Papst: „Es gibt keine Evangelisierung im Labor“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Bei einem Gespräch mit jungen Besuchern aus dem französischen Verviers riet der Papst an diesem Montag zu einem „Dialog, der auch mit den Händen stattfindet“ und möglichst „nicht vier Wochen dauern“ solle – eine Anspielung auf die eben zu Ende gegangene Bischofssynode im Vatikan.
Franziskus wurde auch gefragt, wie man heute als junger Mensch am besten die Heilige Schrift liest. Seine Antwort:
Das Wort Gottes ist wie ein Schwert
„Es sind die Armen, die das Wort Gottes am besten verstehen – weil sie ihm kein Hindernis entgegenstellen. Dabei ist dieses Wort wie ein Schwert, das dir bis zum Herzen sticht. Und je ärmer im Geist wir werden, umso besser verstehen wir es. Wenn Sie in die Bibel gucken, denken Sie vielleicht: Ach je, ist das kompliziert – das verstehe ich nicht. Aber probieren Sie mal aus, ruhig zu bleiben. In Ruhe zu lesen und hinzuhören. Sie werden überrascht feststellen: Das Wort ist angekommen.“
Das Wort Gottes trete nämlich „nicht nur über das Ohr in uns ein, sondern auch über das Herz“, so der Papst. Und wenn jemand spüre, dass das Wort Gottes ihn nicht erreiche, dann solle sich der Betreffende fragen: Woran liegt’s? „Habe ich das Herz voll mit anderen Dingen – ein Herz, das nicht hört?“
Man kann gar nicht allein beten
Auf eine Frage zum Gebet hin bemerkte der Papst, das Gebet in der Gruppe falle uns in der Regel leichter, „weil wir uns gegenseitig unterstützen“. Das lehre, „dass man gar nicht alleine beten kann“. „Wie denn das? (Der heilige Charles) de Foucauld hat doch allein gebetet? – Ja, das stimmt, ich stehe manchmal allein vor Gott, um ihm im Gebet zu begegnen. Aber nur physisch allein! Wir sollten uns klarmachen: Mit mir ist die ganze Kirche. Die ganze Gemeinschaft. Das ist die christliche Art des Betens.“
Wo können wir hingehen?
Evangelisierung müsse „unterwegs“ stattfinden, betonte Franziskus auf eine weitere Frage. Es gebe keine „Evangelisierung im Labor“, sondern nur eine Evangelisierung „Körper an Körper“. Jesus habe seine Jünger zur Verbreitung der Frohen Botschaft zum Aufbruch gedrängt. „Er sagte ihnen nicht: Machen Sie ein Treffen, trinken Sie Tee und evangelisieren Sie. Nein – er schickte sie raus. Also, wenn Sie ein Treffen abhalten, dann überlegen Sie: Wo können wir hingehen? In ein Krankenhaus, oder in ein Altenheim? Immer überlegen: Wo kann ich für einen halben Tag mit der Gruppe hingehen.“
Mit Spott bedachte der Papst „traurige Evangelisierer, leblos, mit einem Essiggesicht“. Stattdessen sei es die „Freude des Evangeliums“, die uns zum Weitertragen der Botschaft Jesu dränge. „Freude des Evangeliums“, „Evangelii gaudium“, hieß die Programmschrift des Papstes vom Herbst 2013. Sie sei auch heute noch gültig, sagte Franziskus, er empfehle sie zur aufmerksamen Lektüre.
(vatican news)
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