Frühmesse: Sich vom Kreuz Jesu anziehen lassen
Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt
Die Betrachtung des Kreuzes erinnere uns nicht nur an eine Niederlage, sondern auch an einen Sieg, erklärte der Papst bei der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Das Kreuz „macht alles zunichte, was Jesus im Leben getan hat, jede Hoffnung der Menschen, die Jesus gefolgt sind“.
„Aber wir haben keine Angst, das Kreuz als einen Moment der Niederlage, des Scheiterns zu betrachten," führte der Papst aus. „Wenn Paulus über das Geheimnis Jesu Christi nachdenkt, nimmt er kein Blatt vor den Mund: Er sagt, dass sich Jesus entäußert, die Sündenlast der ganzen Welt auf seine Schultern genommen hat. Er war am Boden, ein Verurteilter. Und Paulus hat sich nicht gescheut, diese Niederlage auch zu zeigen. Denn gerade das kann uns Hoffnung geben in dunklen Stunden, in den Momenten unserer Niederlagen: Für uns Christen ist auch das Kreuz ein Zeichen des Sieges!“
Wie ein Fisch den Köder verschlingt...
Ausgangspunkt für die Überlegungen des Papstes war die Lesung aus dem Buch Numeri (21,4-9). Darin wird erzählt, wie das Volk Israel – der langen Reise müde – in der Wüste aufbegehrte und dafür „von Schlangen bestraft wurde“. Diese Episode erinnere an eine andere Schlange: Satan, den großen Ankläger, erklärte der Papst. Doch der Herr gebot dem Mose, eine Kupferschlange an einer Fahnenstange aufzurichten, und bestimmte, dass jeder, der von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblicke, am Leben bliebe:Die Schlange, die den Tod gebracht hat, werde erhoben werden, um Erlösung zu bringen. Und diese „Prophezeiung“ habe sich erfüllt, so Franziskus: „Jesus, der für uns zur Sünde geworden ist, hat den Vater der Sünde – die Schlange – besiegt“. Am Karfreitag habe der Teufel triumphiert– und in seinem Freudentaumel gar nicht bemerkt, dass „er dabei war, in die größte Falle aller Zeiten zu tappen“.
In dem schwachen und besiegten Jesus habe der Teufel eine leichte Beute gesehen. Und „wie ein Fisch den Köder mitsamt dem Haken verschlingt, so verschlang auch der Teufel die Beute“, bemerkte der Papst, ein Bild der Kirchenväter aufgreifend. Doch damit habe er auch die hinter der menschlichen Natur verborgene Gottheit verschlungen. So sei das Kreuz zum Zeichen des Sieges geworden, die Kraft des Teufel für immer zerstört worden.
Der Kettenhund bellt immer noch
„Jesus sagt zu Nikodemus: Wenn ich über die Erde erhöht bin , werde ich alle zu mir ziehen. Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus den Teufel besiegt. Wir müssen uns vom Kreuz Jesu anziehen lassen; wir müssen es betrachten, weil es uns die Kraft gibt, unser Leben zu meistern. Auch wenn die Schlange, die zermalmt wurde, noch immer auf der Lauer liegt, der wütende Kettenhund immer noch bellt… Aber er ist eben auch – wie schon die Kirchenväter erkannten– ein Hund in Ketten: Komm ihm nicht zu nah, dann wird er dich nicht beißen. Wenn du ihn aber streichelst, auf seinen Charme hereinfällst und meinst, er wäre ein niedliches Hündchen, dann sieh dich vor: Er wird dich zerstören!“
Das Kruzifix betrachten, Zeichen für Niederlage und Sieg
Schließlich kam der Papst auf das zurück, was er eingangs gesagt hatte.
„Das Kreuz lehrt uns, dass es im Leben Niederlage und Sieg gibt. Wir müssen Niederlagen einstecken können, in der Lage sein, selbst unsere Sünden zu ertragen, weil Jesus für uns bezahlt hat. Unsere Niederlagen in Jesus ertragen, in Jesus um Vergebung bitten, uns aber nie vom Teufel, dem wütenden Kettenhund, verführen lassen!“, so der Rat des Papstes zum Abschluss der Messe. „Es wäre schön, wenn wir uns heute 5, 10, 15 Minuten Zeit nehmen würden, um in aller Ruhe das Kruzifix oder das Rosenkranzkreuz zu betrachten: Es ist unser Zeichen der Niederlage, das Verfolgungen auslöst, uns zerstört – aber es ist auch unser Zeichen des Sieges, weil der Herr am Kreuz gesiegt hat.“
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