Frühmesse: Gottes Geist wächst nur in demütigen Herzen
Gudrun Sailer und Adriana Masotti – Vatikanstadt
„Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast“, ruft Jesus im Tagesevangelium nach Lukas aus (Lk 10,21-24). In der ersten Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja heißt es: „Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ (Jes 11,1-10). Die Liturgie spreche von dem, was klein ist, „wir können sagen, dass heute der Tag des Kleinen ist", so der Papst. Das Kleine sei aber keineswegs unbedeutend.
„Erlösung, Offenbarung, die Gegenwart Gottes in der Welt beginnt auf diese Weise. Gottes Offenbarung erfolgt in der Kleinheit. Die Großen sind mächtig, denken wir an die Versuchung Jesu in der Wüste, denn Satan ist mächtig, Herr der ganzen Welt, er sagt: ,Ich gebe dir alles, wenn du nur....´. Stattdessen beginnen die Dinge Gottes damit, dass sie aus einem Samen hervorsprießen. Und Jesus spricht von dieser Kleinheit im Evangelium".
Franziskus schlug an dieser Stelle den Bogen zur Menschwerdung Gottes. Zu Weihnachten, sagte er, werden wir „alle zur Krippe gehen, wo die Kleinheit Gottes sich zeigt"; am vergangenen Sonntag erst hatte der Papst die Krippe der Franziskaner im umbrischen Greccio besucht. An dem Ort, wo die Krippe als Ausdruck der Volksfrömmigkeit historisch entstanden war, unterzeichnete der Papst einen Brief an die katholischen Gläubigen, eine Ermunterung zur Krippentradition. In der Morgenmesse weitete Franziskus den Blick vom Kleinen der Anfänge auf das Große der Kirche:
„In einer christlichen Gemeinschaft, in der die Gläubigen, die Priester, die Bischöfe, diesen Weg der Kleinheit nicht gehen, gibt es keine Zukunft, sie wird zusammenbrechen. Wir haben es in den großen Unternehmungen der Geschichte gesehen: Christen, die versuchten, sich durchzusetzen, mit Gewalt, Größe, Eroberungen... Aber das Reich Gottes sprießt im Kleinen, immer im Kleinen, im Kleinen, im Kleinen, im Samen des Lebens. Aber der Samen allein kann es nicht. Es gibt noch etwas, das hilft und Kraft gibt: ,Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn ruht auf ihm.´“
„Der Geist sucht sich das Kleine aus - immer", resümiert Franziskus und wirft einen Blick auf die Theologie-Gelehrten. Das seien im Grund „nicht diejenigen, die sehr viel über Theologie wissen", gewissermaßen wandelnde Lehrbücher. „Sie wissen alles“, so der Papst über eine bestimmte Art von Theologen, „aber sie sind nicht in der Lage, Theologie zu betreiben, weil Theologie auf den Knien betrieben wird, was uns klein macht". Ähnlich bei allen anderen, die in der Kirche Verantwortung tragen, auch sie müssten demütig, also „klein“ sein: „Priester, Bischof, Papst, Kardinal - wer auch immer er ist, wenn er nicht klein wird, ist er kein Hirte". Eher ein Büroleiter.
Kleinheit führe aber nicht zur Kleinmütigkeit, also zum Sich-Verschließen in sich selbst, zur Angst. Im Gegenteil, sagte Franziskus: Kleinheit sei groß, sie bedeute die Fähigkeit, etwas zu riskieren, „weil sie nichts zu verlieren hat".
Papst Franziskus schloss seine Predigt mit dem Bekenntnis, er sei gerne als Beichtvater, vor allem bei Kindern. Schön konkret seien diese Beichten von Kindern. „Die Konkretheit des Kleinen“, kommentierte der Papst, „Herr, ich habe gesündigt, weil ich das, das und das getan habe. Das ist mein Elend, meine Kleinheit. Aber schicke deinen Geist, damit ich keine Angst habe vor den großen Dingen, keine Angst, dass du große Dinge in meinem Leben wirkst.´“
(vatican news)
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