Frühmesse: Gebet für Frieden in den Familien in dieser schwierigen Zeit
Mario Galgano – Vatikanstadt
Auch in der sechsten Messe, die live aus der Kapelle der Casa Santa Marta ausgestrahlt wurde, betete Franziskus für die an Covid-19 Erkrankten, wobei er sich besonders an Familien mit behinderten Angehörigen wandte.
Die „strikte Regelung“ der italienischen Regierung – die aber auch in anderen europäischen Ländern getroffen wurde –, in diesen Tagen alle Schulen und Bildungseinrichtungen zu schließen, sei eine große Herausforderung für alle, die nun gezwungen sind, Zuhause zu bleiben. Und dies gelte vor allem für die Familien, stellte der Papst fest. In der Frühmesse an diesem Samstag hat er daher auch besonders für sie gebetet und auf die Schwierigkeiten hingewiesen, mit denen Aufnahmezentren, die nun mit zahlreichen Einschränkungen konfrontiert sind, zu kämpfen haben.
In seiner Predigt ging Franziskus auf das Tagesevangelium nach Lukas (Lk 15, 1-3.11-32) ein, bei dem es um das Gleichnis vom barmherzigen Vater geht.
„Wie oft haben wir diese Stelle des Evangeliums gehört. Jesus hat dieses Gleichnis in einem besonderem Kontext erzählt“, erinnerte der Papst. Man habe Jesus oft vorgeworfen, dass er mit Sündern verkehre; seinen Kritikern sei es darum gegangen, seine Autorität zu untergraben. Und dieses Gleichnis bringe genau dieses Drama auf den Punkt. „Das Volk bedarf aber der Weisheit und der Führung eines Hirten, darum folgten sie ihm,“ erläuterte der Papst. „Jesus war ihr Hirte. Die Menschen brauchen diese Hilfe, wenn sie voran kommen wollen.“
Besserwisser folgen der Kasuistik
Die Pharisäer und Kritiker Jesu hätten von sich behauptet, „zwei Doktortitel“ zu haben, alles zu wissen, was man in Sachen Gesetze nur wissen kann. Die Kasuistik sei der Mittelpunkt ihres Lebens gewesen, so der Papst weiter.
Gott aber sei zu ihnen wie der „barmherzige Vater“ aus dem Gleichnis, der nichts sagt und im Stillen leidet. „Ein Vater wartet, bis die schlimmen Zeiten vorüber sind,“ gab Franziskus zu bedenken. Der andere Sohn – der, der Zuhause geblieben war –, mache dem Vater Vorwürfe, während der „verlorene Sohn“ ausgezogen sei, „um die Welt zu erobern“.
Der barmherzige Vater habe aber weder Zorn noch Abneigung verspürt, sondern nur Zärtlichkeit und Liebe. Er habe im Stillen gelitten, und doch immer zu seinen beiden Söhnen gestanden, zu warten gewusst, resümierte Franziskus. Der ältere Bruder dagegen habe sich vom Zorn übermannen lassen.
„Oft ist der Zorn für diese Menschen die einzige Möglichkeit, sich würdig zu fühlen. Das ist es, worum es in diesem Evangeliumspassus geht, was wir dort hören. Aber das eigentliche Problem ist, dass der ältere Sohn nicht verstanden hat, was es heißt, Zuhause zu sein. Er ging seinen Pflichten nach, machte seine Arbeit, aber hatte keine Ahnung, was eine liebevolle Beziehung zum Vater ist,“ gab der Papst zu bedenken.
Die Worte des barmherzigen Vaters
Der Vater habe dem älteren Bruder gut zugeredet, doch dieser habe ihn nicht verstanden, weil er zuhause immer wie in einem „Hotel“ gelebt, diese Vaterschaftsbeziehung nie empfunden habe. Dem jüngeren Sohn dagegen habe der Vater nichts gesagt, ihn wegen seiner begangenen Fehlern nicht angeschrien, führte der Papst weiter aus und erzählte dann noch eine Anekdote. Ein weiser älterer Priester, ein „großer Beichtvater“, habe ihm von einem sehr selbstsicheren jungen Priester erzählt, der überzeugt davon gewesen sei, „für die Kirche einen Wert zu haben“. Und dem habe er gewünscht, „auf einer Bananenschale auszurutschen“, damit er um Vergebung bitten könne. Manchmal bedürfe es einer „harten Probe“, um den Herrn zu finden, brachte Franziskus das Fazit seiner Anekdote auf den Punkt.
Mit seinem Gleichnis habe Jesus all jenen einen Antwort gegeben, die ihm vorgeworfen hätten, mit Sündern zu verkehren, stellte der Papst abschließend fest. Und auch heute noch würden viele – sogar aus den Reihen der Kirche – jene kritisieren, die sich der Bedürftigen annehmen, zu den Ärmsten der Armen gehen. „Bitten wir dem Herrn um die Gnade zu verstehen, was das Problem ist: das Problem ist es, zu Hause zu leben, aber sich nicht Zuhause zu fühlen, weil es keine Vaterschaftsbeziehung, keine Geschwisterlichkeit gibt, sondern nur eine Beziehung wie unter Arbeitskollegen“, schloss Franziskus seine Predigt.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.