dass ich h e u t e entschieden hätte für meine Art und Weise, zu leben? Das ist eine Art vorweggenommene Erinnerung, die den Moment von heute ins Licht rückt. Die Entscheidungen, die ich jeden Tag treffen muss, im Licht meines sicheren Todes.“
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