Frühmesse: „Autorität heißt nicht rumkommandieren“
Mario Galgano und Gabriella Ceraso – Vatikanstadt
Jesus selbst lehrte wie einer, der Autorität von Gott her besaß, so der Papst in seiner Predigt in der Casa Santa Marta. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war das Tagesevangelium nach Markus (Mk, 1-21-28) zum Wirken Jesu am Sabbat in der Synagoge. Jesus unterschied sich klar von den Schriftgelehrten, fuhr Franziskus fort. Die Schriftgelehrten hätten eine „allgemeine Autorität“ gehabt, Jesus aber eine „innere Autorität“, die von Gott her kam.
„Was ist aber die Autorität, die Jesus besaß? Es ist jene, die dem Stil des Herrn folgt, die Herrschaftlichkeit, wenn wir so sagen dürfen, mit der Jesus lehrte, heilte und zuhörte. Mit diesem Stil des Herrn, der auf jeden Fall von innen her kommt, will er uns etwas zeigen. Und was will er uns zeigen? Die Antwort lautet: Kohärenz - Folgerichtigkeit. Jesus besaß Autorität, weil da eine Übereinstimmung war zwischen dem, was er sagte und wie er lebte. Die Kohärenz ist das, was einem die Autorität gibt. Das heißt, er gibt ein Zeugnis. Die Autorität zeigt genau das auf: Kohärenz und Zeugnis.“
Seelsorgerliche Schizophrenie
Eben dieses Gespann, Kohärenz und Zeugnis, sei bei den Schriftgelehrten nicht vorhanden, fuhr der Papst fort. Sie erteilten dem Volk Vorschriften, „ohne aber selbst danach zu leben“. Das sei „seelsorgerliche Schizophrenie“, sagte der Papst, weil sie das eine sagten und das andere lebten. In vielen Stellen im Evangelium könne man diese Schizophrenie nachlesen. Manchmal reagiere Jesus darauf, indem er den Schriftgelehrten nicht antworte oder sie beurteilt.
„Und das Wort, das Jesus zur Wertung verwendet, ist Widersprüchlichkeit. Es geht also um diese Schizophrenie, die Heuchelei ist. Das ist ein ganzer Rosenkranz voller Wertungen! Nehmen wir Kapitel 23 bei Matthäus, da steht geschrieben, dass der eine wegen diesem und der andere wegen jenem ein Heuchler sei. Jesus nennt sie Heuchler. Die Heuchelei ist die Art dieser Menschen in Verantwortungsfunktionen. In unserem Fall geht es um pastorale Verantwortung. Sie sind nicht kohärent. Sie sind auch keine Herren und besitzen deshalb keine Autorität. Das Volk Gottes ist mild und hält das aus, es hält die vielen heuchlerischen Hirten aus, die vielen schizophrenen Hirten, die etwas sagen und sich selber nicht daran halten.“
Das Volk Gottes, das so tolerant sei, könne aber durchaus die Kraft der göttlichen Gnade erkennen. Das könne man gut in der Ersten Lesung (1 Sam 1,9-20) nachlesen. Der Priester Eli habe seine Autorität verloren. Er konnte nur noch segnen - aber das reichte aus. Und das könne man auch dem Volk Gottes und den heutigen Bischöfen und Kirchenleitern ans Herz legen, sagte Franziskus:
„Das Volk Gottes kann gut zwischen der Autorität einer Person und der Gnade der Salbung unterscheiden. Da sagt einer: ,Ach, du gehst bei dem da zur Beichte, der ist doch so und so? – Und da antwortet der andere: ,Für mich ist das ein Gespräch mit Gott. Punkt. Der ist Jesus.´ Das ist doch die Weisheit unseres Volkes, das so viel aushalten kann, die vielen widersprüchlichen Hirten, die wie die Schriftgelehrten sind. Gilt das auch für die Christen im Allgemeinen? Ja, für jene, die jeden Sonntag zur Messe gehen und dann wie die Heiden leben. Und die Menschen sagen: ,Ach, das ist ein Skandal, ein Widerspruch.´ Wie viel Leid fügen die widersprüchlichen Christen an, die kein Zeugnis ablegen und die widersprüchlichen Hirten, die schizophren sind und ebenfalls kein Glaubenszeugnis bekunden.“
Kohärentes Leben statt sich Gehör verschaffen
Er wolle den Herrn bitten, dass alle Getauften die Autorität von Gott her bekämen, so Franziskus; diese Form von Autorität, die nicht darin bestehe, „rumzukommandieren und sich Gehör zu verschaffen“. Vielmehr gehe es um ein kohärentes Leben, in dem man sein Glaubenszeugnis bekunden könne. Auf diese Weise könnten die Getauften zu wahren Begleitern auf dem Weg des Herrn werden, schloss Franziskus seine Predigt.
(vatican news)
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