Papstbotschaft an Weltjugendtag der Indigenen
Stefan von Kempis - Vatikanstadt
Bis zum 21. Januar dauert dieser Mini- oder Vor-Weltjugendtag, dann geht er im „großen“ Weltjugendtag in Panama-Stadt auf. Aber das Indigenentreffen ist eine Premiere, ein Novum – und darum hat jetzt auch Papst Franziskus per Video seine Grüße dorthin geschickt.
„Liebe jungen Leute, beim Abschluss des Weltjugendtages von Krakau 2016 habe ich gesagt: Nehmen wir die Erinnerung an unsere Vergangenheit und bauen wir daraus eine Zukunft der Hoffnung. Und das habt ihr zum Motto eures Indigenentreffens gemacht. Herzlichen Glückwunsch dazu, dass ihr zum ersten Mal so eine Vorveranstaltung zum Weltjugendtag mit Indigenen aus aller Welt auf die Beine gestellt habt!“
„Dankbar sein für die Geschichte ihrer Völker“
Franziskus ermunterte die jungen Leute in Panama dazu, bei der „Feier“ ihres Glaubens an Christus von ihren „reichen, tausendjährigen Herkunftskulturen“ auszugehen. Sie sollten „dankbar sein für die Geschichte ihrer Völker“ und mutig angesichts der Herausforderungen der heutigen Welt.
„Zurückgehen zu den Kulturen der Herkunft. Eure Wurzeln erkennen, denn aus den Wurzeln kommt die Kraft, die euch wachsen, blühen, Frucht bringen lassen wird. Euch kommt es auch zu, im Umfeld des Weltjugendtages das indigene Gesicht der Kirche zu zeigen und unser Versprechen zu bekräftigen, dass wir das gemeinsame Haus bewahren und für eine andere Welt arbeiten wollen, eine gerechtere und menschlichere!“
„Gemeinsames Haus“ – so nennt Papst Franziskus gemeinhin die Schöpfung. Seine große Umweltenzyklika Laudato si‘ von 2015 hat den Untertitel „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“. Franziskus ermuntert die indigenen Jugendlichen in seiner Videobotschaft, von Laudato si‘ aus „im Geist des Evangeliums Antworten zu suchen auf den Skandal der Ausgrenzung, des Wegwerfens und Verarmens, zu dem Millionen junger Leute – vor allem aus indigenen Völkern – in aller Welt verurteilt sind“.
„Möge euer Handeln und euer Bewusstsein, zu euren Völkern zu gehören, eine Reaktion auf diese Wegwerfkultur sein, diese Kultur des Vergessens der Wurzeln… Liebe Jungen und Mädchen, nehmt eure Kulturen bewusst an! Nehmt eure Wurzeln bewusst an! Und bleibt dann nicht dabei stehen… Die Wurzeln müssen hinüberreichen in die Zukunft – das ist heute eure Herausforderung!“
Unser Interview mit einem Indigenen-Experten
Übrigens: Auch mitten in der Hauptstadt Panama-Stadt wird während des Weltjugendtags ein Indigenen-Dorf aufgebaut sein. Dort sollen die Indigenen aus aller Welt, die sich derzeit in Soloy treffen, ins Gespräch kommen mit den jungen Pilgern aus aller Welt.
Mittel- und Südamerika wimmeln von autochthonen Völkern: Allein im kleinen Panama sind es sieben. „Indigene sind weitgehend an den Rand gedrängt und von der Macht ausgeschlossen, selbst wenn man ihnen manchmal irgendeinen repräsentativen Posten überlässt“, erklärt im Interview mit Vatican News der französische Priester Bernard Gosse.
„Aber konkrete Macht haben sie nicht, und auch ihre Kultur war lange Zeit unterdrückt, so gab es zum Beispiel keinen Schulunterricht in ihren eigenen Sprachen. Selbst in der Kirche – wenn man zum Beispiel eine Bibel in ihre Sprache übersetzt, dann reicht eine schlechte Heftung und das billigste Papier. Da ist immer diese Mentalität…“
Gosse weiß, wovon er spricht: Der Guatemala-Kenner hat die Bibel in K’iche‘, eine der indigenen Sprachen, übertragen. Und hat danach dann vor allem darauf geachtet, dass der Druck nicht völlig unansehnlich wurde, nach dem Motto: Ist ja nur für die Indigenen…
„Diese Mentalität ist ein Erbe der Kolonisierung, ganz eindeutig. Die Kolonisierung war eine totale Leugnung der Rechte von Ureinwohnern, und auch die Kirche hat in dieser Hinsicht Dreck am Stecken. Das traditionelle Musikinstrument in Guatemala wurde zum Beispiel von den Missionaren verboten, weil sie es als Instrument des Teufels ansahen!“
Viele indigene Schriften seien während der Kolonialherrschaft zerstört worden, weil man ihren Inhalt als Teufelszeug betrachtet habe, berichtet Gosse. „Das war damals die religiöse Mentalität; die Conquistadores wollten von Rechten von Ureinwohnern nichts wissen.“
(vatican news)
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