Papst: Priester sollen Menschen in Quarantäne beistehen
Stefan von Kempis - Vatikanstadt
An der Frühmesse in der vatikanischen Casa Santa Marta nahmen keine Gläubigen von auswärts teil. Öffentliche Messfeiern sind in ganz Italien wegen des Corona-Virus bis zum 3. April untersagt; der Papst hat daher entschieden, seine private Eucharistiefeier über einen Live-Stream aus der Kapelle nach draußen zu übertragen. Übrigens gibt es dabei seit diesem Dienstag auch einen Live-Kommentar in deutscher Sprache – täglich ab 6.55 Uhr.
Franziskus opferte die Messfeier zunächst für alle Kranken, Infizierten und Pflegekräfte auf. Dann sagte er: „Bitten wir auch für unsere Priester! Mögen sie den Mut haben, hinauszugehen zu den Erkrankten, um ihnen die Kraft des Wortes Gottes und die Eucharistie zu bringen. Mögen sie auch den Gesundheitskräften, den Freiwilligen bei der Arbeit, die diese tun, zur Seite stehen.“
Scham als edelste Haltung vor Gott
Die Predigt des Papstes kreiste dann, wie schon am Morgen zuvor, um den Themenkomplex Sünde-Schuldbekenntnis-Umkehr.
„Gestern hat uns das Wort Gottes gelehrt, unsere Sünden zu erkennen und zu bekennen – nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen, im Geist der Scham. Scham als edelste Haltung vor Gott, unserer Sünden wegen. Und heute ruft der Herr uns Sünder alle dazu auf, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sünde bedeutet nämlich, dass wir uns in uns selbst verschließen… Der Sünder hat, sobald die Scham über ihn kommt, die Versuchung, sich zu verbergen.“
So hätten es Adam und Eva nach dem ersten Sündenfall gehalten, referierte Franziskus mit einem Seitenblick auf die berühmten ersten Seiten des Buches Genesis. Die Stammeltern verstecken sich vor Gott, und ihnen wird auf einmal bewusst, dass sie nackt sind.
„Und der Herr ruft: Na los, kommt, reden wir! Reden wir über deine Sünde, reden wir über deine Situation. Habt keine Angst! Auch wenn eure Sünden rot wie Scharlach wären – sie werden weiß werden wie der Schnee… Kommt, denn ich bin dazu imstande, alles zu verändern. Habt keine Angst, zu kommen und zu reden! Seid mutig, auch was euer Elend betrifft!“
Allerdings gebe es da immer auch eine Versuchung: Statt sich seine Sünden offen einzugestehen und darüber das Gespräch mit dem Herrn zu suchen, ziehen es, so führte Franziskus aus, viele Menschen vor, so zu tun, als wären sie gar keine Sünder und hätten sich eigentlich für nichts Besonderes zu schämen.
Eitelkeit ist giftig
„Das ist es, was der Herr den Schriftgelehrten vorwirft: Diese Leute tun alles, um von den Menschen bewundert zu werden… Der Schein. Die Eitelkeit. Die Wahrheit unseres Herzens verdecken durch die Eitelkeit. Eitelkeit vermag niemals zu heilen! Niemals. Sie ist giftig. Sie nährt die Krankheit des Herzens. Sie führt dazu, dass du dein Herz verhärtest: Nein, nicht zum Herrn gehen, nicht gehen – bleib lieber du selbst.“
Eitelkeit, auf Italienisch „vanità“ – da hört man noch den lateinischen Begriff „vanitas“ durch. „Die Eitelkeit ist genau der Ort, in dem man sich für den Ruf des Herrn verschließt. Dabei ist die Einladung des Herrn die eines Vaters, eines Bruders: Kommt! Reden wir! Ich kann dein ganzes Leben doch von rot auf weiß verändern! Möge uns dieses Wort des Herrn ermutigen, so dass unser Gebet echt wird. Und von unserer Wirklichkeit spricht, von unseren Sünden, unserem Elend. Mit dem Herrn sprechen. Er weiß ja - er weiß ja, dass wir so sind…“
(vatican news)
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