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Frühmesse: Abwesenheit des Vaters verursacht Kriege und Konflikte

In der vorletzten live ausgestrahlten Morgenmesse in der Casa Santa Marta hat Papst Franziskus über den „Sinn des Daseins als Waise“ der Welt gesprochen. Er betete an diesem sechsten Sonntag der Osterzeit für Putzpersonal, konkret für jene Mitmenschen, die Krankenhäuser und Straßen reinigen.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Wir lebten in einer Welt, so der Papst, die von einer offensichtlichen Abwesenheit des Vaters geprägt sei. Die heutige Gesellschaft habe deshalb Schwierigkeiten, sich als eine Familie von Brüdern und Schwestern zu begreifen. Das sehe man daran, dass es Kriege und Konflikte gibt. In seiner Predigt in der Morgenmesse in Santa Marta ging Papst Franziskus genauer darauf ein. Die Heilige Messe widmete er in seinen anfänglichen Gebetsintentionen jenen, die „Straßen und Krankenhäuser säubern, Mülltonnen leeren“ und „eine Arbeit verrichten, die niemand sieht, die aber notwendig ist, um zu überleben“.

Papst Franziskus bei der Frühmesse
Papst Franziskus bei der Frühmesse

Es war die vorletzte Morgenmesse von Papst Franziskus, die der Vatikan in dieser Corona-Zeit live ausstrahlt. Am Montagmorgen feiert Franziskus statt des Gottesdienstes in Santa Marta eine Gedenkmesse zu Ehren des 100. Geburtstages von Johannes Paul II. im Petersdom. Am selben Tag kehrt Italien zu Gottesdiensten mit physisch anwesenden Gläubigen zurück. Deshalb wird Papst Franziskus ab Dienstag seine Morgenmessen wieder gewohnter Form - wie vor der Corona-Krise - aufnehmen, also ohne Livestream. Diese Morgenmessen wird Vatican News in bewährter Weise als Text-Zusammenfassung mit Bildern veröffentlichen. 

Zum Nachhören

Der Beistand für die Jünger

In seiner Predigt am Sonntagmorgen ging der Papst auf die Stelle im Evangelium nach Johannes (Joh 14, 15–21) ein, in der Jesus den Jüngern eröffnet, er werde seinen Vater im Gebet darum bitten, ihnen einen Beistand (Parakleten) zu schicken, damit sie nicht als „Waisen“ zurückbleiben, wenn er weggeht.

Papst Franziskus betonte, dass Jesus die Jünger „vor diesem schmerzlichen Gefühl des Waisenseins“ bewahrt, einem Gefühl des Fehlens der Vaterfigur, das in der heutigen Welt auftrete.

Die Suche nach dem Vater - so der Papst - „wiederholt sich in der Geschichte der Menschheit, sogar die alten Mythen erzählen von der Suche nach dem Vater, der vermisst wird“.

Franziskus bei der Gabenbereitung
Franziskus bei der Gabenbereitung

Franziskus betonte dann, dass „wir heute sagen können, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der der Vater fehlt. Das Gefühl des Waisenhauses, das genau die Zugehörigkeit und Brüderlichkeit berührt“. Deshalb habe Jesus versprochen, dass er zum Vater beten werde, einen Beistand zu schicken und „sich an den Zugang zum Vater zu erinnern“:

„Der Heilige Geist kommt nicht, um Kunden zu gewinnen, er kommt, um an den Zugang zum Vater zu erinnern.“

„Der Heilige Geist kommt nicht, um Kunden zu gewinnen, er kommt, um an den Zugang zum Vater zu erinnern, an das, was Jesus eröffnet hat, was Jesus gezeigt hat. Es gibt keine Spiritualität, bei der es nur den Sohn oder nur den Heiligen Geist gibt. Der Sohn wird vom Vater gesandt und kehrt zum Vater zurück, der Heilige Geist wird vom Vater gesandt, um an den Vater zu erinnern und den Zugang zum Vater zu lehren.“

Papst Franziskus betonte dann, dass wir „nur mit diesem Bewusstsein als Kinder, die keine Waisen sind, in Frieden miteinander leben können“. Kriege, „ob klein oder groß“, hätten immer eine Dimension der Verwaisung. „Wo der Vater fehlt, da fehlt etwas, um Frieden zu schaffen“, erläuterte das Kirchenoberhaupt.

Hoffnung durch Sanftheit, Respekt und rechtes Gewissen

Das Wirken des Heiligen Geistes werde im Petrusbrief (1 Petr 3, 15–18), der Zweiten Lesung des Sonntags, beschrieben, in dem der erste der Apostel uns einlädt, unsere Hoffnung mit Sanftheit, Respekt und rechtem Gewissen zu begründen. „Es ist die Sanftmut, die den Heiligen Geist gibt“, sagte Papst Franziskus. Und er fuhr fort:

„Eine der Folgen des Gefühls der Verwaisung ist die Beleidigung, die zu Kriegen führt, denn wenn es keinen Vater gibt, gibt es auch keine Geschwister.“

„Der Heilige Geist lehrt uns diese Sanftmut als Kinder des Vaters. Er lehrt uns nicht, zu beleidigen. Eine der Folgen des Gefühls der Verwaisung ist die Beleidigung, die zu Kriegen führt, denn wenn es keinen Vater gibt, gibt es auch keine Geschwister. Der Heilige Geist bringt viel mehr. Er bringt Milde, Respekt und Sanftmut als Teil einer Haltung der Zugehörigkeit zu einer Familie, die sich darum kümmert, einen Vater zu haben.“

Papst Franziskus erinnerte abschließend daran, dass wir alle einen Vater hätten, „der der Ursprung und das Zentrum von allem ist“. Vom Vater aus komme das Heil, „weil er seinen Sohn gesandt hat, um uns alle zu retten, und er sendet den Heiligen Geist, um uns Zugang zum Vater zu senden“.

Der Papst lud abschließend alle ein, zum Heiligen Geist zu beten, „dass er uns immer an den Zugang zum Vater erinnert und dass diese Gesellschaft, die ein großes Gefühl der Verwaisung hat, die Gnade haben möge, den Vater zu finden“, der allem Leben einen Sinn gibt und die Menschen zu einer Familie macht.

(vatican news)

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Eindrücke von der Frühmesse mit Franziskus
17. Mai 2020, 07:55
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