Papst in Vilnius: Empfang durch Litauens Staatspräsidentin
Nach dem Empfang am Flughafen fand eine Unterredung zwischen der seit 2009 amtierenden Staatschefin und dem Papst im Präsidentenpalast statt. Grybauskaite hatte den Vatikan 2015 besucht. Bei dem damaligen Gespräch mit Franziskus ging es nach offiziellen Angaben unter anderem um den Ukraine-Konflikt und die europäische Integration. Beide sprachen sich auch für eine größere Solidarität bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus.
Papst: Litauen soll Brücke zwischen Ost- und Westeuropa sein
Litauen muss nach den Worten von Papst Franziskus als Brücke zwischen Ost- und Westeuropa dienen. Damit leiste das Land einen besonderen Beitrag für die EU, sagte er zum Beginn seiner Baltikumreise am Samstag in Vilnius. In seiner ersten Rede im Präsidentenpalast mahnte er, Toleranz, Gastfreundschaft, Respekt und Solidarität lebendig zu halten. Diese Werte hätten Litauen erlaubt, als Nation zu wachsen und nicht unterzugehen. Anlass der Visite, die auch Lettland und Estland umfasst, ist die Unabhängigkeitserklärung der drei baltischen Staaten vor 100 Jahren.
Der Papst erinnerte vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft an die „Prüfungen und Leiden“ im vergangenen Jahrhundert. Um Schmerz und Ungerechtigkeit in eine Chance zu verwandeln, müsse Litauen seine Seele bewahren, die es als Nation geformt habe. Franziskus verwies auf das Zusammenleben verschiedener Ethnien wie Litauern, Tartaren, Polen, Russen, Ukrainer und Deutschen sowie unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Erst totalitäre Ideologien hätten die Fähigkeit zur Gastfreundschaft durch Gewalt und Misstrauen zerstört. Besondere Aufmerksamkeit verlangte der Papst für die Jugend. Aufgabe der Politik sei es, eine aktive Teilhabe der jungen Generation am Gesellschaftsleben zu fördern.
Vergangenheit Litauens von Krieg und Besetzung geprägt
Auch Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite erinnerte in ihrer Begrüßung an die Vergangenheit von Krieg und Besetzung und mahnte zu einer menschlichen Gesellschaft. Ein „starker Glaube“ habe die Menschen in Litauen befähigt, Exil, Haft und das Leben in Partisanenbunkern über lange Jahre der Not zu bestehen.
Ausdrücklich verwies Grybauskaite auf den Gedenktag für die Ermordung der litauischen Juden, der am Sonntag begangen wird. Unter dem nationalsozialistischen und stalinistischen Regime seien „viele aufgestanden, um Juden zu retten, weil sie Menschlichkeit als das höchste Gut ansahen“. Ziel sei auch heute eine Welt, in der „das Tor der Barmherzigkeit immer offen steht“, so die Präsidentin.
Papst Franziskus besucht am Sonntag die Gedenkstätte des jüdischen Ghettos in Vilnius sowie das Museum der Besatzungen und des Freiheitskampfs. Zuvor feiert er in der westlich gelegenen Stadt Kaunas eine Messe unter freiem Himmel
In Litauen gehören mehr als drei Viertel der Bevölkerung der katholischen Kirche an.
(kna – mg)
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