Papst in Santa Marta: „Die drei Signale, die zeigen, dass du nicht liebst"
Gudrun Sailer und Debora Donnini – Vatikanstadt
Um Gott konkret zu lieben, muss man die Brüder und Schwestern lieben, und das heißt, für sie zu beten: für die sympathischen und die unsympathischen, auch für die „Feinde“; man darf Eifersucht und Neid keinen Raum geben und nicht über andere herziehen. Franziskus hat bei seiner Morgenmesse ein praktisches Programm der Nächstenliebe entworfen. Dabei ging er von der Lesung aus dem Ersten Johannesbrief aus (4,19-21.5,1-4). „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht“, heißt es dort. Papst Franziskus empfahl, keine Fantasien zu lieben, sondern „das, was du siehst, was du anfassen kannst, was real ist. Und nicht die Fantasien, die du nicht siehst.“
„Wenn du nicht in der Lage bist, Gott im Konkreten zu lieben, dann ist es nicht wahr, dass du Gott liebst. Der Geist der Welt ist ein Geist der Spaltung, und wenn er sich in der Familie, in der Gemeinschaft, in der Gesellschaft einmischt, schafft er immer Spaltungen: immer. Und die Spaltungen wachsen, und es kommen Hass und Krieg.... Johannes geht noch weiter und sagt: ,Wenn einer behauptet, ich liebe Gott, und seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner´, das heißt, ein Sohn des Geistes der Welt, der reine Lüge ist, reine Maske. Es wird uns gut tun, darüber nachzudenken: Liebe ich Gott? Aber lasst uns zum Prüfstein gehen und sehen, wie du deinen Bruder und deine Schwester liebst: lasst uns sehen, wie du sie liebst.“
Papst Franziskus geht dann auf drei Anzeichen ein, die darauf hinweisen, dass man seinen Bruder oder seine Schwester nicht liebt: Fehlendes Gebet, dem anderen Schlechtes wünschen und Geschwätz.
Zuerst fordert uns der Papst auf, für unseren Nächsten zu beten, auch für die Person, die „mir unangenehm ist" und von der ich weiß, dass sie „mich nicht liebt"; zu beten auch für den, der „mich hasst", sogar für „den Feind", wie Jesus sagte. Wenn ich nicht bete, ist das ein Zeichen, dass ich nicht liebe: „Das erste Signal, die Frage, die wir alle stellen müssen: Bete ich für die Menschen? Für sie alle, konkret, für die, die ich mag und die, die ich nicht mag, für die, die Freunde sind und die, die keine Freunde sind.“
Zweites Anzeichen der Nicht-Liebe:
„Wenn ich Gefühle von Eifersucht und Neid empfinde und ich dem anderen Schaden wünschen möchte.... das ist ein Signal, dass du nicht liebst. Bleib genau da stehen. Lass diese Gefühle nicht wachsen. Sie sind gefährlich. Lass sie nicht wachsen. Und dann, das alltäglichste Zeichen, dass ich meinen Nächsten nicht liebe und deshalb nicht sagen kann, dass ich Gott liebe, ist das Geschwätz. Machen wir uns das klar im Herzen und im Kopf: Wenn ich schlecht über andere rede, dann liebe ich Gott nicht, denn mit der üblen Nachrede zerstöre ich diesen Menschen. Geschwätz ist wie Honigbonbons: sie schmecken gut, das eine zieht das andere nach sich, dann das nächste, und am Ende ist der Magen kaputt mit den vielen Bonbons.... Denn es ist schön, es ,schmeckt gut´ zu schwätzen, es fühlt sich gut an - aber es zerstört. Und das ist das Zeichen, dass du nicht liebst.“
Im Kampf gegen den Geist der Welt braucht es Glauben
Wenn ein Mensch in seinem Leben Schluss macht mit dem Geschwätz, dann, so Franziskus, „würde ich sagen, dass er Gott sehr nahe ist". Wer nicht schlecht über andere redet, der „beschützt seinen Nächsten, beschützt Gott in seinem Nächsten".
„Der Geist der Welt lässt sich überwinden mit dem Geist des Glaubens: zu glauben, dass Gott in meinem Bruder, in meiner Schwester ist. Der Sieg, der die Welt überwunden hat, ist unser Glaube. Nur mit viel Glauben kann man diesen Weg gehen, nicht mit menschlichen Gedanken des gesunden Menschenverstandes.... Sie helfen, aber sie sind nicht für diesen Kampf. Nur der Glaube wird uns die Kraft geben, nicht zu schwätzen, für alle zu beten, auch für unsere Feinde, und keine Gefühle von Eifersucht und Neid wachsen zu lassen. Mit diesem Abschnitt aus dem Ersten Brief des Apostels Johannes bittet uns der Herr um Konkretheit in der Liebe. Gott lieben: Aber wenn du deinen Bruder nicht liebst, kannst du Gott nicht lieben. Und wenn du sagst, du liebst deinen Bruder, ihn aber in Wirklichkeit nicht liebst, sondern ihn hasst, dann bist du ein Lügner.“
(vatican news)
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