Franziskus bei der Generalaudienz Franziskus bei der Generalaudienz 

Generalaudienz: In der Wüste des Lebens auf Gott vertrauen

Dass Menschen Goldene Kälber anbeten, geschieht in Wüsten-Situationen, und solche gebe es reichlich. Das sagte Papst Franziskus bei der Generalaudienz am Mittwoch. „Wo dem Menschen der Bezugspunkt fehlt, flüchtet er sich in eine Selfmade-Religion“, warnte der Papst bei seiner Katechesereihe über die Zehn Gebote.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

 

Ausgehend vom Goldenen Kalb aus dem Buch Exodus, dem Götzenbild schlechthin, erklärte der Papst, was die Negativspirale des Götzendienstes auslöst: Verunsicherung.

 „Moses war auf den Berg gestiegen und kam nicht mehr zurück. Er ließ das Volk 40 Tage allein – und diese Wartezeit konnten sie nicht ertragen. Sie hatten keinen Bezugspunkt mehr, keinen Führer, der ihnen Sicherheit gab: sie machten die Erfahrung der Wüste, eines Ortes, an dem es kein Wasser gibt, kein Essen, keinen Schutz...“

„Wenn sich Gott nicht sehen lässt, dann basteln wir ihn uns einfach selber, weil wir meinen, so der Wüste entfliehen zu können“

Die Wüste ist auch ein Bild für das Leben heute, wenn Menschen Unsicherheit und Orientierungslosigkeit empfinden, gab der Papst zu bedenken. Wenn aber der Bezugspunkt fehlt, flüchte sich der Mensch „in eine ’Selfmade-Religion‘. Wenn sich Gott nicht sehen lässt, dann basteln wir ihn uns einfach selber, weil wir meinen, so der Unsicherheit der Wüste entfliehen zu können,“ warnte Franziskus. Doch dabei würden wir übersehen, dass dies nur ein Vorwand sei, um uns selbst in den Mittelpunkt zu stellen.

Das Volk bat Aaron also, ihm einen sichtbaren Gott, einen „Führer“ zu geben, kommentierte der Papst den Exodus-Passus über den Götzendienst weiter: das Goldene Kalb, Sinnbild für Fruchtbarkeit, Überfluss, Energie und Kraft. „Vor allem aber war es aus Gold: Sinnbild für Reichtum. Erfolg, Macht und Geld.

„Das Goldene Kalb: Versuchungen, die so alt sind wie die Menschheit!“

Diese Begierden, die Freiheit vorgaukeln, uns in Wahrheit aber versklaven, übten eine Faszination aus, der wir nur schwer widerstehen könnten, warnte der Papst. Gott sei es nicht schwergefallen, „das Volk von Ägypten zu befreien. Viel schwerer war es, Ägypten – also den Götzendienst – aus seinem Herzen zu reißen.“ Die große Aufgabe Gottes sei es also, dieses „Ägypten“ auszumerzen, das wir ihn uns tragen: die Faszination des Götzendienstes.

Und die Ursache dafür sei unser fehlendes Gottvertrauen, erklärte Franziskus. Erst wenn wir unsere eigene Schwäche anerkennen „können wir uns dem öffnen, der wirklich stark ist. Ihn erkennen wir im gekreuzigten Christus, der unser schwaches Menschsein auf sich genommen hat, um es mit Liebe und Kraft zu erfüllen. In Christus ist unsere Schwachheit nicht länger ein Fluch, sondern der Ort der Begegnung mit einer neuen Kraft, die von oben kommt.”

Hier zum Hören:

Abschließend gab der Papst den Pilgern noch folgenden Rat mit auf den Weg: „Die Freiheit des Menschen besteht darin, zuzulassen, dass der wahre Gott der einzige Herr ist. Erst dann können wir unsere Schwachheit akzeptieren und die falschen Götzen aus unserem Herzen reißen.“

 

Franziskus ruft die Heilige Edith Stein auf, Europa zu schützen

 

Am Ende der Audienz rief der Papst die deutsche Heilige Edith Stein an, sie möge Europa „vom Himmel aus beschützen". Als „Frau der Geradlinigkeit" habe Edith Stein Gott mit Ehrlichkeit und Liebe gesucht, sie sei „Märtyrerin ihres jüdischen und christlichen Volkes" gewesen. Der Gedenktag der Heiligen Edith Stein, als Karmelitin Teresa Benedicta vom Kreuz, ist der 9. August. Die von den Nationalsozialisten ermordete Ordensfrau starb am 9. August 1942 in den Gaskammern von Auschwitz. Der katholischen Kirche gilt sie als  Patronin Europas. 

(Vatican News)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

08. August 2018, 12:34