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Da war er noch Erzbischof in Buones Aires: Jorge Mario Bergoglio Da war er noch Erzbischof in Buones Aires: Jorge Mario Bergoglio 

Jesuit Fares: „Apostolischer Eifer” à la Bergoglio

„Wünsche und Vorschläge, die spontan von Herzen kommen, wenn ein Bischof mit seinen Priestern spricht”: so definiert Papst Franziskus das „Priesterbüchlein” seines argentinischen Ordensbruders Diego Fares, Autor der Zeitschrift La Civiltà Cattolica´. Das Werk trägt den Titel: „10 Dinge, die Papst Franziskus den Priestern empfiehlt“ (bislang nicht auf Deutsch erhältlich).

Christine Seuss - Vatikanstadt

Pater Fares kennt seinen Landsmann Bergoglio seit den 70er Jahren. Der Papst selbst schätzt den Jesuiten sehr, vor einigen Jahren hatte er ihn eigens nach Rom berufen. An diesem Donnerstag, bei der Chrisammesse im Petersdom, hat Papst Franziskus das Büchlein seines langjährigen Begleiters den konzelebrierenden Priestern und den teilnehmenden Diakonen überreicht. Das ist übrigens nicht das erste Buch von Fares, das der Papst verschenkt: Im Jahr 2015 verehrte er allen Teinehmern an der Familiensynode im Vatikan das Büchlein „Der Geruch des Hirten. Der Bischof nach der Vorstellung von Papst Franziskus“.

In seinem Dankesbrief an den Autor, der zu Beginn des jüngsten Buches abgedruckt ist, lobt Papst Franziskus das Werk als „Frucht vieler Jahre der Begleitung vieler Priester in Argentinien und hier in Rom; Jahre des Zuhörens, gehaltener Exerzitien, der Hilfe bei der Unterscheidung“. Franziskus unterstreicht, dass es „eine gute Sache“ und zentral für den priesterlichen Dienst sei, „den apostolischen Eifer nicht zu verlieren“, „die große Gnade des Geistes an die Kirche.“ Doch was versteht Bergoglio unter „apostolischem Eifer“? Das wollten wir vom Autor des Buches selbst wissen: 

„Der apostolische Eifer ist eine Tugend, in der man ,eine vollständige Person´ erkennen kann. Der apostolische Eifer eines Franz Xavers, der durch Erschöpfung über seinem Wunsch stirbt, in China zu evangelisieren. Der apostolische Eifer der heiligen Therese vom Kinde Jesus, die Patronin der Missionare, die von einem Himmel träumt, wo man die Ewigkeit damit verbringen kann, auf der Erde Gutes zu tun. Das sind Beispiele, die die Kirche anführt.“

„Der apostolische Eifer ist eine Tugend, in der man ,eine vollständige Person´ erkennen kann“

Doch auch in der Geschichte von Bergoglio selbst finde sich ein interessantes Beispiel von apostolischem Eifer, erzählt der Ordensmann. Immer wieder führe Franziskus den Salesianerpater Pozzoli, einen seiner Ausbilder, an. Im November 1955 habe Bergoglio seine Eltern von seinem Wunsch in Kenntnis gesetzt, ins Seminar einzutreten – ein Wunsch, dem die Eltern ablehnend gegenüber standen. In dem Wissen, dass seine Eltern den Salesianer sehr schätzten, bat Bergoglio ihn um Unterstützung. Doch Pater Pozzoli riet ihm zunächst nur, alles in die Hände Gottes zu legen und erteilte ihm den Segen von Maria der Helferin, die stets eine besondere Rolle in seinem Glaubensleben eingenommen habe.

Drei Wochen später, anläßlich des 20. Hochzeitstages seiner Eltern, lud Bergoglio Pater Pozzoli ein, nach der Messe im Cafe La Perla in Buones Aires gemeinsam über das Thema zu sprechen – in der Annahme, dass der Pater vielleicht ablehnen werde. Aber der Priester hat die Einladung angenommen, ohne zu zögern. Bergoglio kommentiert das: ,Was für eine Freigeistigkeit, um einer Berufung zu helfen!´ Apostolischer Eifer, oder fortan auch: ,ins Café gehen´.“ Bei dem Treffen benimmt sich der Priester jedoch anders, als Bergoglio es erwartet hätte, erzählt Fares weiter. Als das Thema auf den Tisch komme, beginne Pozzoli mit den Worten, dass die Universität ja schön und gut sei, dass aber alles die Zeit brauche, die Gott dafür bestimme:

„Und er beginnt, ohne Partei zu ergreifen, verschiedene Berufungsgeschichten zu erzählen. Und am Ende erzählt er seine eigene… und an diesem Punkt, so sagt Bergoglio, ,haben meine Eltern ihr Herz gelöst. Natürlich hat Pater Pozzoli nicht damit aufgehört, dass er sagte, sie sollten mich doch ins Seminar gehen lassen oder eine Entscheidung von ihnen zu verlangen. Er hat einfach gemerkt, dass er sie erweichen musste. Das hat er gemacht, und der Rest kam von selbst.´“

„Der Eifer dessen, der das Herz eines guten Hirten, die Geduld eines Säers und den Instinkt eines Fischers hat“

Dies sei das Beispiel des apostolisches Eifers, den Bergoglio selbst „geerbt“ habe, erläutert der langjährige Vertraute des argentinischen Papstes: sobald der Pater merkte, dass er sein Ziel erreichte, habe er abgelassen, so dass die Entscheidung des anderen ohne Zwang und ganz natürlich erfolge könne: „Der Eifer dessen, der das Herz eines guten Hirten, die Geduld eines Säers und den Instinkt eines Fischers hat.“

Der Papst mache es den Priestern nicht einfach, gesteht Pater Fares ein. Immer wieder ermahnt der Papst die Geistlichen, spornt sie an, rüttelt sie auf. Doch dies tue er nicht aus „Spaß am Einprügeln, wie manch einer vielleicht versucht sein könnte zu glauben“, erklärt der Jesuit: „Er beunruhigt uns Priester, weil wir für die Menschen verantwortlich sind! Deshalb lässt er uns nicht einschlafen. Seine Worte erlauben es dir nicht, dich selbst zu rechtfertigen. Wenn ein Priester Franziskus zuhört, dann kann er nichts anderes tun, als zu Jesus und zu seinem Volk zu gehen. Es gibt keinen anderen Ausweg. Aber diese beiden sind schön, nein, wunderschön, und fruchtbar!“

Zum Nachhören

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30. März 2018, 12:30