Generalaudienz: „Die Heilige Messe ist eine betende Symphonie“
Von Stefan von Kempis, Vatikanstadt
„Es ist keine gute Angewohnheit“, begann der Papst seine Katechese, „auf die Uhr zu gucken und zu sagen: Naja, ich hab‘ ja noch Zeit – ich komme direkt nach der Predigt, und so erfülle ich noch meine Sonntagspflicht. Nein, nein! Ein Kalkül… Die Messe fängt mit dem Kreuzzeichen an, mit den einführenden Riten – damit fangen wir als Gemeinschaft an, Gott anzubeten. Und darum ist es wichtig, nicht verspätet zu kommen, sondern sogar verfrüht, um das Herz auf diesen Ritus, auf diese Feier der Gemeinschaft vorzubereiten.“
Die Katechesen des Papstes bei der Generalaudienz kreisen seit einigen Wochen um das Thema Eucharistie; das bedeutet, dass Franziskus auch ausführlich die einzelnen Teile der Messe vorstellt. An diesem Mittwoch waren die ersten Sätze und Riten der Messfeier dran. „Man muss diese heiligen Zeichen kennen, um die Messe in ihrer Fülle zu erleben und ihre ganze Schönheit zu schmecken“, sagte der Papst – da klang er fast wie sein Vorgänger Benedikt XVI., ein großer Liebhaber des Liturgischen.
Der Altar ist Christus
„Während normalerweise der Eröffnungsgesang erklingt, geht der Priester mit den Messdienern in einer Prozession zum Altar, verneigt sich vor ihm und küsst ihn; manchmal verehrt er ihn auch mit Weihrauch. Warum? Weil der Altar Christus ist. Er ist das Abbild Christi. Wenn wir auf den Altar sehen, sehen wir dahin, wo Christus ist. Der Altar ist Christus.“
Spektakulär seien sie nicht, diese ersten Gesten des Priesters zu Beginn der Messfeier – aber doch mit großer Bedeutung aufgeladen. „Denn sie drücken von Anfang an aus, dass die Messe eine liebende Begegnung mit Christus ist, der durch sein Opfer am Kreuz zu Altar, Opfer und Priester zugleich geworden ist.“ Das war eine Text-Anspielung auf eine Präfation der Osterzeit.
„Der Altar, der zeichenhaft für Christus steht, steht im Mittelpunkt des Gnadenhandelns, das sich mit der Eucharistie vollzieht. Die ganze Gemeinschaft steht um den Altar, der Christus ist; die Menschen sehen sich nicht gegenseitig an, nein, sondern sie sehen auf Christus, sie stehen um ihn herum. Denn Christus steht im Mittelpunkt der Gemeinschaft, er ist ihr nicht fern.“
Sich bekreuzigen, aber bitte richtig
Als nächstes ging der Papst auf das Kreuzzeichen ein, mit dem jede Messe beginnt. „Und hier komme ich zu einem kleinen Sonderthema: Haben Sie schon einmal gesehen, wie die Kinder das Kreuzzeichen machen? Irgendwie so – sie wissen nicht, was sie da tun – irgendwie so – sie machen eine Art Zeichnung, aber nicht das Kreuzzeichen. Bitte, liebe Mamas und Papas und Großeltern: Bringt den Kindern von Anfang an, wenn sie noch klein sind, bei, das Kreuzzeichen richtig zu machen. Und erklärt ihnen, dass es bedeutet, dass man vom Kreuz Christi beschützt wird.“
Das Kreuzzeichen verweist, so fuhr Franziskus fort, darauf, dass unser ganzes Gebet sich „sozusagen im Raum der heiligsten Dreifaltigkeit“ bewegt, im Raum „unendlicher Gemeinschaft. „Sie hat die Liebe des einen, dreifaltigen Gottes zum Ursprung und zum Ende, wie sie sich uns im Kreuz Christi gezeigt hat. Sein österliches Opfer ist das Geschenk der Dreifaltigkeit, und aus seinem durchbohrten Herzen entspringt immer neu die Eucharistie. Darum erinnern wir uns, wenn wir das Kreuzzeichen schlagen, nicht nur an unsere Taufe, sondern wir bekräftigen auch, dass das liturgische Gebet eine Begegnung mit Gott in Jesus Christus ist.“
Betende Symphonie
Weiter im Text: Der Priester grüßt die Gläubigen, meistens mit der Formel „Der Herr sei mit euch“, und die Gemeinde antwortet darauf. „Wir sind im Dialog… wir treten in eine Symphonie ein, in der verschiedene Stimmen erklingen, auch Momente des Schweigens, um einen Akkord aller Teilnehmer herzustellen. Das drückt aus, dass wir von einem einzigen Geist beseelt sind… So drückt sich der gemeinsame Glaube aus und die allgemeine Sehnsucht, beim Herrn zu sein und die Gemeinschaft mit der ganzen Gemeinschaft zu leben.“
Die Symphonie der Messfeier – „eine betende Symphonie“ – nimmt nun aber schon gleich zu Beginn einen sehr ernsten Grundton an: im Schuldbekenntnis. „Wir sind alle Sünder. Obwohl – vielleicht ist ja einer von Ihnen kein Sünder – der soll dann mal bitte die Hand heben, damit wir ihn alle sehen… Aber ich sehe keine erhobenen Hände – nun gut. Also, wir sind alle Sünder, und darum bitten wir zu Beginn der Messe um Vergebung.“
Der Bußakt sei nicht nur ein privater, er sei auch ein öffentlicher Akt: vor der ganzen Gemeinde und vor Gott. „Wenn die Eucharistie tatsächlich das österliche Geheimnis vergegenwärtigt, also den Übergang Jesu vom Tod ins Leben, dann ist das erste, was wir zu tun haben, ein Anerkennen unserer Situationen des Todes, um mit Ihm zu neuem Leben erstehen zu können. Das lässt uns verstehen, wie wichtig der Bußakt ist.“
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