Angelus: Wach sein
„Seht euch vor und bleibt wach“, sagt Jesus im (Markus-) Evangelium von diesem Sonntag zu seinen Jüngern – das war der Ausgangspunkt für die Gedanken, mit denen der Papst in die Adventszeit und ins neue Kirchenjahr startete.
„Der Advent ist die Zeit, die uns gegeben ist, um den Herrn zu erwarten, der uns entgegenkommt. Um unsere Sehnsucht nach Gott neu zu überprüfen. Um vorwärtszusehen und uns auf die Rückkehr Christi vorzubereiten. Denn Er wird im Weihnachtsfest zu uns kommen, wenn wir uns an sein historisches Kommen in der Demut des Menschseins erinnern – aber er kommt auch jedes Mal in unser Inneres, wenn wir bereit sind, ihn aufzunehmen, und er wird von neuem am Ende der Zeiten kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Darum müssen wir immer wachsam sein und den Herrn erwarten mit der Hoffnung, ihm zu begegnen.“
Wach sein, wach bleiben, damit uns der Herr nicht unvorbereitet findet: Darum geht’s im Advent, und eigentlich auch im Leben des Christen überhaupt.
„Ein wachsamer Mensch ist einer, der sich im Lärm der Welt nicht Ablenkungen und Oberflächlichem hingibt, sondern bewusst lebt und seine Sorge vor allem auf die anderen richtet. Mit dieser Einstellung werden wir der Tränen und Bedürfnisse unseres Mitmenschen gewahr und können auch seine Fähigkeiten, seine menschlichen und geistlichen Qualitäten würdigen. Ein aufmerksamer Mensch wendet sich auch der Welt zu, um etwas gegen die Gleichgültigkeit und die Grausamkeit in ihr zu tun… Es geht darum, einen verständnisvollen Blick zu haben, um das Elend und die Armut der Einzelnen und der Gesellschaft zu erkennen, aber auch den verborgenen Reichtum in den kleinen Dingen des Alltags – dort, wo der Herr ihn hingetan hat.“
Franziskus buchstabierte das Wachsein weiter durch: Es heiße auch, sich nicht „von Verzweiflung, von Hoffnungslosigkeit, von Enttäuschung überwältigen“ zu lassen. Und sich nicht den Eitelkeiten hinzugeben, für die man oft „persönliche und Familienzeit opfern“ müsse.
„Aufmerksam und wachsam sein sind die Bedingungen, um nicht fern vom Herrn seinen Weg zu gehen, niedergedrückt von unseren Süden und unserer Untreue. Sie sind die Bedingungen, um Gott zu erlauben, in unsere Existenz einzubrechen, um ihr Sinn und Wert wiederzugeben durch seine gütige, zärtliche Anwesenheit.“
Nach dem Angelusgebet erinnerte der Papst noch einmal kurz an seine Reise durch Südostasien in der letzten Woche, die in der Nacht zu Sonntag zu Ende gegangen ist. „So viele leidgeprüfte, aber auch edle und lächelnde Gesichter haben sich mir eingeprägt; ich trage sie alle im Herzen und nehme sie hinein in mein Gebet.“
Ein mahnender Seitenblick des Papstes galt Honduras, wo nach der Präsidentenwahl Gewalt losgebrochen ist: Sieben Menschen starben, der Ausnahmezustand herrscht. „Möge das Land den derzeitigen, schwierigen Moment friedlich überwinden“, wünschte der Papst aus Lateinamerika.
(rv sk)
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