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Papst an litauische Priester: „Die Unruhe des Herzens nicht verlieren“

„Erinnert euch immer an eure Märtyrer, habt keine Angst davor – auch wenn der Geist der Welt euch davon ablenken will!“ Das sagte Papst Franziskus am Sonntagabend bei einem Treffen mit Priestern und Ordensleuten in Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Es sind Heilige. Für viele von ihnen werden jetzt Seligsprechungsverfahren aufgenommen“, darüber habe er an diesem Sonntag mit den litauischen Bischöfen gesprochen, so Franziskus.

„Heute sind es keine Diktatoren, die uns verfolgen…“

„Unser Glaube wird heute in vielerlei Weise auf die Probe gestellt“, fuhr der Papst, vom Redemanuskript abweichend, fort. „Heute sind es keine Diktatoren, die uns verfolgen… Nachdem wir zu unserer Berufung Ja gesagt haben, finden wir oft keine Freude mehr am Gebet und am Gemeinschaftsleben. Der Geist der Säkularisierung berührt auch den Gemeinschaftsgeist; das ist die Versuchung der zweiten Generation. Unsere Väter haben gekämpft, gelitten, sind eingesperrt worden; vielleicht haben wir nicht mehr die Kraft, weiterzugehen.“ 

Viele Priester und Ordensleute würden angesichts des ehelosen Lebens, zu dem sie sich verpflichtet hätten, traurig und fühlten sich ungeliebt. Der Papst riet ihnen, sich „Rat zu suchen“ und „das in absehbarer Zeit zu heilen“, um nicht zu „ganz armseligen Figuren zu werden“. „Habt Angst vor dieser Traurigkeit – sie wird vom Teufel gesät!“ Überhaupt sollten gottgeweihte Menschen immer eine Mahnung aus der Apostelgeschichte beherzigen: „Vergesst die Tage der Frühzeit, eure Vorfahren, nicht!“ 

„Nichts darf das Gebet ersetzen“

Franziskus bat seine Zuhörer, sich zu fragen, ob sie noch Sehnsucht nach Gott verspüren „oder ob im Gegenteil nichts mehr in uns schreit, sich nichts mehr sehnt nach dem lebendigen Gott“.

„Wie der durstige Hirsch angesichts des knappen Wassers brüllt, so sollten auch wir uns bei der Suche nach der Tiefe, der Wahrheit und der Schönheit Gottes bemerkbar machen. Vielleicht hat uns die Wohlstandsgesellschaft übersatt gemacht, überhäuft mit Dienstleistungen und Gütern, und wir sind am Ende vollgestopft mit allem, mit allen Nichtigkeiten; vielleicht sind wir betäubt oder zügellos, aber nicht erfüllt. Wir Männer und Frauen mit einer besonderen Weihe dürfen niemals zulassen, dieses Seufzen, diese Unruhe des Herzens zu verlieren, die nur im Herrn zur Ruhe kommt“.

„Keine brandaktuelle Information, keine flüchtige virtuelle Kommunikation“ dürfe an die Stelle des Gebets treten. „Es geht darum, unsere Sehnsucht nach Gott zu pflegen“, so der Papst eindringlich. Die Kleriker und Ordensleute sollten außerdem „den Schmerz der anderen sehen“ und sich fragen, warum „unser Volk aufgehört hat zu seufzen und jenes Wasser zu suchen, das seinen Durst stillt“.

Keine nur menschliche Hoffnung

„Der Schrei, der uns Gott im Gebet und in der Anbetung suchen lässt, ist derselbe Schrei, der uns die Klage unserer Brüder und Schwestern hören lässt. Sie hoffen auf uns, und wir müssen uns organisieren, wir müssen planen und in unserem Apostolat mutig und kreativ sein. Unser Wirken darf nicht der Improvisation überlassen bleiben, sondern muss auf die Bedürfnisse des Volkes Gottes eingehen.“

Franziskus rief seine Zuhörer dazu auf, nicht zu resignieren, sich nicht auf Mittelmäßigkeit einzulassen, nicht zu Funktionären zu werden und vor Anfechtungen nicht zurückzuweichen. „Es sind gerade die Prüfungen, die die Besonderheit der christlichen Hoffnung hervortreten lassen, denn wenn es nur eine menschliche Hoffnung ist, werden wir frustriert und im Scheitern erdrückt werden.“

„Gemeinschaft darf keine Dekoration sein“

Gerade Priester sollten nicht zu Einzelgängern werden. „Oft haben wir unsere Aufmerksamkeit so auf die persönliche Verantwortung gelenkt, dass die Gemeinschaft schließlich nur noch zur Hintergrundkulisse, zu einer Dekoration geworden ist. Aber der Heilige Geist versammelt uns, versöhnt unsere Unterschiede und erzeugt neue Dynamiken, um die Sendung der Kirche zu beleben.“

(vatican news)
 

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23. September 2018, 14:01