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Fastenexerzitien in der Casa Divin Maestro in Ariccia Fastenexerzitien in der Casa Divin Maestro in Ariccia 

Fastenexerzitien: Jesus sammelt die Tränen der Welt

Tränen zeigen Durst nach Leben und Beziehung. Das war an diesem Mittwochmorgen bei den Fastenexerzitien für Papst und Kurie in Ariccia zu hören.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Exerzitienmeister Jose Tolentino Mendonca stellt in den Mittelpunkt seiner Überlegungen die Tränen der Frauen aus den Evangelien: Maria, die Witwe von Nain, die Sünderin. Der Stil dieser Frauen, sagte der Exerzitienmeister, sei ein Stil des Dienens, sie hätten Jesus auch niemals Fangfragen gestellt wie die Pharisäer.

Gemeinsam hätten diese Frauen aber auch ihre Tränen. Hier verwies der portugiesische Priester und Dichter auf die bulgarische, in Paris lehrende Psychoanalytikerin Julia Kristeva, die sagte, wenn ein depressiver Patient auf ihrem Diwan zu weinen anfange, geschehe etwas Wichtiges: Der Patient verabschiede sich von der Versuchung der Selbsttötung, weil die Tränen nicht seinen Wunsch zu sterben zeigten, sondern im Gegenteil seinen „Durst nach Leben“.

Schon Kinder zeigten mit Tränen ihren Wunsch nach Beziehung. Nicht nur Jesus habe Tränen vergossen, auch viele Heilige wie Ignatius von Loyola weinten reichlich, fuhr Tolentino fort. Und der rumänische Philosoph Emil Cioran habe gesagt, beim Jüngsten Gericht würden nur die Tränen gewogen, da sie unserem Werden einen Sinn für Ewigkeit verliehen, und die Gabe der Religion sei es, die Menschen das Weinen zu lehren: „Die Tränen sind das, was uns heilig machen kann, nachdem sie uns zuvor menschlich gemacht haben.“

„Unsere Biografie kann auch über die Tränen erzählt werden: die Tränen der Freude, der Feste, der lichtreichen Begegnungen; und die Tränen der dunklen Nacht, der Zerrissenheit, des Verlassenseins, der Reue. Denken wir an unsere vergossenen Tränen, auch an die, die als Knoten im Hals stecken blieben, und deren Fehlen uns dann Leid tat oder immer noch Leid tut. Gott kennt sie alle und nimmt sie an wie ein Gebet. Haben wir also Vertrauen. Verstecken wir die Tränen nicht vor ihm.“

Zum Nachhören

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21. Februar 2018, 13:18