Franziskus: „Maria ist meine Mama”
Der Autor hatte 2007 im Redaktionssekretariat des Bischofstreffens von Aparecida mit Erzbischof Mario Bergoglio zu tun, kurz nach seiner Wahl traf er dann den neuen Papst zu dem nun veröffentlichten Gedankenaustausch. Im Jahr 2017 wurde der Brasilianer zum Sekretär des neu aufgestellten Dikasteriums berufen.
Der Papst habe ihm auf einfühlsame Weise dabei geholfen, die richtigen Fragen zu stellen, lässt der Autor im Schlussteil des Buches das Gespräch Revue passieren. Bei seiner ersten Auslandsreise als Papst, im Juli 2013 nach Brasilien zum Weltjugendtag, war er auch im Marienheiligtum Aparecida. Dort habe es ihn sehr berührt, verrät Awi Mello, dass der Papst die Anwesenden um Gebet für sich gebeten habe – eine Geste, die den Gläubigen auf der ganzen Welt mittlerweile mehr als vertraut sein dürfte.
„Nur kurz danach, auf dem Rückflug nach Rom, würde der Papst den Journalisten den Grund dafür erklären, warum er stets um Gebete bittet”, hält der Autor des Buches Rückschau. „Es kommt aus meinem Innersten!“, so der Papst damals zu den Journalisten. Er bitte auch Maria immer um Gebet: „Es ist eine Angewohnheit, aber eine die vom Herzen kommt […] Ich fühle, dass ich bitten muss, ich weiß nicht, es ist einfach so...”, wiederholt Awi Mello die Worte des Papstes.
Ähnlich habe Franziskus sich dann auch ihm selbst gegenüber geäußert, bei Gelegenheit des zweistündigen Interviews im Vatikan. Nur kurz, bevor die Gesprächszeit an ihrem Ende angelangt sei, habe der Papst ihm die Gelegenheit zu einer letzten Frage gegeben. Daraufhin habe er Franziskus spontan gefragt, was die Jungfrau für ihn bedeute. „Sie ist meine Mama“, hatte der Papst geantwortet, informell und voller Zärtlichkeit. Nach einer kurzen Pause habe er hinzugefügt: „Vielleicht ist sie die einzige Person, bei der ich den Mut habe, zu weinen. Denn ich bin ein harter [Kerl]. Normalerweise weine ich nicht“, so Franziskus, der dann sagte: „Aber mit der Madonna, ja, da habe ich es getan. Sie weiß es. Ich fühle, dass ich mit ihr weinen kann.“
Der Ton, in dem er „Mama” ausgesprochen habe, erinnert sich Awi Mello an die kurze Episode des Gesprächs, habe Intimität und Zärtlichkeit verraten, mehr noch als der normalerweise gebrauchte, etwas förmlichere Ausdruck „Mutter“. „Diese Worte fassen unsere gesamte Unterhaltung zusammen, sie resümieren ein Leben voller Liebe und tiefer Bindung zwischen Jorge Mario und Maria. Wie schön, festzustellen, dass das, was offensichtlich ist, auch so real ist!“, betont der Autor des Buches. Denn man gewöhne sich mit der Zeit derart an das Offensichtliche, dass es mit der Zeit scheinen könne, dass es weniger Wert habe.
„Maria ist einfach Mutter. Es ist die jahrtausendealte Erfahrung der Kirche, es ist die Erfahrung von Millionen von Christen. Und es ist die lebendige und wirkliche Erfahrung des Herzens von Franziskus,“ so der Geistliche, der mittlerweile auf Wunsch von Franziskus Sekretär des Dikasteriums für Laien, Familie und das Leben ist.
Das Buch „È mia madre. Incontri con Maria. Papa Francesco in dialogo con Alexandre Awi Mello“ ist in italienischer Sprache bei Città Nuova erschienen und hat 328 Seiten. Der Preis liegt bei 22 Euro.
(or - cs)
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