Papst: Politik verpflichtet zu Menschlichkeit und Heiligkeit
Christina Höfferer - Vatikanstadt
„In einer Zeit, in der die Komplexität des politischen Lebens Laien und Staatsmänner von großer menschlicher und christlicher Statur erfordert, ist es wichtig, Giorgio La Pira wiederzuentdecken, eine beispielhafte Figur für die Kirche und die heutige Welt“, sagte der Papst. La Pira sei ein begeisterter Zeuge des Evangeliums und ein Prophet der Neuzeit gewesen; seine Haltung sei immer von einer christlichen Perspektive inspiriert gewesen.
Vom Gelehrten zum Vater der Verfassung
Ab 1936 lebte der Gelehrte im Florentiner Kloster San Marco, wo er sich der Forschung widmete und sich auch um die Veröffentlichung der Zeitschrift Principi kümmerte, in der der Faschismus kritisiert wurde. Auf Druck des Regimes flüchtete La Pira dann in den Vatikan.
1946 wurde er in die Verfassungsgebende Versammlung gewählt, wo er seinen Beitrag zur Ausarbeitung der Verfassung der Italienischen Republik leistete. „Aber seine Mission im Dienste des Gemeinwohls“, so Franziskus, „fand ihren Höhepunkt in der Zeit, in der er in den fünfziger Jahren Bürgermeister von Florenz war. La Pira verfolgte eine politische Linie, die offen für die Bedürfnisse des sozialen Katholizismus war und immer auf der Seite der ärmsten und anfälligsten Bevölkerungsgruppen stand“.
Engagement in Vietnam
La Pira setzte sich für Frieden und christliche Zivilisation ein und machte mit lebhaften Appellen gegen den Atomkrieg auf sich aufmerksam. Aus dem gleichen Grund unternahm er im August 1959 eine historische Reise nach Moskau. Sein politisch-diplomatisches Engagement wurde immer prägnanter: 1965 berief er in Florenz ein Symposium für den Frieden in Vietnam ein und reiste dann persönlich nach Hanoi, wo er Ho Chi Min und Phan Van Dong treffen konnte.
Franziskus: „Liebe Freunde, ich ermutige euch, das kirchliche und soziale Erbe des Ehrwürdigen Giorgio La Pira am Leben zu erhalten und zu verbreiten; insbesondere sein ganzheitliches Glaubenszeugnis, seine Liebe zu den Armen und Ausgegrenzten, seine Arbeit für den Frieden, die Umsetzung der sozialen Botschaft der Kirche und seine große Treue zu den katholischen Richtlinien. All dies sind Elemente, die eine gültige Botschaft für die Kirche und die Gesellschaft von heute darstellen, die durch die exemplarische Darstellung ihrer Gesten und Worte verstärkt wird.“
Beispiel für den öffentlichen Sektor
Das Beispiel von Giorgio La Pira sei besonders wertvoll für diejenigen, die im öffentlichen Sektor arbeiten, die aufgerufen sind, auf die negativen Situationen zu achten, die Johannes Paul II. als „Strukturen der Sünde“ definiert hatte (vgl. Enc. Sollicitudo rei socialis, 36). Diese seien die Summe von Handlungsweisen, die der Erfüllung des Gemeinwohls und der Achtung der Würde des Menschen zuwiderliefe. Dies trete zu Tage, wenn der Klientelismus über der Gerechtigkeit stehe, wenn eine übermäßige Bindung an die Macht den Generationenwechsel und den Zugang zu neuen Arbeitskräften wirksam behindert.
(vatican news)
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