Papst am „Tor der Morgenröte“: Gemeinsam statt gegeneinander

Es war neu ins Programm aufgenommen worden: Auf Wunsch des Papstes hielt Franziskus eine kurze Ansprache mit Ökumenevertretern bei einem Besuch des „Tors der Morgenröte“ in Vilnius am Samstagnachmittag. Bei dem Tor befindet sich die vielverehrte Marienikone „Muttergottes der Barmherzigkeit“.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Auch Papst Johannes Paul II. betete hier bei seinem Besuch des Baltikums vor 25 Jahren. Das Tor ist ein bedeutender Wallfahrtsort für katholische wie auch orthodoxe Gläubige. In seiner Ansprache ging Franziskus am Samstagnachmittag zunächst auf „Tor der Morgenröte“ ein. Es handele sich um einen Rest der Befestigungsmauer von Vilnius. Sie diente zur Abwehr jeglicher Gefahr und Aggression. Die Befestigung wurde 1799 vom Heer der Invasoren völlig zerstört, wobei nur ein Tor übrigblieb, an der nun Franziskus stand. Davor steht das Bild der „Mutter der Barmherzigkeit“.

Zum Nachhören

Weiter ging der Papst auf die Bedeutung der Ikone ein. Maria wolle die Christen beibringen, „dass wir uns schützen können, ohne anzugreifen, dass es möglich ist, wachsam zu sein, ohne dass man dazu krankhaft misstrauisch sein muss“. Das besondere an der Ikone in Vilnius sei, dass die Mutter ohne Kind dargestellt wird. Alles sei aus Gold. Jesus sei jedoch „wie ein Siegel in jedes menschliche Herz gesetzt“. „Wenn wir uns aus Angst vor anderen in uns selbst einschließen, wenn wir Mauern und Barrikaden errichten, berauben wir uns letztlich der Guten Nachricht Jesu, welche die Geschichte und das Leben der Mitmenschen kennzeichnet. Wir haben in unserer Vergangenheit zu viele Festungen gebaut, heute aber spüren wir die Notwendigkeit, einander in die Augen zu sehen und uns als Brüder und Schwestern anzuerkennen, geeint unterwegs zu sein und mit Freude und in Frieden den Wert der Brüderlichkeit zu entdecken und zu erfahren“, so der Papst.

Orte gegenseitiger Begegnung schaffen

Er würdigte das Heiligtum in Vilnius als Ort, an dem täglich Menschen aus vielen Ländern und Konfessionen herkämen. „Wie schön wäre es, wenn mit dieser Freizügigkeit, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen, auch die Möglichkeit verbunden wäre, Orte gegenseitiger Begegnung und Solidarität zu schaffen, damit wir die Gaben, die wir umsonst empfangen haben, weitergeben können; damit wir aus uns selbst herausgehen und uns anderen hingeben können, indem wir unsererseits auch die Gegenwart und Vielfalt der anderen als Geschenk und Reichtum für unser Leben anzunehmen vermögen.“

Öffnung gegenüber der Welt werde jedoch oft in Konkurrenzsituationen betrachtet, wo „der Mensch dem Menschen ein Wolf“ ist und nur Platz ist für den Konflikt, der Menschen trennt, für die Spannungen, die sie erschöpfen, sowie für Hass und Feindschaft, die sie nirgendwo hinführen, fuhr Franziskus fort.

Stattdessen sollten sich alle von der Muttergottes der Barmherzigkeit führen lassen, schloss Franziskus seine Ansprache.

(vatican news)

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Eindrücke vom Besuch in Vilnius
22. September 2018, 16:34