Frühmesse: „Das Wesentliche im Leben ist Beziehung zu Gott“
Christine Seuss und Adriana Masotti - Vatikanstadt
Das Evangelium beschreibt, wie Jesus in Kafarnaum von einer Menschenmenge umgeben ist. Über ein Loch im Dach wird ein Gelähmter zu ihm herabgelassen, in der Hoffnung, dass Jesus ihn heilen könne. Doch Jesus überrascht alle mit seiner Aussage: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ Erst danach fordert er den Gelähmten auf, seine Bahre zu nehmen und nach Hause zu gehen. Mit diesen Worten erlaube Jesus es uns, „zum Wesentlichen vorzudringen“, unterstreicht Franziskus in seiner Predigt. Er heilte, auch wenn er kein Heiler war, er lehrte, war aber mehr als ein Lehrmeister, nämlich „ein Mann Gottes“. Und angesichts der Szene, die sich vor seinen Augen abspielte, drang er zum Kern vor:
„Er sieht den Gelähmten an und sagt: ,Deine Sünden sind dir vergeben!' Die physische Heilung ist eine Gabe, die körperliche Gesundheit ein Geschenk, das wir bewahren müssen. Aber der Herr lehrt uns auch die Gesundheit des Herzens, die spirituelle Gesundheit, und wir müssen sie bewahren.“
Ähnliches geschieht mit der Sünderin, von der das Evangelium spricht; auch ihr vergibt Jesus die Sünden - nicht zur Freude der übrigen Anwesenden. „Sobald Jesus zum Wesentlichen vordringt, sind die anderen schockiert, denn darin liegt das Prophetische, dort liegt die Kraft,“ so die Auslegung des Papstes. Auch der Mann, der es nie als Erster ins heilende Wasser schafft, wird von Jesus geheilt und mit der Aufforderung weggeschickt, nicht mehr zu sündigen. Ähnlich gelagert: die Begegnung mit der Samaritanerin, die Jesus Vorhaltungen macht und dabei, wie der Papst vermerkt, „ein wenig die Rolle der Theologin übernimmt“. Jesus spricht diese Frau auf ihren Ehemann an - auf ihren wunden Punkt, das, was sie von Gott trennt.
Jesus dringe also zum Wesentlichen vor und das Wesentliche, so betont Franziskus, ist „deine Beziehung zu Gott“. Oftmals vergäßen wir das jedoch, geradezu als hätten wir Angst, dorthin zu gehen, wo uns die Begegnung mit dem Herrn erwartet, so die Analyse des Papstes. Unserer körperlichen Gesundheit schenkten wir viel Aufmerksamkeit, verabreichten uns gegenseitig Ratschläge zu Ärzten und Medizin, was an sich nicht schlecht sei, „aber denken wir an die Gesundheit des Herzens?“
„Es gibt hier ein Wort Jesu, das uns vielleicht hilft. ,Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.' Sind wir daran gewöhnt, an diese Medizin der Vergebung unserer Sünden, unserer Irrtümer, zu denken? Wir fragen uns: ,Muss ich Gott für irgendetwas um Vergebung bitten?' ,Ja ja, so ganz im Allgemeinen sind wir ja alle Sünder', sagen wir uns dann, aber so verwässert sich das und verliert an Kraft, diese prophetische Kraft, die Jesus hat, wenn er zum Wesentlichen vordringt. Und heute sagt Jesus zu jedem von uns: ,Ich will dir deine Sünden vergeben'.“
Es könne natürlich auch vorkommen, dass man in sich selbst keine Sünden finde, die eines Geständnisses wert seien, fährt Franziskus fort. Das liege aber eher daran, dass „das Gewissen für die Sünden“ fehle, für die „konkreten Sünden“, „Krankheiten der Seele“, die geheilt werden müssten. Und die Medizin dafür sei die Vergebung:
„Es ist etwas Einfaches, was Jesus uns lehrt, wenn er zum Wesentlichen kommt. Das Wesentliche ist die Gesundheit, und zwar die vollständige Gesundheit: des Körpers und der Seele. Achten wir gut auf die körperliche Gesundheit, aber auch auf die der Seele. Und gehen wir zu dem Arzt, der uns heilen kann, der die Sünden vergeben kann. Jesus ist deshalb gekommen, deshalb hat er sein Leben hingegeben.“
(vatican news)
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