Papst an interreligiöse Konferenz: Einsatz für gesamte Menschheitsfamilie gefordert
Christine Seuss - Vatikanstadt
In dieser komplexen Gemengelage sei der Beitrag der Religionsgemeinschaften bei der Suche nach Lösungen gefordert, so Franziskus an die versammelten Teilnehmer des interreligiösen Gipfels. Insbesondere Menschen des Glaubens, so die Aufforderung des Papstes, könnten den Bedrohungen nicht gleichgültig gegenüberstehen. Ihr grundlegender Beitrag bestehe darin, die „Fruchtbarkeit eines konstruktiven Dialoges“ zur Lösung der Probleme aufzuzeigen, „die uns alle betreffen“. Dies hieße jedoch nicht notwendigerweise, auf die eigene Identität verzichten zu müssen. Dialog bedeute vielmehr, eine Gelegenheit „zur gegenseitigen Bereicherung“ zu ergreifen und auf Augenhöhe und im gegenseitigen Respekt die Positionen des anderen zu verstehen: „Weil es nicht möglich ist, ein gemeinsames Haus ohne Menschen zu bauen, die anders denken, oder ohne das, was sie für wichtig halten und was zu ihrer tiefsten Identität gehört.“
Jeder Versuch, eine echte „wirtschaftliche, soziale oder technologische Entwicklung zu erreichen“, müsse die Würde des Menschen berücksichtigen – auch hier, angesichts einer Welt, in der ein „technokratisches Entwicklungsparadigma“ gefestigt sei, komme den Religionsgemeinschaften mit ihrem „neuen Blick“ auf den Menschen, der von Gott geschaffen sei, eine „wichtige Rolle“ zu, betonte Franziskus. „Wir sind von der Überzeugung getragen, dass der Mensch Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft´ ist“, zitierte der Papst aus der Apostolischen Konstitution Gaudium et spes. Es sei daher Aufgabe der Religionsgemeinschaften, „eine neue Sichtweise auf Mensch und Realität“ anzubieten, die nicht mehr von manipulativem und dominantem Eifer geprägt sei, sondern durch das Bewusstsein, einer „Art universeller Familie“ anzugehören.
Er rief in diesem Zusammenhang die Versammlung zu Einsatz dafür auf, das „gemeinsames Haus“ durch die Sorge um die ganze Menschheitsfamilie zu schützen. Jeder, so der Papst abschließend, werde bei diesem Werk benötigt und müsse dabei seinen eigenen kulturellen Hintergrund und Glauben einbringen.
Ein interreligiöser Gipfel vor G20
Vom 30. November bis 1. Dezember treffen sich die führenden Politiker der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen zu ihrem jährlichen Gipfel, der diesmal im argentinischen Buenos Aires stattfindet. Es ist das erste Mal überhaupt, dass der Gipfel in Südamerika abgehalten wird. Seit fünf Jahren richtet das jeweilige G20-Gastgeberland auch die interreligiöse G20-Konferenz aus, an deren Teilnehmer sich der Papst mit seinem Grußwort richtete. Zweck der Konferenzen ist es, sich vom religiösen, philosophischen und ethischen Gesichtspunkt aus mit sozialen und politischen Fragen zu beschäftigen und ihre Überlegungen den Entscheidungsträgern, die am G20-Gipfel teilnehmen, zur Verfügung zu stellen.
(vatican news)
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